Zakariya al-Razi (persisch „زکریا رازی“) war ein bedeutender persischer Arzt, Naturwissenschaftler, Philosoph und Alchemist. Er ist auch als ar-Razi, ibn Zakaria (Zakariya) bekannt, latinisiert als Rhazes oder Rasis.
Bevor er Arzt wurde, beschäftigte er sich mit Musiktheorie. Er leitete ein Krankenhaus in Ray und übernahm später eine entsprechende Stelle in Bagdad.
Anders als Al-Kindî war er Alchemist, Arzt und studierte fleißig Naturphilosophie, während ihn mathematisch-logische Fragen weniger interessierten. Medizin, wahrscheinlich auch Philosophie, hat er bei Raban Al-Tabri gelernt.
Er wurde bekannt als Autor zahlreicher medizinischer Bücher, die sehr lange zum Medizinstudium benutzt wurden. Als einer der ersten konzentrierte er sich auf die psychischen Seiten der Medizin und der Heilung und dachte sich das Verhältnis von Leib und Seele als von der Seele bestimmt. Ein Mediziner sollte seiner Meinung nach auch ein guter „Seelenarzt“ sein.
Außerdem schätzte er das „tausendjährige Wissen der Bücher“ weit mehr als vergleichsweise kurzfristige Schlüsse erfahrungsarmer Logiker und darauf aufbauende Philosophie. Da er sehr viele Experimente machte und fast alle seine Aussagen, vor allem in der Medizin, selbst erprobte, gilt er als großer Empiriker.
Al-Razi beschrieb eine Methode zur Leichenkonservierung, die im Mittelalter auch in Europa bekannt wurde und sich, mit nachträglichen Verbesserungen, bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts halten konnte. Seine Methode beruhte im Wesentlichen auf Entfernung der Eingeweide, Waschen der Körperhöhlen mit Essig und Weingeist sowie Ausfüllen des Leichnams mit aromatischen Pulvern und konservierenden Salzen.
Sein Leben verbrachte er in Ray, wo er geboren wurde und auch starb, und zeitweise in Bagdad. Als Arzt war er sehr gefragt, auf dem Gebiet der Philosophie zwar viel rezipiert aber fast nur abgelehnt worden, weshalb seine Schriften kaum erhalten und nur durch polemische Antworten seiner Konkurrenten vage zu rekonstruieren sind. Sein philosophisches Interesse galt drei Dingen: der Metaphysik, der Erkenntnislehre und der Ethik.
Er predigte zwar ein mehr oder weniger asketisches Leben, lebte es aber selbst zu wenig, so dass ihm dies meist als Kritik vorgeworfen wurde und wofür er sich in seinem Werk „Die philosophische Lebensweise“ kurz vor Ende seines Lebens rechtfertigte. Abgelehnt wurde er von anderen Philosophen, vor allem aber von der islamischen Geistlichkeit. Al-Razi war kein gläubiger Muslim und ein Kritiker der Religion. Er hatte daher viele Feinde unter den konservativen Geistlichen, was dazu führte, dass er seine Position in Bagdad aufgab.
Al-Razi war danach der Direktor des Krankenhauses in Ray; diesen Posten sollte er schließlich wegen seiner theologie- und prophetenkritischen Werke verlieren. Er starb vermutlich 925 (nach anderen Quellen 932) als verarmter Mann in der Wohnung seiner Schwester in Ray.
Alchemie
Rhazes vermeidet Spekulationen über den Aufbau der Materie, im Gegensatz etwa zur Schule von Dschābir ibn Ḥayyān (Geber) mit deren Lehre vom Gleichgewicht der Elemente mit festen, an die pythagoräische Harmonie-Ideen angelehnten Verhältnissen. Er orientiert sich stattdessen am Experiment, dargestellt in seinem Buch Geheimnis der Geheimnisse. Er behandelt darin in sachlich nüchterner Weise chemische Geräte und Verfahren, Minerale und Chemikalien, wobei er vier Geister (Schwefel, Arsen, Quecksilber, Salmiak), sieben Körper (Metalle), dreizehn Gesteine, sechs Vitriole (wozu er auch Alaun zählt) und elf Salze unterscheidet. Ziel der Alchemie ist ein Elixier, das Umwandlungen der Stoffe ermöglicht.
Es scheint eine umfangreichere zwölfbändige Darstellung der Alchemie von Rhazes gegeben zu haben, von der aber nur Fragmente und die Einführung (Kitāb al-mudḫal at-taʿlīmī) erhalten sind.
Im lateinischen Mittelalter wurden ihm auch einige weitere Texte zugeschrieben wie das Lumen Luminum (Licht der Lichter) und Das Buch der Alaune und Salze das in Spanien im 11./12. Jahrhundert entstand, im 13. Jahrhundert ins Lateinische übersetzt wurde und unter anderem auf Roger Bacon Einfluss ausübte. Auch der Pseudo-Geber (ein lateinischer Autor der den Namen Gebers benutzte) mit seiner Summa Perfectionis war von Rhazes beeinflusst.