Dr. Mehr Ali Newid
Ostiranisches Kulturerbe der vorislamischen Zeit
Der berühmte Indologe und Iranist Wilhelm Geiger verfasste 1882 eine Monographie über die ostiranische Kultur im Altertum. Mit Recht geht Geiger davon aus, dass Ostiran in der vorislamischen Zeit das gesamte heutige Afghanistan und große Teile Tadschikistans, Usbekistans und Pakistans umfasste. Zu unterschiedlichen historischen Zeiten unterlag dieses große Gebiet den kulturellen Einflüssen der iranischen und der indischen Welt. In den nachchristlichen Jahrhunderten entstand als Ergebnis eine besondere Mischkultur sowohl in sprachlicher als auch in künstlerischer Hinsicht.
In diesem Vortrag werden die iranischen Elemente dieser Mischkultur hervorgehoben. Wir werden auf die lokalen Dynastien der Indo-Parther und der Kushans eingehen, die diesen Kulturraum besonders prägten. Von besonderem Interesse sind die Darstellungen der vorislamischen iranischen Götterwelt auf den Münzen der Kushan-Dynastie sowie der Einfluss der parthischen Kunst auf die baktrisch-sogdische Malerei und die Ghandara-Plastik.