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Qanat-Bewässerung in Iran

Im Iran wurde bereits vor 3000 Jahren die Qanat-Bewässerung entwickelt, eine technische Meisterleistung. Ein Qanat ist eine unterirdische Wasserrinne von mehreren Kilometern Länge (Iran: durchschnittlich 4 Kilometer, längster Qanat etwa 70 Kilometer). Die persischen Qanate ist eine von der UNESCO gelistete Stätte des Weltkulturerbes im Iran. Die serielle Welterbestätte umfasst elf Qanate, die zum Gewinnen von Trink- und Nutzwasser aus dem Grundwasser höher gelegener Regionen dienen.

Wasser und der Zugang dazu zählte auch früher schon zu den primären Überlebensbedürfnissen der Menschheit. Daher setzte sich der Mensch im Laufe der Geschichte mit dem Thema auseinander, wie man durch verschiedene kreative Methoden Frischwasser fördern kann. Viele Merkmale in Iran beweisen, dass die Iraner schon in früheren Zeiten zivilisiert waren. Das westliche Plateau in Iran hat eine 5000 Jahre alte Geschichte und dort wurde auch die Keilschrift entdeckt. Forschungen zeigen, dass die Iraner 2000 bis 3000 Jahre v. Chr. Landwirtschaft betrieben und dafür vier Bewässerungsmethoden hatten, die sich je nach Klima und Region änderten; es gab Brunnen und Wasserschächte, Kanäle, Dämme und Talsperren sowie Qanate, das heißt unterirdische Wasserrinnen.

Wie Sie sich bestimmt erinnern können, haben wir in den letzten Folgen über Dörfer in der Wüstenprovinz Yazd gesprochen. Heute wollen wir Sie mit den Qanaten in der Provinz bekannt machen. Bleiben Sie also dran.

Qanate oder Kariz gehören zu den außergewöhnlichsten kollektiven Arbeiten, die die menschlichen Bedürfnisse im Bereich Wasserversorgung in Regionen mit Wasserknappheit oder auch in der Landwirtschaft decken können. Diese traditionelle Form der Bewässerung gab es schon in relativ frühen Zeiten. Bereits seit der vorgeschichtlichen Eisenzeit hat man in trockenen Regionen des iranischen Plateaus Qanate als eine Wasserversorgungsmethode angewendet. Die klimatische Lage in den Wüstengebieten Irans und die Wasserknappheit haben die Iraner zu diesem einzigartigen Bewässerungssystem hingeführt. Da es in der Wüste nur wenig Wasser gibt und die Erde sich bewegt, müssen die Steppenbewohner die knappen Wasserquellen und die begrenzten Grundwasserspiegel so gut wie möglich nutzen. Den Steppenbewohnern ist es durch die Erfindung von Qanaten gelungen, ihre Wohngegend mitten in der Wüste zu kultivieren. Diese Methode hat einen sehr großen Einfluss auf das wirtschaftliche System und auch auf das gesellschaftliche Leben. Sie hat zum Ausbau der Landwirtschaft geführt und sorgte für Berufsmöglichkeiten in diversen Städten und Dörfern. Wie die historische Vergangenheit besagt und gemäß antiken Überresten, liegt der Ursprung der Qanatwassergewinnung in Iran, was sich dann allmählich nach Westeuropa, Nordafrika, China und sogar Teilen in Südamerika wie Chile ausbreitete.

Es konnte nachgewiesen werden, dass die Geschichte der Qanate in Iran der vorgeschichtlichen Zeit und der Eisenzeit zuzuordnen ist. Die 5000 Jahre alte Zivilisation in Schahre Sukhte, auch Verbrannte Stadt, genannt und in Ekbatana sowie die Qanate in diesen Städten sind klare Beweise für den Bau solcher Bewässerungssysteme noch vor der achämenidischen Ära.

Herr Gublou, ein französischer Wissenschaftler, befasste sich vor 20 Jahren in Iran mit dem Thema Wassergewinnung im Land. Er betrieb dabei verschiedene Forschungen und nachdem er nach Frankreich zurückgekehrt war, schrieb er seine Promotionsarbeit unter dem Titel „Qanat, eine Technik für die Wassergewinnung in Iran“.

Er belegt in seiner Arbeit, dass die Qanate vor dutzenden Jahrzehnten von den Iranern erfunden wurden. Gublou schreibt in diesem Buch, das 1979 erschienen ist, darüber:

„Alle Beweise zeugen davon, dass die ersten Qanate in dem zivilisierten Land, Iran, entstanden sind. Als die Iraner sich sesshaft machten um Landwirtschaft auszuüben, begannen sie damit Qanate zu bauen. Deshalb hat sich diese technische Meisterleistung unter den Osttürken und Arabern, die ständig unterwegs waren und als Nomaden von einem Ort zum anderen zogen, nicht verbreitet.“

Herr Gublou ist gemäß seiner langjährigen Forschungen und vielen Reisen der Meinung, dass die Qanate zuerst in West-Aserbaidschan in Iran und im heutigen Armenien, gebaut wurden, also in Regionen entstanden, in denen es Bleiminen gab. Seiner Meinung nach wurde 1000 Jahre v. Chr. dieses Bewässerungssystem in einem zivilisierten Land wie Iran erfunden und es hat sich dann von dort aus rasant ins Ausland verbreitet. Zum Beispiel brachten die Iraner 500 Jahre v. Chr. diese Technik den Ägyptern bei. Im Jahr 750 n. Chr. erfuhren die Spanier durch Muslime über dieses System, danach kam es in Marokko an und im 16. Jahrhundert breitete sich diese Methode auch in Amerika aus. Die Forschungen von Gublou beweisen, dass das Qanat-System im Jahr 1780, d.h. vor 230 Jahren auch in Ost-China in Turfan angewendet worden ist.

Ein Qanat ging meist vom Fuße eines Berges oder eines angemessenen Abhangs aus. Dort wurde ein horizontaler Brunnen mit einem Durchmesser von einem bis zwei Metern und einer Tiefe von mehr als 150 Metern gegraben. Dieser Brunnen wird Mutterbrunnen genannt. (Der Qanat von Gonabad hat einen Mutterbrunnen von 350 m Tiefe).

Danach wurden auf einem Weg bis zu den Feldern oder zu den Dörfern hin etliche Schächte hintereinander und mit regelmäßigen Abständen und von qualifizierten Arbeitern angelegt. Der Aushub wurde um den Schachtausgang angehäuft, somit verhinderte man, dass das Regenwasser in den Schacht kam. Die Sohlen der Brunnen wurden miteinander verbunden, so dass zum Tal hin Wasser zur Bewässerung der Felder aus dem Berghang lief. Der Wasser führende Kanal selbst ist 50 bis 80 cm breit und 90 bis 150 cm hoch. Der Kanal musste dabei ein hangabwärtsgerichtetes Gefälle aufweisen, um ein Abfließen des Wassers zu gewährleisten.

Es ist erstaunlich, wie man in alten Zeiten bestimmen konnte, wo der Mutterbrunnen gegraben werden soll und wie unter Mithilfe der damaligen traditionellen Werkzeuge und ohne viel Licht und Sauerstoff, derartige Qanate gebaut werden konnten. Dies zeigt die Weisheit und Initiative der damaligen Iraner, die dieses System entdeckt hatten. Früher war es wichtig, den richtigen Ort für den Mutterbrunnen zu bestimmen, denn ein Fehler kostete viel Zeit und Geld. Dafür waren erfahrene Leute zuständig, die die Gegend nach der Pflanzenbedeckung und Art der Grünflächen erforschten. Wo es die meisten Disteln gab, wurde als Ort für den Mutterbrunnen bestimmt. Denn Disteln haben eine tiefe Wurzel und sie wachsen dort, wo es ein feuchtes Erdreich gibt.

https://parstoday.com/de/radio/programs-i28018-iranische_d%C3%B6rfer_ihre_attraktionen_und_wunder_teil_29

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