Die Iraner lernten in der circa 100 Jahre nach der Hidschra – circa 8. Jahrhundert nach Christus das Papier kennen. In den großen Städten von Chorassan, im Nordostiran, wurden die ersten Papiermanufakturen eröffnet. Chorassan versorgte die Städte in anderen Teilen Irans mit seinem Produkt. Bekannte iranische Papiersorten waren das Naseri, Pharao-, Salomo- und Samarkhand-Papier, wobei letzteres sich besonderer Beliebtheit erfreute. Die Iraner erfanden auch neue Papiersorten. Zum Beispiel fertigten sie eine Art Marmorpapier an, das sich Abri-Papier nannte. Es war ein mit Tee, Zwiebeln, Auberginen und Walnussschalen, Tinte, Echium, Safran, und Henna gefärbtes Papier. Der Name Abri-Papier kommt von daher, dass sich bei dieser Färbung eine wolkenartige Musterung auf dem Papier bildet, „Abri“ bedeutet nämlich wolkig (mit Betonung auf der zweiten Silbe). Der Erfinder dieser Papiersorte war Schahbuddin Abdullah Morwarid, bekannt als Bayani (15. Jahrhundert n.Christus)
Mit Sahafi bezeichnet man hierzulande das Zusammenbinden von Buchseiten und ihr Einbinden zwischen zwei Buchdeckeln. Früher sagte man auch zu diesem Handwerk „Warraqi“. Darunter verstand man jedoch nicht nur die Buchbinderei sondern auch das Anfertigen von Abschriften.
Der Höhepunkt der Buchbinderei ist die Zeit der Safawiden gewesen (16. bis 18. Jahrhundert n. Christus). Die Künstler von Isfahan (dem Regierungssitz der Safawiden) bewiesen in dieser Zeit wieder einmal ihre Kreativität. Das Papier, das sie verwendeten, kam aus der eigenen Stadt oder vornehmlich aus Städten im Nordosten, wie Sarmarkhand, Buchara und Maschhad .
Nach den Safawiden, verlor Isfahan seinen Status als Hauptstadt des Landes und es gerieten viele Künste, so auch die Buchbinderei in Vergessenheit. Allerdings wurde die Kunst der Buchbinderei unter den Qadscharen, die Ende des 18. Jahrhunderts die Macht ergriffen, wiederbelebt.
In der Zeit der Timuriden und der Safawiden galten die Buchbinder als ein Berufsstand mit einer eigenen Abteilung im Bazaar, die sich Bazaar-e Sahafan nannte. Andere Buchbinder arbeiteten nicht im Bazaar sondern in den Bibliotheken der Regierung. Die Buchbinder hatten in jeder Epoche und in den verschiedenen Städten unterschiedliche Arbeitsmethoden und es lässt sich heute noch an den verschiedenen Merkmalen eines alten Buches feststellen, in welcher Stadt oder Region es gebunden worden ist.
Zurzeit der Lithografie, des Drucks mit Hilfe von Steinplatten, wurden die Buchdeckel nach europäischer Art mit Papier überzogen und auf diesem kam der Buchtitel oder ein passendes Bild zu stehen. Einige benutzten jedoch kein Papier sondern Leder als Überzug des Bucheinbandes. Nachdem moderne Druckereimaschinen üblich wurden, fand die Buchbinderei nach europäischer Art Verbreitung und zwar verwendete man einen biegsamen Einband – der sich Schumizi-Einband nennt oder auch als „weicher Einband“ bezeichnet wird, oder einen Pappe-Einband, der entsprechend „fester Einband“ heißt. Manchmal sind diese Einbände noch einmal mit einem Papierbezug versehen, der das schöne Aussehen bewahren soll. Weil dieser Papierbezug größer ist als der Einband, entstehen an den Rändern zwei Faltkanten.
Das Wort Dscheld, welches in der Farsi-Sprache für „“Einband“ benutzt wird bedeutet allgemein „Haut“ und in der Kodikologie, d.h. in der Wissenschaft vom handgeschriebenen Buch, wird damit der Bestandteil eines Manuskriptes bezeichnet, welcher robuster als die anderen ist, nämlich der Einband, der den vollständigen Text umschließt. Dieser Einband wird als Schutz des Textes betrachtet und der Zusammenhalt eines Buches hängt in Wahrheit von ihm ab. Jeder Einband besteht aus zwei Hauptteilen, die durch ein Stück Leder oder festen Stoff, verbunden werden. Dieses Verbindungsstück nennt sich Atf (Wende). Manchmal wird dieser Teil des Einbandes noch einmal oben und unten durch eine Extrakante verstärkt.
Die Geschichte der Buchbinderei ist wohl so alt wie das Buch selber.
Die ältesten eingebundenen Buchexemplare sind die Manuskripte der koptischen Bibel, welche in den 6 Jahrhunderten nach Christus in Ägypten angefertigt wurden. Die Buchdeckel bestanden aus mehreren Papyruslagen, und wurden abschließend mit Leder überzogen und mit Lederriemen zusammengebunden.
Die Anfertigung von Bucheinbänden entwickelte sich im Iran zusammen mit der Buchherstellung und Verzierung von Manuskripten. In dem Werk Umdat-ul Kuttab, dass dem Mu`iz Ibn Badis (11. Jahrhundert n. Christus) zugeordnet wird, werden die Werkzeuge für die Buchbinderei und Anfertigung von Einbänden, die in Chorassan (Nordostiran) verwendet wurden, erwähnt. Dies spricht dafür, dass die Einbandkunst der Chorassaner in der Islamischen Welt bereits im 5. Jahrhundert nach der Hidschra bekannt war. Raschid ad Din Faslullah Hamadani, (geboren im 13. Jahrhundert nach Christus im westiranischen Hamadan) und Wezir eines Ilkhans wies die Buchbinder (in der historischen Stadt Rab-e Raschidi (bei Täbris – Nordwest-Iran) an, feste Einbände anzufertigen. Auch dies liefert einen Anhaltspunkt für die damalige Verbreitung des Buchbindens in Iran. Leider ist aber von den prächtigen Einbänden, die die iranischen Buchbinder vor dem 14. Jahrhundert vor Christus angefertigt haben, nicht mehr viel verblieben. Man weiß aber, dass hölzerne und lederne Bucheinbände weitgehend üblich waren.
Aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts nach der Hidschra (14. Jahrhundert nach Christus) blieben die Einbände von zwei Koranexemplaren erhalten. Es sind so genannte Zarbi oder Moschte´ i –Einbände, d.h. sie wurden durch Einstanzen verziert. Aber erst im 15. Jahrhundert nach Christus begann für das Handwerk der Buchbinderei und Buchverzierung eine Glanzzeit. Damals war der Beruf des Buchbinders in Herat, der Hauptstadt des großen Timuridenreiches zudem damals auch der Iran gehörte, gang und gäbe.
In den Bibliotheken der Timuridenprinzen waren Buchbinder wie Qawam ad din Tabrisi tätig. Er hat wie einige andere Buchbinder die Kunst der Schnitzerei in die iranische Buchbinderei eingebracht. In dieser Epoche der Timuridenherrscher (14. bis 16. Jahrhundert nach Christus) kamen durch die Vereinigung der Malkunst mit dem Handwerk der Buchbinderei sehr kunstvolle Bucheinbände zustande.
Die berühmtesten Sorten von Einbänden aus der Timuridenzeiten stammen von iranischen Buchbindern. Ein Beispiel ist das schöne so genannte Dscheld-e Rughani (Öl-Einband). An der Anfertigung dieses Bucheinbandes arbeiteten der Buchbinder zusammen mit einem Kunstmaler und einem Illustrator und unter Umständen auch mit einem Kalligraf. Das Dscheld-e-Zarbi war ein weiteres Beispiel für damalige iranische Buchbinderei: Das Wort Zarbi deutet auf die Methode der Verzierung hinund zwar wurden die Abbildungen auf dem Einband durch leichte Hammerschläge auf eine Schablone oder einen Klischeestempel hervorgerufen. Wir haben diese Methode schon beim letzten Mal im Zusammenhang mit Lederverzierungen beschrieben. Ebenso waren die Muarraq-Einbände, d.h. Einbände mit Mosaikverzierungen zur Zeit der Timuriden üblich. Der Iraner Qawam ad din Tabrisi hat als erster diese Technik bei der Verzierung des Einbandes zum Jong (Gedichtsband) des Timuridenprinzens Baisonqur Mirza verwendet. Die kostbaren Einbände wie die Muaraq- und mit Muscheln verzierten und Zarbi-Einbände wurden für Bücher der Bibliotheken der Sultane oder Wezire und den Adel angefertigt. Aber die Bücher, die in den Lehrstätten und von den Gelehrten verwendet wurden, waren mit einfachen Ledereinbänden oder mit Pappdeckeln, die mit Leder überzogen waren, versehen.
In der Qadscharenzeit (Ende 18. Bis Anfang 20. Jahrhundert) wurde Marmorpapier aus Europa üblich und die Buchbinder fertigten sogar aus Zigarettenpapier Einbände an. Damals reiste der Buchbinder Mohammad Taqi Sahaf Baschi nach Europa und erlernte dort die üblichen Buchbindemethoden. Die Einbände, die er danach im Iran anfertigte wurden als europäische oder in Europa hergestellte Einbände bekannt. (Dscheld-e Farangi oder Dscheld-e Farangi saz)