Sahar Solati | Einleitende Gedanken
Betrachtet man die Geschichte des Iran, so ist dieses Land immer die Bühne von Angriffen fremder Völker gewesen. Hier können die Eroberungen Persiens durch die Araber, die Konflikte zwischen arabischen Muslimen und persischer Herrschaft, der Widerstand der Iraner oder die türkischen und mongolischen Angriffen auf Persien genannt werden. Während dieser langen Jahre lag, mit wenigen Ausnahmen, die Herrschaft zumeist in den Händen fremder Mächte, z.B. der Seldschuken, der Chorezmschahs und der Ghaznawiden, die sich zusätzlich in permanentem Krieg miteinander befanden. Der Angriff der Mongolen allerdings unterschied sich im Hinblick auf den Umfang, die Art und Weise, die Stärke und der vernichtenden Folgen beträchtlich von den anderen genannten Eroberungszügen.
In diesem Beitrag werden kurz die historischen Ereignisse vom 10. bis zum 13. Jahrhundert beleuchtet; somit beschränken sie sich nicht nur auf Saadis Lebenszeit. Dies beruht darauf, da die Erforschung historischer und sozialer Umstände und deren Einflüsse auf Kultur und Literatur einer Gesellschaft nicht möglich ist, wenn nur eine bestimmte Periode erörtert wird. Seit ungefähr drei Jahrhunderten vor dem Mongolenangriff herrschten in Persien aufgrund der türkischen Herrschaft ständige Auseinandersetzungen um die Macht. Neue Herrscher kamen durch Gewalt und Blutvergießen an die Macht. Da sie meist aus einfachen gesellschaftlichen Schichten stammten, fanden sie keine soziale Anerkennung. Der einzige Weg, an der Macht zu bleiben, bestand für sie in der Anwendung von Gewalt. Die Zeit der Ghaznawiden war von den Konflikten zwischen Regierung und Gegnern in Persien und außerhalb der persischen Grenzen sowie von den religiösen Kämpfen Mahmud Ghaznawis mit anderen Ländern stark geprägt.
In diesem Zeitraum litten die Menschen unter der religiösen und autoritären Politik der Regierung. Aufgrund der Hilflosigkeit der Bevölkerung und der fehlenden Unterstützung der Regierung, kapitulierten sie gegenüber dem Feind ohne Widerstand. Auch nachdem die Ghaznawiden von den Seldschuken besiegt worden waren, wurden die Menschen nach wie vor mit Krieg, Armut und Anarchie konfrontiert. Die Seldschukenzeit unterschied sich nicht von den vorherigen Epochen und war eine Zeit langer Kriege. Not, Elend, Armut, Unwissenheit und Seuchen waren weit verbreitet. Obwohl uns die Quellen in diesem Zusammenhang wenige Informationen zur Verfügung stellen, war die Verbreitung der ismailitischen Strömung ein Zeichen der sozialen Unzufriedenheit des Volkes.
Nach den Seldschuken kamen die Chorezmschahs an die Macht. Während des Mongolenangriffs trat Sultan Mohammad Chorezmschah den Rückzug an und überließ das Volk gegenüber den Mongolen seinem Schicksal. Den Menschen, die permanent Bürgerkriege und Angriffe über sich ergehen lassen mussten und unter den Folgen litten, war es mit der Zeit unwichtig, welche fremde Macht an der Spitze der Herrschaft steht. Einzig die Stadt Nischapur ist als Ausnahme zu nennen. Die dortigen Bürger leisteten Widerstand gegen die Mongolen, was dazu führte, dass Dschingis Khans Schwiegersohn ums Leben kam. Dies veranlasste die Mongolen zu einem Massaker, wobei Nischapur zerstört wurde. Solche schrecklichen Nachrichten trugen dazu bei, dass die Einwohner anderer Städte den Widerstand aufgaben.
Der vorliegende Beitrag wurde für diese Ausgabe von Spektrum Iran geschrieben und von Sedigheh Khansari Mousavi aus dem Persischen ins Deutsche übertragen.
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Artikel PDF: Saadis Werk in der bewegten Welt seiner Zeit
Quelle:
Spektrum Iran 2-2017– Wer ist der iranische Dichter-Philosoph Saadi?
http://spektrum.irankultur.com/?p=2235&lang=de