Diese Stickerei wird in der Regel auf einem einfachen Grund und mit verschiedenen Nadelstichen und Garnschlingen vorgenommen. Schon im alten Iran hat man gerne Stoffe und Kleidung verziert, ob mit kleinen Perlen oder mit feinen Nadelstichen, ob auf Leinen oder auf Barchent usw.
Nach Beginn der Islamischen Ära im Iran, d.h. im 7. Jahrhundert nach Christus, fand die Verwendung von Stickereien eine größere Verbreitung im Lande. Auch heute ist sie verbreitet. So sind in Isfahan verschiedene Arten von Stickmethoden (Ru-Duzi) üblich. Sie werden zum Teil gleichzeitig auf einem Gewebe miteinander kombiniert. Bestickt werden vor allen Dingen Gebetsteppiche und Koranhüllen, Tischdecken und Taschentücher. Die häufigsten Motive sind Mehrabi (Gebetsnische), Boteh Dschoqeh (stilisierte Zypresse), Islimi-(Arabeske)- und Chatai-Design, Bazubandi (نقش بازوبندی), Pitschak Torandsch پیچک ترنج – und Blütenbilder.
Das Rohmaterial für Ru-Duzi sind ein Stoff, Faden und Nadel und sonstige Hilfsmittel. Die üblichen Stick-Muster (Tarh) werden in zwei große, leicht unterscheidbare Gruppen eingeteilt:
Tarh-e Schekasteh und Tarh-e Gardaan.
Tarh-e Schekasteh besteht aus geraden oder angewinkelten waagerechten und senkrechten oder auch diagonalen Linien. Tarh-e Gardaan setzt sich aus miteinander verbundenen Bogenlinien zusammen.
Wie Untersuchungen an der Achämeniden-Festung Tacht-e Dschamschid (Persepolis) in der Provinz Fars und an den Gebäudekacheln in Schusch (Susa) im Südwesten Irans zeigen, trugen die Vornehmen am Königshof und ihre Wächter bestickte Gewänder. Außerdem hat man in mehreren Gegenden Irans Steinfiguren gefunden, die in verzierte Gewänder gehüllte Menschen darstellen. Für eine Glanzepoche der Nadelstickerei während des Achämenidenreiches (6. bis 4. Jahrhundert vor Christus), mag der Bericht von verschiedenen Historikern zeugen, in dem es heißt, dass der Mazedonier Alexander nach der Eroberung Irans von den Nadelstickereien im Iran beeindruckt war. Er soll zahlreiche Exemplare davon als Geschenk an seine Landsleute in Griechenland geschickt haben.
Zu den wichtigsten Stickmotiven aus der Zeit der Achämeniden gehörten die Abbildung von Tieren, sowie geometrische Muster, aber auch Blumen und geheimnisvolle Bilder mit religiöser Bedeutung.
Iranische Stickereien (Ru duzi) werden in 6 große Gruppen unterteilt:
- Sehr dichte Stickereien, die den Untergrund nicht mehr erkennen lassen
- Dichte Stickeeien auf einem Teil des Gewebes
- Stickereien durch Herausholen der Kette und Schussfäden des Grundgewebes
- Stickereien mit Metallgarn
- Stickereien die dadurch entstehen, dass Metallgarn unter Ketten und Schussfäden durchgeführt wird, sowie
- Stickereien, bei denen nicht nur Garn sondern auch weitere Utensilien zur Verzierung verwendet werden.
Die Stickereien sind geometrisch angelegt und die Farbvariationen von Rot, Grün und Gelb werden mit Weiß, Dunkelblau und Schwarz kombiniert. Es werden die Ärmelränder ebenso bestickt wie lange Hosen, Ganzschleier und Kopftücher. Stickereien verzieren aber auch Möbelbezüge und Kissen, Tischdecken und Gebetsteppiche.
Es gibt eine Vielfalt von Stickmethoden. Der Stoff wird in einen rechteckigen oder runden Rahmen eingespannt. Bestickt werden Leinen, Brokat- und Seidenstoffe, Wolle und Baumwolle. Als Stickgarn dienen Seide, Wolle, synthetische Fasern, Gold- oder Silbergarn oder Fäden mit einer Legierung. Die verschiedenen Bezeichnungen für diese Garnsorten mit Metallglanz sind: Golabtun-, Naqdeh-, Malileh- und Sermeh-Garn.
Die Stickereien der Turkmenen sind besonders bekannt. Sie heißen auch Sia-Duzi und waren in der Vergangenheit bei dieser Volksgruppe gang und gäbe. In der traditionellen turkmenischen Gesellschaft trugen auch die Kinder und Männer bestickte Bekleidung. Außerdem wurden Vorhänge schön bestickt. Heutzutage ist diese Stickerei vornehmlich nur noch für Frauenbekleidung üblich.
Bei-Sia-Duzi handelt es sich um eine Stickerei mit sehr dichten und sehr kleinen Nadelstichen. Die Turkmenen nennen diese Stickerei auch „Sandschim“. Sie besteht aus symmetrischen Phantasiemustern mit geometrischen Linien.
Für Frauenbekleidung bei den Turkmenen wird vor allen Dingen Seide verwendet, während die Männer Wollstoffe tragen. Dem Seidengewebe, das bestickt werden soll, wird eine Lage anderer Stoff unterlegt. Dieser wird in schmalen Abständen durch einen einfachen Nadelstich mit dem Grundgewebe zusammengenäht, um diesem Halt zu geben.
Das Stickgarn besteht aus mehreren zusammengedrehten Seidenfäden. Dann wird durch ein Kettenstich mit schwarzer Seide die Fläche markiert, welche mit einer Stickerei verziert werden soll (Sia-Duzi). Innerhalb dieser schwarz (sia) umrandeten Fläche erfolgt dann das Alwan-Duzi – das heißt die Stickerei mit bunten Fäden. Die letzte Phase nennt sich Sefid-Duzi.
Die Stickmotive der Turkmenen sind stilisierte Abbildungen in ihrem Lebensraum: Gärten, Bäume, Blumen, Vogelschwingen, Blätter oder auch Skorpione. Diese Art der Stickerei ist in den Gebieten mit turkmenischer Bevölkerung in der nordiranischen Provinz Golestan (früher Gorgan) üblich – wie Gonbad-e Kawus, Bandar Turkaman, Aq Qala und Kalalah.
In der Provinz Balutschestan im Südosten Irans steht die Wiege eines der feinsten Kunsthandwerke Irans. Die Stickereien aus dieser Provinz sind besonders schön und originell. Ob auf dem Land oder in der Stadt – so gut wie alle Frauen und Mädchen der Altersgruppe 10 bis 45 verstehen sich auf die Anfertigung dieser Stickereien mit ihren traditionellen Mustern. Die Mädchen erlernen diese Kunst schon als Kind.
Beim Suzan-Duzi der Balutschen wird ein dünner feiner Baumwollstoff oder ein besonderer Stoff, der aus Zahedan, der Provinzhauptstadt von Sistan wa Balutschestan kommt und sich Gaandi Irani nennt, mit Stickgarn verziert.
Wenn mehrere Stickerinnen sich zu einer Gruppe zusammentun, arbeitet jede in einer bestimmten Farbe an dem Entwurf auf dem Stoff und gibt ihn dann an eine andere Stickerin weiter, damit sie die Verzierung in der nächsten Farbe vornimmt. Ein glänzendes Beispiel für die Stickkunst in Balutschestan ist die schön bestickte Kleidung der weiblichen Bevölkerung.
Wie alt die Stickkunst in dieser südostiranischen Provinz überhaupt ist, weiß man nicht so genau. Doch die Frauen der Balutschen sind auch in anderen Ländern für dieses Kunsthandwerk bekannt.
Die staatliche Organisation für Kunsthandwerk Irans hat die schönen Stickereien aus Balutschestan in anderen Ländern vorgestellt. Jedes Jahr werden schöne Beispiele dieser Kunst ins Ausland verschickt.