Sonntag , Dezember 22 2024
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Mystik in Rot (2- Märtyrertum und Religion)  

Wir möchten in diesem Teil den Zusammenhang zwischen Religion und Märtyrertum betrachten und werden hierbei den Koran und die Vorgehensweise (Sunna) des Propheten zugrunde legen.   

Das Martyrium – Schahadat – ist der Höhepunkt der Vervollkommnung eines Menschen. In der Islamischen Terminologie, insbesondere der schiitischen, ist das Martyrium das wertvollste Werk, die höchste Stufe, und das höchste Glück.  Der schönste Augenblick tritt für einen Märtyrer in dem Moment ein, wo er durch die Hand des schmählichen Feindes  erhobenen Hauptes einen ehrenhaften Tod stirbt.

Ein Schahid ist die Verkörperung der schiitischen Lehre und ein Vorbild für alle Menschen. Ein Märtyrer ist gemäß dieser Lehre jemand, der sein Leben opfert, um mit seinem Blut den Baum des Islams zu bewässern und um das Unheil zu vernichten.  Ein Schahid gewährleistet die Standhaftigkeit und Lebendigkeit der Gesellschaft und spendet ihr geistig-seelische Kapazitäten; Schwäche und Trägheit aus ihr entfernend.

 Das Märtyrertum ist eine wertvolle Kultur, hervorgehend aus dem religiösen Glauben und seine Frucht ist die Vervollkommnung des Menschen. Ein Schahid – ein Märtyrer ist ein Mensch, der den Tod mit offenen Armen empfängt um seine Gesellschaft in die Bahnen des Guten zu lenken und einzig und allein Gott zufriedenzustellen.

Der Koran spornt die Gläubigen dazu an, sich mit Leib und Seele für den Weg Gottes einzusetzen. In der Sure  9 (Tauba), Vers 41  heißt es:

«وَ جاهِدُوا بِأَمْوالِکُمْ وَ أَنْفُسِکُمْ فی سَبیلِ اللّهِ ذلِکُمْ خَیْرٌ لَکُمْ إِنْ کُنْتُمْ تَعْلَمُونَ»،

Rückt aus, leicht oder schwer, und müht euch mit eurem Besitz und eurer eigenen Person auf Allahs Weg ab. Das ist besser für euch, wenn ihr (es) nur wisst.

Der Dschihad bedeutet die Verteidigung der Heiligkeiten der Religion und der Gesandten Gottes und die Bereitschaft sich für eine Sache einzusetzen, die die Religion Gottes fördert. Gott hat dem  Menschen Leben verliehen, ihn mit Hab und Gut ausgestattet, ihm Frau und Kinder geschenkt und ihm zugleich die Natur dienstbar gemacht. So weiß Gott, was für seine Diener besser ist und daher sagt er im obigen Vers der Sure 9: strengt euch auf Allahs Weg unter Einsatz eures Lebens und Besitzes  an.

Gott hat noch in weiteren Koranversen darauf verwiesen, dass  der Einsatz mit Leib und Seele, Hab und Gut, seitens der Gläubigen die Erfüllung eines Gelübdes gegenüber Gott bedeutet. Wir lesen im Vers 23 der Sure 33 (Ahzab):  

«مِنَ الْمُؤمِنینَ رِجالٌ صَدَقُوا ما عاهَدُوا اللّهَ عَلَیْهِ فَمِنْهُمْ مَنْ قَضی نَحْبَهُ وَ مِنْهُمْ مَنْ یَنْتَظِرُ وَ ما بَدَّلُوا تَبْدیلاً»،

Unter den Gläubigen gibt es Männer, die das wahr gemacht haben, wozu sie sich Allah gegenüber verpflichteten. Unter ihnen gibt es manche, die ihr Gelübde erfüllt haben; und unter ihnen gibt es manche, die noch warten (müssen). Und sie haben keine Änderung (an ihrem Bündnis)vorgenommen;

Wenn die Gläubigen auf dem Wege Gottes ihr Leben opfern, so ist es wie die Erfüllung eines Gelöbnisses vor Gott und wenn in dem obigen Vers von einem Gelübde die Rede ist, so ist damit der Märtyrertod für Gottes Sache gemeint.  Die Hergabe des Lebens für Gottes Sache  ist der Beweis für die Wahrhaftigkeit des Gelübdes der Gläubigen, dass sie mit Gott und dem Propheten für die Verteidigung der Religion und des Propheten und dafür abgegeben haben, nicht vor dem Feind die Flucht zu ergreifen.  Aus dem  obigen Vers in der Sure 9 lässt sich ableiten, dass der Märtyrertod Gottes Sache zuliebe die Religion schützt  und  damit auf bestmögliche Weise das Gelübde gegenüber Gott erfüllt wird. Gott lobt die Opferbereitschaft der Märtyrer.

In der Geschichte des Islams spiegeln sich solche opferbereiten Taten und der Einsatz für die Sache Gottes wieder. Zum Beispiel in dem  Geschehen in der  Lailat-ul Mabit  (Nacht der Übernachtung).

Den Quellen der Geschichtsschreibung entnehmen wir wie folgt:

Nachdem der Prophet unbeirrt weiter den Islam verkündete und sein großer Unterstützer, Abu Talib gestorben war, steigerten die Oberhäupter des mächtigen Stammes Qureisch ihre feindlichen Maßnahmen gegen die Muslime. Sie schikanierten und quälten die Anhänger des Islams, um sie von ihrem Glauben abzubringen. Der Prophet sah das Leben der Muslime in Gefahr. Daher schloss  er mit den Einwohnern von Medina, welches damals noch Yathrib hieß, ein Abkommen und wies die Muslime an, noch dorthin auszuwandern. Die Muslime verließen die Stadt Mekka nach und nach heimlich in kleinen Gruppen. Unterdessen einigten sich die Gottlosen im Stamme der Quraisch, den Propheten zu ermorden, um seinem Aufruf zum Islam ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.

Gott offenbarte dem Propheten (S) die bösen Absichten der Götzendiener und befahl ihm, ebenso die Hidschra nach Medina anzutreten. Der Prophet besprach, bevor er die Stadt verließ, die Angelegenheit mit Ali, seinem Vetter und Schwiegersohn, und bat ihn, in seinem Haus an seiner Stelle zu übernachten. Ali (F), der Fürst der Gläubigen,  aufgewachsen in der Lehre des Propheten, willigte gerne ein. 

Als die Götzendiener von Mekka nachts das Haus des Propheten stürmten, fanden sie Imam Ali (F) auf dem Bettlager des Propheten. Da begriffen sie, dass der Prophet Mekka verlassen hatte. Unterdessen hatte Imam Ali (F) die Gefahr auf sich genommen, von ihnen getötet zu werden. Er hatte sein Leben für die Religion in die Waagschale gelegt.  Seine Opferbereitschaft ist so groß gewesen, dass Gott ihn dafür im Vers 207 der Sure 2 wie folgt gelobt hat:

«وَ مِنَ النَّاسِ مَنْ یَشْری نَفْسَهُ ابْتِغاءَ مَرْضاتِ اللَّهِ وَ اللَّهُ رَؤُفٌ بِالْعِبادِ»،

Unter den Menschen gibt es (auch) manchen, der sich selbst im Trachten nach Allahs Zufriedenheit hergibt. Und Allah ist wahrlich gütig zu den Dienern.


Die Lailat-ul Mabit – die Nacht der Übernachtung – bildet einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte des Islams. An der Begebenheit in dieser Nacht wird auch die für die Menschheitsgeschichte  entscheidende  Opferbereitschaft Imam Alis, Sohn das Abu Talibs (S) deutlich. Als Imam Ali (F) an jenem Abend bereit war, auf dem Bettlager des Propheten zu verbringen, damit dieser nicht getötet wird, vereitelte er den Plan, den die Feinde zur Vernichtung des Islams und seines Verkünders und seiner Anhänger geschmiedet hatten.  

Mudschahiddat – der Einsatz für Gottes Sache  und der Verzicht auf das kostbarste Gut, das Gott dem Menschen geschenkt hat, nämlich das Leben, in der Absicht die Religion Gottes zu  schützen und den Feind zu bekämpfen und Unrecht und Unheil zu verhüten, gilt als die höchste Form des Gebotes, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verwehren.  Jeder Muslim ist verpflichtet, dieses Gebot zu befolgen.

Auf der einen Seite  ist das Martyrium das rechtschaffenste Werk, welches nicht nur den Menschen selber Gott nahe bringt, sondern auch die Rechtleitung und das Bewusstsein und die Erkenntnis der anderen Mitglieder der Gesellschaft erweitert und letztendlich das religiöse Wissen in der Gesellschaft verbreitet. Auf der anderen Seite ist das Martyrium ein Verteidigungsschild gegenüber dem Schlechten und verhindert die Verbreitung des Abwegigen und des Düsteren  und letztendlich befreit es die Guten von dem Übel der Feinde durch deren Vernichtung. 

Der Vers 84 der Sure 4 (Nisa) verweist eindeutig auf die Wahrheit, dass der Kampf auf Gottes Wege zum Rückzug der Ungläubigen führt, denn es heißt dort:

 «فَقاتِلْ فی سَبیلِ اللّهِ لا تُکَلَّفُ إِلاّ نَفْسَکَ وَ حَرِّضِ الْمُؤمِنینَ عَسَی اللّهُ أَنْ یَکُفَّ بَأْسَ الَّذینَ کَفَرُوا وَ اللّهُ أَشَدُّ بَأْسًا وَ أَشَدُّ تَنْکیلاً»،

So kämpfe auf Allahs Weg – du wirst für keinen verantwortlich gemacht außer für dich selbst  – und sporne die Gläubigen zum Kampf an. Vielleicht wird Allah die Gewalt derer, die ungläubig sind, zurückhalten; und Allahs Gewalt ist viel größer und Er ist strenger im Strafen

Zudem erfahren wir aus dem Vers 39 der Sure 8 (Anfal) dass dieser Dschihad das Unheil der Götzendiener beseitigt. Dieser Vers lautet:  

«وَ قاتِلُوهُمْ حَتَّی لا تَکُونَ فِتْنَةٌ وَ یَکُونَ الدِّینُ کُلُّهُ لِلَّهِ فَإِنِ انْتَهَوْا فَإِنَّ اللَّهَ بِما یَعْمَلُونَ بَصیرٌ»، 

Und kämpft gegen sie, bis es keine Verführung mehr gibt und (bis) die Religion gänzlich nur noch Gott gehört. Wenn sie jedoch aufhören, so sieht Allah wohl, was sie tun.

Mit seinem Schahadat hat der Märtyrer Licht in die Dunkelheit der Unwissenheit und des Irrweges gestreut. Mit der Flamme seiner Lebenskerze hat er den anderen den Weg gewiesen. Wir lesen in dem Gebet zur Audienz Imam Husains am 40. Tag (Arbain) nach seinem Märtyrertod: 

«وَ بَذَلَ مُهْجَتَه فِیکَ لِیَسْتَنقِذَ عبادَکَ مِنَ الْجَهَالَةِ وَ حِیَرةِ الضَّلالَةِ … »

„O Gott, Imam Husain (Friede sei mit ihm) hat sein Blut für deinen Weg geopfert, damit deine Diener  aus (dem Strudel) der Unwissenheit und des Abwegigen gerettet werden.“

Ein Schahid ist wie eine Kerze, die herabbrennt und Licht für das Wohl der anderen verbreitet, und sie an ihre Pflichten erinnert. Die Märtyrer sind wie brennende Kerzen unter der Menschheit. Sie verbreiten Licht in der Gesellschaft. Hätte ihr Licht nicht in dem Dunkel der Ungerechtigkeit und Unterdrückung geleuchtet, wäre die Menschheit niemals weitergekommen.

Die Verbreitung des Lichtes der Rechtleitung ist die wichtigste Aufgabe der Gesandten Gottes gewesen und die Märtyrer sind ihnen gefolgt. Gott hat im Heiligen Koran in den Versen 45 und 46 der Sure 33, Ahzab sich mit folgenden Worten an den Propheten des Islams gewandt:

O Prophet, Wir haben dich gesandt als Zeugen, als Verkünder froher Botschaft und als Warner und als einen, der zu Allah mit Seiner Erlaubnis ruft und als eine lichtspendende Leuchte. 

 

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