Große Bauwerke zeugen von der Macht ihrer Erbauer. Die Beschaffung des Baumaterials, der Entwurf, die Bereitstellung der Arbeitskräfte und Besorgung kostbarer Stoffe für die Verzierung waren Angelegenheiten, die früher nur sehr Wohlhabende und vor allem Könige finanzieren konnten.
Die meiste Zeit in der iranischen Geschichte haben Königsdynastien geherrscht. Die erste Dynastie war die der Achämeniden. Die meisten Könige dieser Ära, die einige Jahrhunderte vor Christi Geburt begann haben große Paläste erbauen lassen. Darius der Erste wollte mit seinen Prachtbauten dem Volke und anderen Herrscher seine Macht demonstrieren. Er begann mit dem Bau des Tachte-Dschamschid-Palastes in der Nähe des Berges Rahmat in dem Gebiet Pars nahe dem heutigen Schiras.
Gemäß dem Felseninschriften aus dem antiken Fars, geht die Errichtung der Tachte-Dschamschid, welche von den Griechen Persepolis genannt wurde, auf das Jahr 512 vor Christus zurück. Die gesamte Palastanlage lag auf einem grauen Sockelplateau von 457 mal 300 m. Die Gesteine wurden geschliffen und übereinander geschichtet. Statt Mörtel verwendete man für ihren Zusammenhalt eine Legierung aus Eisen und Blei.
Nach Ansicht des französischen Archäologen Grishman hat der Palast der Achämeniden keine hohe Schutzmauer gehabt. Nur an der Ostseite gab es eine Mauer um sich bei Hochwasser zu schützen.
Die Baumeister der Achämenidenzeit begründeten Regeln, die auch später als Grundregeln der iranischen Architektur üblich waren. Der Tachte-Dschamdschid –Palast zeichnete sich durch geordnete Steinsäulenreihen mit prächtigen Eingängen und Reliefen aus. Zu den Reliefmotiven gehörten Fabelwesen, halb Mensch halb Tier. Häufig auch taucht in den Reliefen die Wasserlilie auf. An dem Palast der Hundert Tore sehen wir das Relief eines Fabelwesen das an Mensch, Stier und Fisch erinnert. An der Nordseite des Palastes ist ein Mensch mit Flügeln abgebildet.
Die Sockel der Säulen dieses Palastes bestehen aus schwarzem Gestein und die Säulen selber sind aus gelblichen Marmor. Der Fußboden wurde mit geometrisch geformten Gesteinen ausgelegt.
Zu dem Tachte Dschamdschid-Komplex gehören mehrere Paläste wie der Apadana-Palast oder der Audienzpalast. Jeder von ihnen hatte eine andere Funktion, sie alle ähneln sich aber im Entwurf und weisen in der Mitte einen zentralen Saal mit hohen Steinsäulen auf. An ihren vier Seiten liegen Säulen-Vorterassen. Auch ist bei allen der Boden mit Steinplatten ausgelegt. Doch sind die Säulenkapitelle je nach Palast verschieden gestaltet.
Darius der Erste hinterließ eine Inschrift über den Bau des Tachte-Dschamschid, der einige Informationen zu entnehmen sind. In dieser Inschrift werden Materialien, die beim Bau verwendet wurden, genannt: Es heißt zum Beispiel:
„Diesen Palast habe ich errichtet. Zuerst haben sie eine Grube ausgegraben bis sie an weißen Boden (an Gestein) gelangten. In diese Grube wurden Gerölle geschüttet und auf diesen der Palast errichtet. Die Leute von Babylon haben die Grube gegraben und die Ziegel hergestellt. Die Bohlen wurde von einem Berg namens Lobnan herbeigebracht und die Hölzer aus Kerman. Lasurstein und Achat und Zinnober kamen aus Soghd , (Sogdiana) und der Türkis aus Kharazm. Das Ebenholz war aus Ägypten. Das Elfenbein kam zwar aus Indien, aber er wurde so bearbeitet, dass er zur Säule wurde. Die Verzierung der Wände war das Werk der Meder und der Parsen.“
Ein besonders interessanter Teil der Persepolis ist die 6,20m breite Treppenanlage die zu dem Palastplateau hinauf führt. Sie beginnt zunächst in Form von zwei getrennten Treppenaufgängen die sich später wieder zusammenschließen. Die Treppen wurden aus einem riesigen Felsblock herausgehauen. Einige glauben die Treppenstufen wurden deshalb niedrig gehalten, damit Reiter mit ihren Pferden sie bequem überwinden konnten. An den Wänden dieses prächtigen Treppenbaus sehen wir zahlreiche Reliefe auf denen Gäste des Palastes abgebildet sind. Sie überbringen Geschenke und Spezialitäten aus ihren Ländern. An anderen Stellen sind Abbildungen von Dienern mit Speisen und Getränken in der Hand zu sehen.
In diesem Palast wurden die Neujahrsfeiern begangen. Auch das lässt sich an den Wandreliefen ablesen.
Was aber blieb von all dieser ehemaligen Pracht übrig?
Der mazedonische Feldherr Alexander drang mit seinem berittenen Heer in das Persische Reich ein. Er eroberte den Palast der Achämeniden. Dann ließ er aus Babylonien und aus Schousch viele Lasttiere holen, lud ihnen die Schätze im Palast des Tachte Dschamschid auf und ließ sie wegtragen. Dabei muss es sich zum großen Teil um viele Geschenke oder Tribute gehandelt haben, die den Achämeniden aus all den verschiedenen Gebieten ihres Reiches jedes Jahr überbracht wurden. Anlässlich seines Sieges veranstaltete Alexander ein großes Fest. Am Schluss dieses Trinkgelages zündete er die Vorhänge des Palastes an und bald stand der Prachtbau in Flammen, während seine Riesenschätze auf Maultieren und Kamelen auf dem Weg nach Griechenland waren. Somit endete das Achämenidische Reich. Doch die steinernen Reste ihrer Paläste zeugen noch von deren ehemaligen Stattlichkeit.
Wir sprachen also über die iranische Bauweise vor circa 2500 Jahren, bei der mit Felsgestein gebaut wurde. Auch im römischen Reich und im antiken Griechenland baute man Paläste aus Gestein. Einige meinen aber das sich keiner von diesen mit der Persepolis messen kann.
Die damaligen Paläste in anderen Teilen Asien bestanden hauptsächlich aus anderem Material. In der chinesischen Bauweise wurde viel Holz eingesetzt. Die Bauten waren oft würfelförmig und wurden aus Holz und Rohziegeln errichtet. Die schirmartigen Dächer wurden mit Tonkacheln oder Kacheln oder Hölzern abgedeckt . Bei der Innendekoration überwogen die Farben Rot und Golden. Beliebte Motive für Wandbemalungen waren Landschaftsbilder oder Drachen.
Die Bauweise in Japan war stark an die Bauweise unter der Tang-Dynastie in China angelehnt. Die Häuserwände bestanden aus Tannen-, Pinien- und Lotosholz. Ein Papier, das aus einem Beerenstrauch namens Schudschi hergestellt wurde, verwendete man für die Innenwände. Der Bodenbelag war Tatami, welches aus den Fasern der Reispflanze geflochten wurde. Mittelpunkt dieser Häuser war der zentrale Ofen, um den die anderen Räumlichkeiten des Hauses angeordnet waren. Im Iran wurden die großen Gebäude und Paläste mit brennenden Fackeln auf den Säulen beleuchtet. In Ländern wie Japan verwendete man Papierlaternen, in denen Kerzen angezündet wurden.