Am Potsdamer Platz in Berlin sind am Abend die 70. Internationalen Filmfestspiele eröffnet worden. Auch Iranische Filme sind mit im Wettbewerb und die Cinema-Stiftung Farabi ist mit weiteren iranischen Filmverleihern auf dem European Film Market in Berlin vertreten.
Rund 340 Filme werden während der 70. Berlinale gezeigt, 18 davon konkurrieren im Wettbewerb. Überschattet wird das diesjährige Festival von dem Anschlag in Hanau. Bei der glanzvollen Eröffnungsgala am Donnerstagabend wurde auch der Opfer gedacht.
Raed Faridzadeh, Vizechef der Cinema-Stiftung Farabi, ist gemeinsam mit fünf weiteren iranischen Filmverleihern nach Berlin gereist und steht am Iran-Stand des European Film Market für Fragen und Kooperationen zur Verfügung.
Während der Berlinale ist auch ein Iran-Abend im European Film Market geplant. Auch im letzten Jahr lud die Cinema-Stiftung Farabi zu einem besonderen Iran-Abend ein. Das Interesse am iranischen Film und Kino ist nach wie vor sehr groß.
Offiziell nehmen mehrere iranische Filme an verschiedenen Wettbewerben der Berlinale teil.
Hier finden Sie eine Auswahl:
Yalda, la nuit du pardon, Yalda, a Night for Forgiveness
In der Reality-TV-Show zur Yalda-Nacht soll die zum Tode verurteilte Maryam um Vergebung und ihr Leben flehen. Ein Kammerspiel, in dem die Bruchlinien zwischen Tradition und moderner Medienwelt vor laufender Kamera nachgezeichnet werden.
Die Scheinwerfer und Kameras sind auf Position. Der Moderator blickt noch einmal auf seine Notizen. Die letzten Werbesekunden laufen, noch 5, 4, 3, 2, 1 und die Reality-TV-Show beginnt. Ausgerechnet zum persischen Yalda-Fest der Wintersonnenwende. Zu Gast ist Maryam, eine junge, zum Tode verurteilte Frau. Mit ihr im Studio sitzt Mona, die für sie stets wie eine große Schwester war. Maryam lebte mit Monas Vater in einer Ehe auf Zeit. Angeblich hat sie ihn ermordet. Vor laufender Kamera und Millionen von Zuschauer*innen soll Maryam um Vergebung und ihr Leben flehen. Auf eine reale, populäre iranische Sendung anspielend, wird das Fernsehstudio zur Bühne für ein Kammerspiel, das auch die sozialen Dimensionen hinter dem persönlichen Drama in den Fokus nimmt.
von Massoud Bakhshi | mit Sadaf Asgari, Behnaz Jafari, Babak Karimi, Fereshteh Sadr Orafaee, Forough Ghajebeglou
Frankreich / Deutschland / Schweiz / Luxemburg / Libanon / Iran 2019
Farsi, Untertitel: Englisch | 89’ | Filmausschnitt
White Winged Horse
Das Bild eines weißen geflügelten Pferdes verfolgt Taha seit Kindheitstagen. Seine Freundin wäre mit ihm aus der von Krieg bedrohten Stadt geflohen, wenn er ihr nur als solches erschienen wäre. Jahre später kehrt Taha zurück. Mit Flügeln auf dem Rücken.
Das Bild eines weißen, geflügelten Pferdes verfolgt Taha seit Kindheitstagen. Vor vielen Jahren bat er seine Freundin, mit ihm aus der vom Krieg bedrohten Heimatstadt zu fliehen. Doch sie blieb. Ihre Liebe verspreche sie nur demjenigen, der ihr als weißes Pferd mit Flügeln erscheine. Als Erwachsener kehrt Taha zurück, voller Hoffnung, ihr Herz gewinnen zu können. Doch in der Stadt herrscht Amnesie. Auf Poesie und Magie gibt kaum jemand mehr etwas.
von Mahyar Mandegar | mit Sepehr Tehranchi, Hasan Najarian, Mohammad Bashir, Asal Shakeri, Arash Vazirnezami
Iran 2020 | Farsi | 20’
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202002288
Namo – The Alien
In Namo gehen feine Alltagsbeobachtungen und die Parameter des realistischen Erzählens in etwas Größeres über: eine parabelhafte Erzählung über das Ausgeliefertsein des Einzelnen in einem repressiven System.
Das Spielfilmdebüt kreist um Bakhtiyar, einen Lehrer, der in eine Stadt im kurdischsprachigen Teil des Irans versetzt wurde. Zusammen mit seiner Familie versucht er, in der neuen Umgebung Fuß zu fassen. Doch die soziale Kontrolle macht ihm das Leben umso schwerer, je mehr er sich weigert, mit dem in fast allen Situationen erwünschten Opportunismus zu agieren. Als eines Tages in seiner Straße ein Wagen mit Fahrer und Beifahrer parkt, der fortan fast immer dort steht, ist die Unruhe groß. Alle Nachbar*innen denken, es handele sich um einen Überwachungsvorgang und Bakhtiyar sei dessen Objekt. Sie munkeln: Hat er sich etwas zuschulden kommen lassen? Ist es gefährlich, mit ihm Kontakt zu pflegen? Daraus entwickelt sich langsam, aber unabweisbar eine Dynamik, aus der die Hauptfigur nicht mehr entkommt. Nach und nach lösen sich die feinen Alltagsbeobachtungen und die Parameter des realistischen Erzählens, denen Nader Saeivar zusammen mit dem Co-Autor des Drehbuchs, Jafar Panahi, zunächst die Treue zu halten scheint, in etwas Größeres, Radikaleres auf: eine parabelhafte Erzählung über Paranoia, Gerüchte und das Ausgeliefertsein des Einzelnen in einem repressiven System.
von Nader Saeivar | mit Bakhtiyar Panjeei, Sevil Shirgi, Naser Hashemi, Hadi Eftekharzadeh, Firoz Ageli
Iran 2020 | Farsi, Türkisch, Kurdisch, Untertitel: Englisch | 93’
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202007048
The Kites, Der Papierdrache
von Seyed Payam Hosseini | mit Karo Ghavami, Ramyar Qavami, Karo Hassani, Amir Kadkhodai, Osman Pira
Iran 2020 | Kurdisch | 14’| Empfohlen ab 8 Jahren
Am Hang eines Flusstals in Kurdistan, auf der Grenze zwischen Iran und Irak, fliegt einem Mädchen der Drache davon. Sie ruft drei Jungen zur Hilfe. Doch nicht nur der Fluss, auch die explosiven Überbleibsel vergangener Kriege liegen zwischen den Kindern.
Beim Spielen am grünen Hang eines Flusstals in Kurdistan, auf der Grenze zwischen Iran und Irak, fliegt einem Mädchen der Drache davon. Drei Jungen auf der anderen Seite sehen sie um Hilfe rufen, gerade ein paar Meter zu weit weg, um sie verstehen zu können. Sie versuchen, Kontakt aufzunehmen. Doch nicht nur der Fluss trennt die Kinder. Zwischen ihnen liegen auch die explosiven Überbleibsel vergangener Kriege.
https://www.berlinale.de/de/programm/programm/detail.html?film_id=202006999