Die digital restaurierte Version von „Reifezeit“ (Coming of Age) des iranischen Filmemachers Sohrab Shahid-Saless wird im Februar in der Klassik-Sektion der 74. Internationalen Filmfestspiele Berlin gezeigt.
Der 1976 in Deutschland gedrehte Film, auch bekannt als „Zeit der Reife“ oder unter dem deutschen Titel „Reifezeit“, ist ein genau beobachtetes Schwarz-Weiß-Drama über den Alltag im Berliner Arbeiterviertel Wedding.
Der 111-minütige Film schildert den Alltag eines Jungen, der erwachsen wird, bei seiner Mutter lebt, Geld spart und von einem Fahrrad träumt.
Die Restaurierung erfolgte im Rahmen eines transnationalen Projekts des Shahid-Saless-Archivs mit dem Ziel, das gesamte Werk des iranischen Regisseurs, der von 1974 bis 1992 in Deutschland arbeitete, zugänglich zu machen.
Shahid-Saless (1944–1998) war Regisseur und Drehbuchautor und eine der berühmtesten Figuren des iranischen Kinos im 20. Jahrhundert. Nach 1976 arbeitete er im deutschen Kino und war ein wichtiger Bestandteil der in der deutschen Filmindustrie tätigen Filmdiaspora.
Er drehte seinen ersten Spielfilm, den Meilensteinfilm „A Simple Event“ (1973). Er beschreibt den Alltag eines zehnjährigen Jungen, der in einer Kleinstadt mit einer kranken Mutter und einem Vater lebt, der mit dem Fischschmuggel um seinen Lebensunterhalt kämpft. „Still Life“ (1974) thematisiert dagegen die Monotonie im Leben eines alten Eisenbahnweichenmanns – ein Film, der viele Preise gewann, unter anderem 1974 auf der Berlinale.
Neben Shahid-Saless‘ Film wurden neun weitere Filme restauriert und werden in der Klassiker-Sektion der diesjährigen Berlinale gezeigt. Die Auswahl reicht vom frühen Tonfilm-Experiment über ein nüchtern-distanziertes Schwarz-Weiß-Drama bis hin zu farbenfroher, kunstvoller Verwertung. Alle Restaurierungen werden Weltpremieren sein.
Unter den restaurierten Fassungen befinden sich zwei Kleinode von Ernst Lubitsch. Das eine ist sein Stummfilm „Kohlhiesels Töchter“ und das andere sein erster Tonfilm „The Love Parade“. Ishirō Hondas „Gojira“ (Godzilla), „After Hours“ von Martin Scorsese, John Schlesingers „The Day of the Locust“ und Andrei Tarkovskys „The Sacrifice“.
Die Berlinale ist ein einzigartiger Ort der künstlerischen Auseinandersetzung und Unterhaltung. Es ist eines der größten öffentlichen Filmfestivals der Welt und zieht jedes Jahr Zehntausende Besucher aus aller Welt an. Auch für die Filmbranche und die Medien sind die elf Tage vom 15. bis 25. Februar eines der wichtigsten Ereignisse im Jahreskalender und ein unverzichtbares Handelsforum.