Fast überall in der Welt haben mich meine Reisen und Arbeitsaufenthalte schon hingeführt.
Vorderasien blieb mir bisher jedoch weitestgehend unerschlossen. Nun ergab sich also die Einladung, in den Iran nach Isfahan zu reisen, um dort die Fotografie für ein Buch über diese Perle persischer Kultur zu machen.
Meine Vorstellungen vom Iran waren sehr verschwommen und schemenhaft. Unsicherheit empfand ich zudem wegen der in aller Regel sehr schablonenhaft und negativ vereinfachten Darstellungen des Landes in den Medien. Natürlich war mir klar, dass diese nicht das Abbild einer echten Lebenswirklichkeit sein konnten.
Zunehmend erfüllte mich Neugier und Freude, angesichts eines Aufenthaltes, der mir die Begegnung mit einer mir bisher fremden großen Kultur und Geisteswelt, und in ein als Kind geträumtes Wunderland von „Tausend und eine Nacht“ verhieß.
Die Wirklichkeit des Erlebens war so überaus überraschend, positiv wie bereichernd. Mir begegneten offene, am Anderen interessierte und sehr gastfreundliche Menschen und eine unglaublich komplexen Kunst und Kultur mit einer tiefen Verankerung in religiösen und geschichtlichen Traditionen.
Wie lassen sich die Erscheinungen einer solchen Stadt, mit ihrem modernen Leben, mit Ihren Traditionen, Stein gewordene Kultur und deren vermutete Hintergründe bildnerisch darstellen?
Meine Fotografien über Isfahan sind weitestgehend selbsterklärend.
Meine gemalten Bilder, die Mischtechniken hingegen, sind sehr viel komplexer und vielschichtiger.
Es lassen sich immer nur Aspekte eines Ganzen darstellen.
Es ist wie bei einem nächtlichen Wanderer an einer belebten Straße. Die aus dem Dunkel auftauchenden Scheinwerfer der Autos erhellen streiflichtartig Details der Umgebung. Die vorüberziehenden Erscheinungen bleiben fragmentarisch und setzen sich zu einem Kaleidoskop aus Eindrücken zusammen. Die Fantasie baut eigene Ahnungen und Vorstellungen von Hintergründen und Zusammenhängen, von einem geheimnisvollen Ganzen, welches unbewiesen und letztlich verborgen bleibt.
So verstehe ich auch meine Bilder über Isfahan.
Es ist ein Spiel mit Versatzstücken und Fragmenten. Kaligrafische Details, deren geistige und religiöse Hintergründe sich mir nur ahnungsweise erschließen, gegen bildhafte Architektur von subtiler Farbigkeit.
Abstraktion gegen Gegenständlichkeit. Malerischer Gestus gegen grafische Präzision und gedruckte Motive.
Materialien unterschiedlichster Art finden hierbei Verwendung:
Japanpapier, Acrylfarbe, Ölfarben, Druckfarben, Japantusche oder auch Sand, Eisenoxyd und zu Grünspan oxydierte Kupferemulsionen.
Ich kann als Maler und Fotograf nur mit den Erscheinungen arbeiten, kann spielerisch versuchen, deren Sinn zu ergründen und meine eigenen, sehr individuelle Wahrnehmungen und Interpretationen in Bildern zu formen.
Die sehr intensive bildnerische Auseinandersetzung mit dem Thema hat mir ein sehr viel tieferes Verständnis des Landes, seiner Menschen und Ihrer Kultur ermöglicht.
Es bleibt hinter allem jedoch ein großes Stück Geheimnis um das Wesen der Dinge.
Dem Betrachter öffnet sich in der Malerei, die eine eigene Sprache ist, der Raum für Assoziationen, nicht für Erklärungen.
Frank Rödel 2014
Vita
1982 –88 Studium an der Hochschule der Künste Berlin / Meisterschüler
1991-2011 Stipendien und Lehraufträge in Thailand, Japan, USA, Frankreich,
Italien, Spanien, Island, Grönland und Deutschland
2010-2011 zehnwöchige Antarktisexpedition
Eine Vielzahl von Einzelausstellungen im In-und Ausland, wie:
„Berlin Museum“ Martin Gropius Bau, Berlin
„Jüdisches Museum“, Frankfurt am Main
2002 „German House Gallery“, Deutsches Generalkonsulat, New York
2003 „National Gallery“, Bangkok, Thailand
„Haggerty Museum of Art”, Milwaukee, Wisconsin, USA
2007 „Hyogo Museum of Art“, Kobe, Japan
2010 „Alliance Francaise “, Ottawa,Canada
2011 „Akademie der Künste“, Taschkent, Usbekistan
2012 „Deutsches Schiffahrtsmuseum“, Bremerhaven
„National Gallery of Uzbekistan“, Tashkent, Uzbekistan