Andreas Wilde, Bamberg:
„Irans einstige Perle am Persischen Golf: Zur Kultur und Geschichte von Bandar-e Lengeh“
Von Ausnahmen abgesehen wird Iran trotz seiner langen Küste im Süden in der Geschichtsforschung wenig mit dem Meer in Verbindung gebracht. Entsprechend stellen die maritimen Verflechtungen des Landes wie auch die Geschichte des Küstenstreifens am Persischen Golf und am Golf von Oman ein Desideratum dar.
Dieser Vortrag liefert hier einen kleinen Beitrag in Form eines Werkstattberichtes zur Geschichte der Hafenstadt Bandar-e Lengeh, die im 19. Jahrhundert einen rasanten Aufstieg als Hauptumschlagshafen im Persischen Golf nahm. Damals wurde die Stadt als ʿArūs-i banādir-i Khalīj-i Fārs (die Braut der Häfen des Persischen Golfs) bekannt. Als solche zog die Stadt, die zu keinem Zeitpunkt mehr als 12 000 oder 13 000 Einwohner gehabt haben dürfte, Migranten sowohl aus dem Persischen Golf als auch aus dem Hinterland an.
Im Ergebnis lässt sich eine starke Mischkultur beobachten, die vom engen Nebeneinander verschiedener ethnischer Elemente und Sprachen, wie auch vom wirtschaftlichen und kulturellen Kontakt im Indischen Ozean geprägt war. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederum erlebte Lengeh einen beispiellosen ökonomischen Niedergang. Heute ist die Stadt von nachgeordneter Bedeutung. Der Vortrag geht der Frage nach, welchen wissenschaftlichen Mehrwehrt die Untersuchung einer kleinen Küstenstadt wie Bandar-e Lengeh haben könnte.
Darüber hinaus wird der v.a. in der iranischen Sekundärliteratur abgebildete Wissensstand zur Geschichte der Stadt und ihrer hybriden maritimen Kultur vorgestellt. Hier soll es um die Anbindung Lingas an die Qavāsimī Thalassokratie und die verschiedenen Faktoren gehen, die zum Aufstieg und Niedergang der Stadt geführt haben.