von Melika Torkman Butorabi | Der vorliegende Beitrag befasst sich mit einem kleinen Teil der persischen Literatur, nämlich derjenigen, die nach der islamischen Revolution 1979 außerhalb des Irans in Deutschland entstanden ist. Diese Literatur hat inzwischen ihren Platz innerhalb der Migrations- bzw. Exilliteratur dieser Welt gefunden. Die persische Literatur außerhalb des Irans stellt ein selbständiges literarisches Genre dar, ist jedoch insbesondere in Verbindung mit der iranischen Kultur und Gesellschaft zum Gegenstand der Forschung zu machen.
Im Zusammenhang damit bieten sich folgende Fragen zur eingehenden Auseinandersetzung an: Aus welcher Motivation schreiben persische Autoren in einem fremden Land? Inwiefern wirken sich die Auswanderung und das Leben in einem fremden Land auf die literarischen Kunstwerke aus? Welche kulturellen Aspekte werden thematisiert? Inwiefern wirkt sich das neue Leben bzw. Dasein auf die Einstellung des iranischen Schriftstellers aus? Wie zeigt sich dies in den literarischen Werken?
Auf diese Fragen gibt es sicherlich mehr als eine Antwort und das letzte Wort wird noch lange nicht gesprochen sein. In Anbetracht des bisherigen Forschungsstands, der sich noch auf erste Ansätze beschränkt, sind verschiedene Perspektiven und unterschiedliche Personen zur eingehenden Erarbeitung von Einzelthemen, zur Erforschung der Zusammenhänge und zur Meinungsäußerung gefragt. Im Rahmen dieses Beitrags kann diese interessante Thema nur angerissen werden.
Im Folgenden wird auf einige der oben genannten Aspekte der persischen Literatur eingegangen, die nach der Revolution 1979 im Ausland, insbesondere in Deutschland entstanden ist.
In jüngerer Zeit hat die außerhalb des Landes entstandene persische Literatur trotz der Schwierigkeiten bei der Veröffentlichung und Verbreitung qualitativ und quantitativ an Bedeutung gewonnen. Im Iran wird sie häufig mit Vorurteilen gesehen. Ungeachtet dessen lohnt es sich, sie näher ins Auge zu fassen.
Das Phänomen migrierter Intellektueller gab es – auch im Iran –schon immer und gibt es immer wieder. Auch in der Zeit vor der islamischen Revolution haben iranische Schriftsteller außerhalb des Landes geschrieben. So berichtet der Literaturkritiker Asad Amrayi, dass es während der Kadscharendynastie vor der Verfassungsbewegung bereits persische Intellektuelle gab, die wegen der Tyrannei und der politischen Unterdrückung in Nachbarländern wie Indien (Kalkutta), der Türkei (Istanbul) und Aserbaidschan (Baku) Zuflucht gesucht haben, so zum Beispiel der Autor Dschahangir Khan Suresrafil und der Dichter Malekolmotekallemin.
In der Neuzeit gab es die erst große Auswanderungswelle von persischen Intellektuellen in der Zeit der Pahlevi-Dynastie. Damals suchten Autoren, deren Werke im Iran aus politischen Gründen nicht erscheinen konnten, nach alternativen Möglichkeiten der Veröffentlichung, zum Beispiel über eine Studentenorganisation.
Der wichtigste Aspekt der Exil-Literatur der Pahlevi-Zeit ist laut Amrayi ihr politischer Charakter, der eindeutig gegen das Schah-Regime gerichtet war.
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Melika Torkman Butorabi, Assistenzprofessor an der Allame Tabataba’i University, Institut für Germanistik, Teheran, Iran. E-mail: melika121@yahoo.de.
Erschienen in Spektrum Iran 3/4-2020