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Politik und Religiosität

Die Revolution des iranischen Volkes ist sicherlich eines der wichtigsten Ereignisse der Gegenwartsgeschichte. Sie entstand aufgrund religiöser Werte und islamischen Denkens und führte zur Bildung der Islamischen Republik.    

Die Islamische Revolution  ist auch noch nach 42 Jahren taufrisch. Die heutigen jungen Revolutionäre sind sogar noch eifriger als ihre Väter, im Jahre 1978, auf dem Schauplatz des Kampfes gegen Unterdrückung und Imperialismus präsent. Obwohl sie weder die Korruption und die Missstände vor der Revolution noch die Revolution selber und den auferlegten Krieg erlebt haben, ist die junge Generation  heute in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Technik und Politik weiter als viele der Kämpfer in den ersten Revolutionsjahren.

Die Revolution der iranischen Nation ereignete sich in einer Zeit, in der sich die Völker damit zufrieden gegeben hatten, dass sie entweder die Herrschaft des kommunistischen Ostens oder  die des kapitalistischen Westens übernehmen. Die Islamische Republik im Iran passte nicht in das Schema der zeitgenössischen Denker und Politiker. Dies wundert aber nicht, denn Jahrhunderte lang hatte die Religion keinen ernsthaften Einfluss mehr auf die Politik und das war zur allgemeingültigen Regel geworden.

Auch in der Geschichte der Muslime gab es den Gedanken von der Trennung zwischen Politik und Religion und zwar in der Zeit als die Umayyaden und dann die Abbasiden im Islamischen Reich herrschten. Im Namen eines Statthalters des Propheten haben sie großes Unrecht begangen und sich wie Tyrannen aufgeführt. Einige religiöse Gelehrten sind daher, um die Religion zu beschützen und den Islam von dem freizusprechen was die Herrscher über die islamischen Gebiete im Namen der Religion an Unrecht und Verbrechen begingen, zu der Ansicht gelangt, dass die Welt der Politik und die Politik die Religion besudelt  und Religion von der Politik zu trennen ist.

Dabei hätten sie in Wahrheit gegen die unrechtmäßigen gottlosen  Kalifen kämpfen müssen, damit würdige Menschen die Verwaltung der Angelegenheiten der Gesellschaft aufgrund der islamischen Lehren übernehmen.

Einige verbreiteten auch listig den Gedanken, das Islam, Religion und Geistlichkeit heilig sind und sich nicht in die Politik, die nicht zu den sakralen Dingen gehört, einmischen dürfen, da ihre Heiligkeit bei Betreten des politischen Schauplatzes verloren gehen würde.  Gemäß ihrer Behauptungen sind Politik und Religion grundsätzlich von Natur aus verschieden. Diese Behauptungen wurden dermaßen häufig in der Geschichte wiederholt, dass sogar Scheich Mohammad Abduh, obwohl er Schüler des großen zeitgenössischen Denkers und Reformers  Seyyed Dschamaluddin Asad Abadi war, gesagt hat: „Bei Gott, ich suche Zuflucht bei Gott vor der Politik und jedem Wort der Politik und der Bedeutung der Politik und jedes Wort, welches in der Politik gesprochen wird und jeder Gedanke über die Politik, der mir durch den Kopf geht und jedes Gebiet, wo von der Politik gesprochen wird und vor jedem Menschen, der aufgrund der Politik spricht, und sie lehrt oder über sie nachdenkt.“    101

Aber Imam Chomeini (rh), der Architekt der Islamischen Revolution Iran hat, um diesem abwegigen Denken entgegenzuwirken,  circa 30 Jahre vor dem Sieg der Revolution in den Jahren 1941 bis 1942 sein Buch Kaschf-ul-Asrar  verfasst, welches als sein erstes Werk über die Politik betrachtet werden kann. Mit Hinweis auf den Vers 59 in der Sure Nisa (4) O die ihr glaubt, gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und den (von Gott bestimmten) Befehlshabern unter euch! schrieb er in diesem Buch:

 „Gott hat bis zum Jüngsten Tag die  Islamische Regierung gebildet und es ist ganz offensichtlich, dass er nur zum Gehorsam gegenüber diesen Drei (Gott, dem Propheten und den Befehlshabern)  verpflichtet. Und weil er für die ganze Gemeinschaft den Gehorsam gegenüber den Ulul-Amr (Befehlshabern) zur Pflicht gemacht hat, muss untersucht werden, wer diese Ulul-Amr sind!“

 In diesem Buch vertritt Imam Chomeini die Ansicht, dass die Regierung von den Geistlichen und religiösen Rechtsgelehrten beobachtet werden muss. Er schreibt:  „Nur diejenige Regierung ist eine Regierung Gottes, die von der Vernunft als rechtens akzeptiert und mit offenen Armen begrüßt wird. .. Wir sagen nicht, dass die Regierung vom Rechtsgelehrten geführt werden muss, sondern wir sagen, dass die Regierung durch das Gesetz Gottes, welches zum Wohl des Landes und der Bevölkerung ist, zu führen ist und dies ist ohne die Beobachtung und Aufsicht der Geistlichkeit nicht möglich.“ Es heißt an einer anderen Stelle dieses Buches:  Wenn wir sagen, dass die Regierung und die Wilayat (Statthalterschaft) in dieser Zeit in der Hand der religiösen Rechtsgelehrten liegen soll… so bedeutet dies,  dass die Madschlis Schura (die Beratende Versammlung)  dieses Landes aus religiösen Rechtsgelehrten gebildet werden oder unter ihrer Aufsicht stehen soll.“  Der Imam beruft sich in seinem Buch Kaschf-ul-Asrar bei der Beweisführung für die Wilayat-e Faqih – Statthalterschaft durch den befugten Rechtsgelehrten   – auf zahlreiche Überlieferungen. Der Inhalt dieses Buches zeigt, dass der Imam schon zu der Zeit – circa 30 Jahre vor dem Sieg der Revolution – an die Bildung einer Islamischen Regierung dachte.

Imam Chomeini (rh) kann nach den Makellosen Imamen aus dem Hause des Propheten als jemand betrachtet werden, der den größten Beitrag zur Wiederbelebung des Islams geleistet hat. Er war sowohl auf der Ebene des Religionswissens  als auch hinsichtlich der Praktizierung der Religion um die Wiederbelebung des Islams bemüht, und zwar die Wiederbelebung des echten Islams, des Islams des Propheten.  Das Schah-Regime war für ihn nicht von der  Kalifenherrschaft der Umayyaden und Abbasiden verschieden, die sich muslimisch gaben, ohne wirklich zu glauben und in Wirklichkeit die Umsetzung  des wahren Islams verhinderten. Der Imam hat daher zwischen einem wahren Islam des Propheten Mohammad (Islam-i nab-i muhammadi) und abwegigen Versionen des Islams unterschieden, die er unter dem Begriff „amerikanischer Islam“ zusammenfasste.

Ayatollah Khamenei, der nach Imam Chomeini  die Islamische Revolution anführt, hat über diese beiden Begriffe gesagt: „Der `amerikanische Islam` ist etwas, was im Namen des Islams den Interessen der arroganten imperialistischen Mächte dient … Der `amerikanische Islam` ist der `Islam` von gleichgültigen Menschen, die nur an sich und das tierische Wohl denken; für sie ist Gott und die Religion wie ein Kapital für Handelsgeschäfte, ein Mittel um Reichtümer anzuhäufen oder an Macht zu gelangen, und sie lassen bedenkenlos alle Verse und Überlieferungen, die ihnen nicht gefallen und nicht ihren Interessen entsprechen, in einem Winkel in Vergessenheit geraten oder deuten sie auf anmaßende Weise…Ja, das ist der `amerikanische Islam`, der das Volk aufruft, sich vor der Politik und vor politischem Verständnis, politischer Debatte und politischem Handeln zu hüten. Aber der wahre Islam Mohammads betrachtet die Politik als Teil der Religion, der nicht von ihr zu trennen ist und ruft alle Muslime zum politischen Verständnis und politischen Handeln auf.  Dies ist etwas, was die muslimischen Völker immer von ihrem  verstorbenen Imam (Chomeini) und von dem klaren Sprecher des Islams in Erinnerung behalten sollten.“

Zu Beginn der Bewegung von Imam Chomeini (rh) herrschte übrigens in der Gesellschaft eine Atmosphäre der Ablehnung politischer Aktivitäten von Religionsgelehrten.  Aber Imam Chomeini (rh)hat, indem er sich auf die klaren Lehren des Korans und auf die Vorgehensweise des Propheten (S) stützte, entschlossen und auf Gott vertrauend, seine politischen Aktivitäten neben seinen theologischen Tätigkeiten fortgesetzt. Er hat angesichts der Zustände in der Gesellschaft und der in ihren vorhandenen Möglichkeiten, als erstes versucht,  das Vorgehen des Schah-Regimes durch seine Kritik zu ändern. Doch nach einiger Zeit, als die Bevölkerung religiös stärker motiviert und die Islamfeindlichkeit des Pahlavie-Regimes deutlicher an den Tag getreten war, hat Imam Chomeini (rh) eine neue Phase des Kampfes begonnen und zwar mit dem Ziel einen Regierungswechsel zu bewirken. 

Das Regime, das vor der Revolution im Iran herrschte, strebte danach, den Glauben der Bevölkerung zu zerstören. Der Schah schürte Misstrauen gegenüber den Geistlichen, unterstützte abwegige Sekten und war darum bemüht durch importierte westliche Kultur die einheimische  islamische Kultur zu verdrängen. Jedoch trotz all dieser Aktivitäten, blieb der Islam die wichtigste Achse in der Kultur der iranischen Bevölkerung. Die Überzeugung davon, dass diese Religion Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden, Sicherheit und ein spirituelles Wachstum des Menschen gewährleistet, hat in Wahrheit Millionen von Iranern zu ihrer Revolutionsbewegung motiviert.

Imam Chomeini hat seine regimekritischen Ansprachen  im Jahre 1962 nach Verabschiedung eines Gesetzes für   Städte- und Provinzvereinigungen (Andschamanhaye ayalati wa welayati) begonnen, Dieses Gesetz diente vor allen Dingen der Verstärkung des Machteinflusses der USA und Israels  im Iran. Der Protest und die politisch-religiösen Ansprachen Imam Chomeinis führten schließlich zum Aufstand vom 15. Chordad im Juni 1963. Dieser Aufstand wurde blutig niedergeschlagen. Aber 15 Jahre später flammte der Zorn der iranischen Bevölkerung wieder auf und eine große landesweite Revolution begann, die dem tyrannischen Schahregime ein Ende bereitete.

Heute ist die Islamische Republik Iran dank ihres 42jährigen Widerstandes gegenüber allen möglichen Intrigen, ein freies und starkes, angesehenes Land, das erhebliche Fortschritte in der Wissenschaft vorzeigen kann sowie Rekordhalter der raschesten Weiterentwicklung in der Wissenschaft und eine regionale Macht ist, die Einfluss auf die  internationalen Machtgleichungen nimmt. Dieses Wachstum in der Wissenschaft ebenso wie in der Kultur, der Politik und auf militärischem Gebiet, wurde im Rahmen einer religionsorientierten Staatsordnung erreicht und ist ein Geschenk Gottes an die iranische Nation, die viele Märtyrer hergegeben hat.  Imam Chomeini hat daher in seinem politisch-religiösen Testament die Islamische Revolution wie folgt beschrieben: „Es ist nicht daran zu zweifeln, dass die Islamische Revolution Iran sich von allen anderen Revolutionen unterscheidet, sowohl hinsichtlich ihrer Entstehung als auch hinsichtlich ihr Kampfweise  ebenso wie hinsichtlich der Motivation zur Revolution und zum Aufstand. Dies ist zweifelsohne ein göttliches Geschenk aus dem Verborgenen  gewesen, mit dem Gott,  der Gnadenreiche, diese unterdrückte und ausgeraubte Nation bedacht hat.“

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