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VIERTES IRANISTIK-FORUM 2019 – FACHTAGUNG FÜR IRANISTIK IN BERLIN 29. Juni 2019| Iran-Haus Berlin

Prof. Dr. Heidi Walcher

Dieser Vortrag vervielfacht den Kulturbegriff und erweitert diesen auf politische und hierarchische soziale Beziehungen.

Es geht damit um politische Kultur und zum Teil um die Kultur der Historiographie. Er setzt eine kritische Lektüre der Quellen zur Abschaffung der Sklaverei im Iran des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts zugrunde und erörtert den sehr langsamen Prozess der Abschaffung des Sklavenhandels und der Sklaverei im Iran im 19. und 20. Jahrhundert ebenso, wie die anhaltende historische Auseinandersetzung mit dem Prinzip einer Sklavengesellschaft.


Englands Politik des Abolitionismus seit Ende des 18. Jahrhunderts bedingte eine wachsende, weltweite Politisierung des Themas und machte den Sklavenhandel sowie Sklaverei zu einer internationalen Frage. Die Intervention Großbritanniens in den Sklavenhandel des Irans war eine Folge unmittelbarer britischer Interessen im Persischen Golf. Ohne die iranische Zusammenarbeit war die Abschaffung des Sklavenhandels in der Region nicht möglich. Großbritannien bemühte eine diplomatische Offensive: 1847 erließ der osmanische Sultan Abd al-Majid ein Verbot des Imports von Sklaven durch den Persischen Golf. 1845 und 1847 wurden Abkommen mit dem Imam von Maskat geschlossen. Seit 1846 verhandelte Großbritannien mit Muhammad Shah, der aber ablehnend reagierte. Die Diskussion mit führenden Mujtahids für ein Verbot des Sklavenhandels, führte zu einigen islamischen Standardaussagen über die positiven Aspekte der Freilassung von Sklaven, hatte aber sonst keine Konsequenzen. Unter anhaltendem diplomatischen Druck gab Muhammad Shah kurz vor seinem Tod im Jahr 1848 nach und erließ ein Verbot des Imports von Sklaven über den Seeweg, genehmigte jedoch ausdrücklich den weiteren Handel von Menschen über die Landrouten. Historiker haben dieses Dekret als erstes „abolitionistisches Dekret“ im Iran bezeichnet. Eine genauere Auseinandersetzung mit den zugänglichen Berichten, macht jedoch deutlich, dies war vor allem eine Maßnahme, um Englands Druck auszuweichen.


Die Fortsetzung der Diskussion über die Sklaverei und der Prozess der Abolition im Iran waren ein langsamer Prozess, der auch mit Reza Schahs Dekret von 1929 nicht einfach beendet war und setzt sich bis ins 21. Jahrhundert fort.

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