Vor kurzem wurde der Isfahaner Imam-Platz (bekannt als Naqsch-e Dschahan) wegen seiner besonderen Merkmale in das EU-Rahmenprogramm HORIZON 2020 einbezogen.
Im Rahmen von HORIZON erfolgen in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten und Universitäten auf der Welt Untersuchungen auf verschiedenen Gebieten darunter nachhaltige Entwicklung, Umweltschutz, saubere Energie und das Kulturerbe. Was das Kulturerbe anbelangt, so will man letztendlich die Reichtümer im Bereich Kulturerbe den Kultur- und Kunstkreisen und der Wirtschaft auf Ebene der europäischen Union, der Vereinten Nationen und der Weltbank vorstellen, um Investitionen in diese Reichtümer und ihre bessere Nutzung zu erzielen. HORIZON wählte im Zusammenhang mit seiner kulturbezogenen Forschung die iranische Stadt Isfahan wegen ihres bekannten Stadtplatzes Meydan-e Imam, zusammen mit anderen 5 Städten, wie Montreal, Amman und Tirana als Gegenstand der Untersuchungen.
Der Meydan-e Imam (Naqsch-e Dschahan) in Isfahan wird wegen seiner besonderen Gestalt und Architektur zu den Reichtümern des Kulturerbes gezählt. Diese historische Anlage erfüllt viele Funktionen und dient sowohl dem Handwerk und Gewerbe und religiösen Zwecken als auch der Kunst und dem Kunsthandwerk. Die Anlage ist historisch und kulturell wertvoll und war in der Vergangenheit auch für den Sport von Bedeutung. Weitere Funktionen sind denkbar und könnten attraktiv für Investitionen sein.
Fast 9 Tausende verschiedene Arten von Tätigkeiten in den Bereichen Kunst und Kultur, Handwerk und Gewerbe sind mit dem Meydan-e Imam-Komplex verknüpft. Isfahan kann mit diesem historischen Komplex anderen wichtigen historischen Städten auf der Welt als ein Modell für die Wahrung von Kulturerbe und Umsetzung neuer Ideen für ihre Funktionalität liefern. Der Meydan-e Imam – mehr bekannt als Naqsch-e Dschahan wurde ungefähr vor 400 Jahren zur Zeit der Safawiden angelegt. Auf dieser Anlage war für alles gesorgt worden: Sie umfasste einen Bazar, Moscheen, theologische Lehrzentren sowie Freizeit-und Sportmöglichkeiten. Heute noch dient diese Anlage solchen Funktionen und hat sich außerdem zu einem Anziehungspunkt für Touristen aus dem In- und Ausland entwickelt. Im Februar 1935 wurde der berühmte Naqsch-e Dschahan-Platz in die Liste des nationalen Kulturerbes eingetragen und im Mai 1979 war der Platz unter den ersten historischen Anlagen im Iran, welche in die Liste für das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurden.
Isfahan hat im Laufe der Geschichte verschiedene Namen getragen wie Aspadana und Sepahan. Eine Zeitlang war es Hauptstadt Irans. Für das Jahr 2005 wurde Isfahan zur Kulturhauptstadt der Islamischen Welt gewählt. Isfahan ist aber nicht nur unter den Muslimen als interessantes Reiseziel im Iran bekannt.
Der Naqsch-e Dschahan – heute Imam-Platz – ist einer der größten der Welt. Er befindet sich im Herzen des heutigen Isfahans. An diesem Platz liegen mehrere historische Gebäude. In der Mitte des Platzes thront ein großes Wasserbecken mit einer schönen Springbrunnenanlage. An zwei Seiten des Platzes befinden sich Moscheen und religiöse Stätten und an der westlichen Seite wartet ein beschaulicher historischer Palast auf die Besucher: der Ali Qapu Palast. Dieses Gebäude aus der Zeit der Safawiden ist 6-stöckig und 48 m hoch. Die oberen Stockwerke sind über eine Wendeltreppe erreichbar. Im obersten Stockwerk, bekannt als Musikkammer, erwartet die Besucher eine besondere Augenweide. Dort schmückt ein interessanter Stuckwerkdekor Wände und Decken, geprägt durch die Silhouetten von Gefäßen und Musikinstrumenten in Form von Hohlräumen. Im Ali Qapu Palast sind ebenso Wandgemälde des bekannten Künstlers Resa Abbasi (1565-1635) aus der Zeit der Safawiden zu bewundern.
Der Naqsch-e Dschahan-Platz in Isfahan ist rechteckig. Er ist 560 m lang und 160 m breit und liegt im Stadtzentrum. Rund um den Platz herum ist ein zweistöckiger länglicher Bau mit 200 Räumen angelegt, der nur, jeweils an einer Flanke, von den vier berühmten Bauwerken nämlich Ali Qapu-Palast, Imam-Moschee, Scheich Lotfollah-Moschee und der Qeyssarie-Pforte am Eingang zum Bazaar – unterbrochen wird.
Bevor die Safawiden Isfahan zur Hauptstadt des Landes wählten und die Gebäude und der Naqsch-e Dschahan Platz errichtet wurden, gab es an dieser Stelle einen großen gleichnamigen Garten mit den Amtsgebäuden der lokalen Verwaltung. Gemäß historischen Dokumenten wurde dieser Garten zu Beginn der Herrschaft des 5. Safawidenkönigs Schah Abbas, der Erste, wesentlich vergrößert und er diente Zeremonien wie den Noruzfeiern zu Beginn des neuen Sonnenjahres. Viele Quellen datieren die Errichtung der Bauwerke des Naqsch-e Dschahan Platzes in die Zeit dieses Safawidenherrschers, der 1588 – 1629 regierte. Als Baumeister sind Ostad Mohammad Resa und Ostad Ali Akbar Isfahani bekannt. Ihre Namen stehen an den Eingangstoren.
Vielen Besuchern fällt beim Anblick der Scheich- Lotfollah-Moschee auf, dass sie im Gegensatz zu anderen Moscheen keine Minarette hat. Diese Moschee aus der Zeit der Safawiden ist eine der beliebten Sehenswürdigkeiten am Naqsch-e Dschahan Platz.
Die Scheich Lotfollah-Moschee ist ein architektonisches Meisterwerk. Es dauerte circa 18 Jahre bis dieses Bauwerk abgeschlossen war. Ein Höhepunkt ihrer künstlerischen Gestaltung ist im Zentrum der Kuppel-Innenseite zu sehen. Sie ist mit feinstem Kacheldekor ausgelegt und ähnelt dem ausgebreiteten Gefieder eines Pfaus. Je nach Lichteinfall schillert diese beschauliche Deckenverzierung in verschiedenen Farbtönen.
An der Südseite des Naqsch-e Dschahan-Platzes ragen zwei Minarette zum Himmel hoch. Sie gehören zur Imam-Moschee. Früher hieß sie auch Schah-, Sultani- oder Hauptmoschee. Sie ist eine der bedeutendsten historischen Moscheen von Isfahan und ein bedeutendsten Bauwerk der islamisch-iranischen Architektur. Mit dem Bau dieser Moschee wurde auf Anweisung von Schah Abbas im Jahre 1611 begonnen, anlässlich des Beginns seines 24. Regierungsjahres. Die Verzierung der Moschee und ihre Erweiterungen hielten bis in die Zeit seines Nachfolgers an. Besonders beeindruckend ist die Außenverzierung der Kuppel und die Ausschmückung der großen Eingangspforte, doch auch das große Wasserbecken für die rituelle Waschung zieht die Blicke auf sich ebenso wie die Fayencen in dieser Moschee.
Die Qeyssari-Pforte – welche die Safawiden auf der gegenüberliegenden Seite des Naqsch-e Dschahan Platzes erbauen ließen – ist Haupteingang zum Isfahaner Bazar. Von den ehemals drei Stockwerken dieses Torbogens sind die unteren zwei erhalten geblieben. Das dritte war ein so genanntes Naqari-chaneh (Trommelhaus) von dem aus die Uhrzeit angekündigt wurde. Der zweite Stock diente schon früher für Büro- und Handelszwecke und im ersten Stock befinden sich auch heute noch die Geschäftsläden. Die Qeyssari-Pforte umfasst vier Nebenpforten, ein Haupttor und ein Wasserbecken. Das Tor schmücken Malereien von Resa Abbasi. Nach der Befreiung der Insel Hormus im Persischen Golf aus den Händen der Portugiesen wurde außerdem im Gewölbe der Pforte die Uhr der eroberten portugiesischen Festung auf Hormus und die Glocke von Deyr-Hormus angebracht. Durch die Qeyssari-Pforte gelangt man in den belebten Isfahaner Basar.
Der Isfahaner Bazar ist einer der größten und schönsten im Iran und wegen seiner unmittelbaren Nähe zum Naqsch-e Dschahan-Platz ein bekanntes Touristenziel. Seine heutige Form und seine verschiedenen Einheiten entstanden im Laufe des 16. bis 19. Jahrhunderts, d.h. von der Safawidenzeit bis zur Zeit der Qadscharen.
An der Süd- und Nordseite des Naqsch-e Dschahan-Platzes sind niedrige aber mächtige Steinsäulen zu sehen. Sie waren ursprünglich als Torpfosten für Pferdepolo gedacht. Es sind die ältesten Torpfosten für diesen Sport auf der Welt. Früher fanden hier nämlich Pferdepolo-Wettkämpfe statt. Seit einigen Jahren wird die Erinnerung daran durch eine symbolische Aufführung von Tschugan – wie Pferdepolo in der Landessprache heißt -wieder aufgefrischt. Übrigens hat man das Spielfeld für Pferdepolo im englischen Hurlingham in Anlehnung an das Isfahaner Beispiel angelegt.
Es gab in der Vergangenheit noch andere historische Denkmäler am Naqsch-e Dschahan Platz zu sehen. Zum Beispiel die marmornen Kapitelle , die wahrscheinlich von Tacht-e Dschamschid (Persepolis)in der Provinz Fars nach Isfahan geholt worden waren. Eines dieser Kapitelle befindet sich heute im Nationalmuseum in Teheran und ein anderes ist in Isfahan im 40-Säulen-Museum zu besichtigen. Zu den Ausstellungsstücken auf dem Platz gehörten vormals auch 110 spanische Kanonen, die bei der Eroberung der Insel Hormus durch Imam Qoli Chan in die Hände der Iraner fielen. Ebenso ragte ein 40 m hoher Pfeiler in der Mitte von Naqsch-e Dschahan in die Höhe. Neben der Scheich Lotfollah-Moschee befand sich die Chadscheh Molk (auch Scheich-Lotfollah) -Madrasa , ein theologisches Zentrum, das zur Zeit der Qadscharen zerfiel.
Im 17. Jahrhundert war Naqsch-e Dschahan einer der größten Plätze der Welt. Der französische Weltreisende Jean Chardin hat ihn zugleich einen der schönsten genannt. Zur Zeit des Schah Abbas und seiner Nachfolger war Naqsch-e Dschahan anlässlich von königlichen Festen Schauplatz für Pferdepolo, Militärparaden und weitere Schauspiele, während an anderen Tagen hier die Bevölkerung spazieren oder einkaufen ging. Freitags fand ein großer Wochenendmarkt unter freiem Himmel statt.
Eine der größten offiziellen Feiern auf diesem Platz waren die Festlichkeiten anlässlich der siegreichen Rückkehr von Imam Qoli Chan von der Eroberung der Insel Hormus. Chardin berichtet, dass während des Festes 50 Tausend Lichter auf diesem Platz brannten.