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Moscheen in der iranischen Architektur

Ein wichtiges Thema in der Geschichte der iranischen Architektur ist selbstverständlich der Moscheenbau. Moscheen spiegeln den Geist der Ästhetik unter den muslimischen Völkern wieder und ihre Architektur beeinflusst die religiöse Kultur der Gesellschaften. Sie haben inzwischen über den Eingangstrakt und den Moscheenhof und einiges über die Gebetsräume iranischer Moscheen erfahren. Heute wollen wir über einen wichtigen Teil im Gebetsraum sprechen, nämlich die Mihrab.

Die Mihrab ist ein architektonischen Element, das die Muslime einführten. Es sind ausführliche Forschungen über die Mihrab betrieben worden. Die erste Mihrab , was auch mit Gebetsnische übersetzt wird, entstand 644 nach Christus, d.h. 24 nach der Hidschra und dem Mondkalender. Die zweite wurde 53 n. der Hidschra, d.h. 672 in der Annabi-Moschee – der Prophetenmoschee in Medina gebaut. Die Gebetsnische in ihrer heutigen Form gibt es seit 708 , d.h. seit 90 nach der Hidschra und dem Mondkalender in der islamischen Architektur. Ab dem Zeitpunkt diente sie zur Anzeige der Gebetsrichtung in Richtung Kaabeh in Mekka.

An der Mihrab kann man demnach die Gebetsrichtung erkennen. Eine solche Gebetsnische wird immer in Moscheen und manchmal auch in anderen Stätten zum Beispiel an Grabstätten oder in Theologischen Schulen errichtet. Mihrab ist eine größere Mauernische in der Wand des Gebetsraumes. Sie hebt sich durch ihre geometrische Form, besondere Farbe und besonderes Baumaterial von den anderen Teilen des Gebetsraumes ab. Beim Gemeinschaftsgebet stellt sich der Gemeinschaftsimam vor der Mihrab zum Gebet auf. Der Grundriss der Mihrab hat sich in der Geschichte des Islams nicht viel verändert, nur die Verzierungen waren unterschiedlich. Die Verzierungen betanden aus Stuckwerk und Reliefen, glasierten Tonkacheln oder buntem Kachelwerk, Marmorgestein oder Ziegelsteindekor.

Für Bauten mit sichelförmigem Gewölbe wie bei der Mihrab gibt es schon aus der vorhistorischen Zeit im Iran Beispiele. In einigen Teilen Irans wurden Reste von Gebetsstätten mit halbmondförmigen Gewölben, die 3 bis 4 tausend Jahre alt sind und den heutigen Gewölbenischen der Mihrab ähneln, gefunden. Deshalb vermutet man, dass die Mihrab mit ihrem Gewölbe von den muslimischen Baumeistern in Iran aufgebracht wurde. Aber die Funktion der Gebetsnische in den Moscheen kann nicht mit Gewölbenischen in vorislamischen Anbetungsstätten verglichen werden. Letzere waren architektonisch getrennt und dienten Opferdarbietungen, Beichten oder ähnlichem. Die Mihrab in einer Moschee hat aber nur die Aufgabe, die Gebetsrichtung deutlich zu machen. Die Betenden stellen sich daher in Richtung der Mihrab auf, wenn sie beten. In den Gebetsnischen von Kirchen sind Jesus und die Jünger und Bibelgeschichten abgebildet oder es werden Statuen in ihnen aufgestellt. Aber in der Gebetsnische der Moschee gibt es keine Abbildung von Menschen oder Statuen. Die wörtliche Bedeutung von Mihrab bedeutet übrigens „Ort des Kampfes mit Satan.“

Die Mihrab ist das Herz der Moschee. Sie liegt immer gegenüber dem Eingang zum Gebetsraum und die Betenden bilden ihr gegenüber die Gebetsreihen. Im Iran ist die Mihrab künstlerisch besonders schön gestaltet. Es gibt keinen Fenster in ihrer Mauerwand aber sie erhält aus ihrer Umgebung genügend Licht. Die schönsten Mihrabs in iranischen Moscheen sind die in der Isfahaner Hauptmoschee und der dortigen Scheych-Lotfullah Moschee, die Mihrab in der Hauptmoschee von Weramin bei Teheran, die in der Großmoschee von Yazd und in der Hauptmoschee von Ardestan, in der Ney-Ris-Moschee der Provinz Fars und in der Mir-Emadi-Moschee in Kaschan.

Am schönsten ist jedoch wohl die erst genannte Mihrab Oljaito in der Isfahaner Hauptmoschee . Wir möchten diese abschließend kurz beschreiben.

Die Isfahaner Hauptmoschee ist eine der berühmtesten iranischen Baudenkmäler. Ihrer ersten Form wurde im Laufe der Geschichte weitere Gebäudeteile angeschlossen bis sie die heutige Gestalt annahm. Der älteste Teil der Moschee geht auf das Jahr 1088 nach Christus zurück, d.h 481 nach der Hidschra und dem Mondkalender. In dieser Zeit herrschten die Seldschuken. Der Haupthof der Moschee weist 4 Vorterrassen auf. An der Westflanke liegt ein kleiner Ziegelbau, der als Gebetsraum dient und Oljaito genannt wird. Der französische Archäologe Andre Godard schreibt über diesen Teil der Moschee: „Ein Befehlshaber namens Oljaito ordnete den Bau dieses Gebetsraumes an und stellte mit Malereien im mongolischen Still eine schöne Mihrab her. Aber diese Wandbemalung hielt nicht sonderlich lange und später wurde die Gebetsnische in der Zeit der Mozafariden restauriert und mit islamisch-iranischen Verzierungen versehen, woraus ein schönes Beispiel für hohe islamische Baukunst entstand.

An der Südseite des Oljaito-Gebetsraumes ist eine Gebetsnische mit Stuckwerk und ein mit Intarsien geschmückter Rednersitz – Minbar – zu sehen. Dieser Minbar weist keine Angabe über das Baujahr auf. Seine geometrische Musterung ist auffallend schön. Doch das Baujahr der Oljaito-Mihrab kennt man und zwar ist sie 710 nach der Hidschra, d.h. 1310 nach Christus erbaut worden. Diese Mihrab ist mit Blüten und Blätterranken und Inschriften in Form von Stuckwerk meisterhaft verziert. Sie unterscheidet sich dadurch von den anderen Gebetsnischen, die in dieser Epoche erbaut wurden. Es ist auch eine Inschrift vorhanden, die auf die Anweisungen zu ihrem Bau und auf die Herrscher jener Zeit hinweist. Neben der größten Inschrift steht zudem ein überliefertes Wort des Propheten dass von der Achtung der Moscheen spricht. Außerdem ist der Name des Erbauers eingetragen.

Die Französin Madame Dieulafoy beschreibt 1881, nachdem sie diese Mihrab in der Isfahaner Hauptmoschee gesehen hatte, das Stuckwerk dieser Gebetsnische als meisterhaft gelungen und lobt ihre Erbauer. Dieses historische Baudenkmal überstand mehrere Zwischenfälle bei der es keinen ernsthaften Schaden nahm und schnell ausgebessert werden konnte. Die Isfahaner Hauptmoschee mit ihrer historischen Gebetsnische ist eine Anziehungspunkt für alle Touristen, die von nah und fern nach Isfahan kommen.

 

 

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