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Rustam, Raḫaš, Yazd und Sīmurġ – Die Sage von Rustam und Sohrāb in der Version der Mandäer; Ein Beispiel für Akkulturation

Gabriele Dold-Ghadar

Das Phänomen der Akkulturation

Kultur, so Thomas F. Glick/Oriol Pi-Sunyer, umfasst nicht nur Kernelemente wie Ideologien, Philosophien, Wertsysteme und Religionen, sondern alle Fähigkeiten, Gewohnheiten und intellektuelle wie materielle Konstrukte eines Menschen in einer Gesellschaft–wobei Kultur niemals in einem dauerhaften Zustand verharre, sondern stets ein System mit multiplen feedbacks sei.

Melville Herskovits beschreibt Kultur als „the man-made part of the environment“  und Roger Keesing begreift sie als ein „System von Wissen, Glauben und Meinen“, das innerhalb der Möglichkeiten des menschlichen Gehirns Informationen verarbeite und „interne Modelle der Realität“ kreiere, welches Akteure innerhalb der Gesellschaft, in die sie hineingeboren werden, als unbewusstes Regelwerk anerkennen.

Akkulturation definiert der Duden als Übernahme von Elementen einer fremden Kultur durch den Einzelnen oder eine Gruppe und kulturellen Anpassungsprozess.

In diesem Zusammenhang bedauert George M. Foster, dass es zwar viele Studien über akkulturierte Völker gebe, aber nur wenige über deren Akkulturation und führt aus, dass im Zuge selektiver Prozesse innerhalb einer non-formalen (also nicht von Gesetz wegen „verordneten“) Akkulturation eine Kontaktsituation neue Ideen und Dinge hervorbringen könne, die nicht Teil der vorher existierenden Kulturen waren.  Auf die Mandäer bezogen liest sich das bei Kurt Rudolph wie folgt:

A survey of demonstrable Persian (Iranian or Zoroastrian) elements in the Mandaean religion clearly shows that the Mandaeans had, in the course of their history, diversely adapted to their greater surroundings without losing their identity.

Die Erkenntnis, dass Akkulturation in ihrem weiteren Verlauf zu einer graduellen und relativ schmerzlosen Assimilation einer Gruppe an eine andere führen kann,  unterstützt die Aussage Kurt Rudolphs, dem wir grundlegende Forschungsergebnisse und Übersetzungen aus dem mandäischen Schrifttum verdanken. Dies mag das Phänomen erklären, dass die in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten in das mesopotamische Kulturgebiet eingewanderte Gruppe der Mandäer eine uns aus dem Shāhnāme bekannte, von Friedrich Rückert nachgedichtete und 1838 erstmals veröffentlichte Legende nicht nur adaptiert, bzw. adoptiert, auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten und insbesondere den Ausgang entsprechend modifiziert und inhaltlich abgewandelt hat, sondern die mandäische Sage darüber hinaus als einzig wahre begreift.

weiter unter:

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