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Hafis-Gedenktag | 12. Oktober

Der 12. Oktober ist der Gedenktag des Hafis in Iran und weltweit.

Hafis oder Hāfez (bzw. Ḥāfiẓ), in alter deutscher Umschrift auch Mohammed Schemseddin (persisch خواجه شمس الدين محمد حافظ شيرازى, DMG Ḫwāǧe Šams ad-Dīn Moḥammad Ḥāfeẓ-e Šīrāzī, geboren um 1315 oder 1325 in Schiras, Iran; gestorben um 1390 ebenda) ist einer der bekanntesten persischen Dichter und Mystiker. Sein voller Name umfasst auch den Namen seines Herkunftsortes Schiras. Da Hafis schon im Kindesalter den gesamten Koran auswendig gelernt hatte, erhielt er den Ehrennamen „Hafis“ („jener, der den Koran auswendig kann“). Auch er selbst verwendete in seinen Gedichten fast ausschließlich den Namen Hafis. Sein bekanntestes Werk stellt der Dīwān dar.

Über sein Leben gibt es nur wenige gesicherte Daten. Das meiste sind legendenhafte Überlieferungen:

Der Vater Baha-ud-Din war Kohlenhändler und starb, als Hafis noch ein Kind war. Er hinterließ ihm und seiner Mutter hohe Schulden. Des Vaters Rezitationen des Korans haben den Sohn so sehr beeindruckt, dass er das Buch mit 8 Jahren auswendig konnte (daher erhielt er später den Ehrentitel Hafis). Früh wurde er auch mit den Werken von Molana (Dschalal ad-Din ar-Rumi) und Saadi sowie von Attar und Nezāmi vertraut gemacht. Vermutlich erhielt er eine umfassende Ausbildung an einer Madrese; die Gedichtwidmungen und Panegyriken (Lobreden) weisen auf eine zeitige Verbindung mit dem Hof der Muzaffariden hin.

Hafis lernte zunächst das Bäckerhandwerk und übte es einige Zeit aus, bis er im Alter von 21 Jahren Attars Schüler in Schiras wurde. Bei der Auslieferung von Brot und Backwaren in reichen Stadtvierteln lernte er seine „Muse“ Schach-e Nabaat kennen, deren Schönheit er viele Gedichte widmete. Er gewann bald an Bekanntheit und wurde Hofdichter von Abu Ishak sowie ein vielbeachteter Koranlehrer; er gehörte einem Sufi-Orden (Tariqa) an. Etwa 1333 eroberte Mubariz Muzaffar die Stadt und entließ ihn – für Hafis der Anlass, von der „Romantik“ zu Protestliedern überzugehen.

Als Mubariz von seinem Sohn Schah Schudscha‘ gestürzt und ins Gefängnis geworfen wurde, erhielt Hafis seine Stelle wieder. Überliefert ist, dass Hafez mit 60 Jahren in einem Freundeskreis eine 40-tägige meditative Nachtwache begann, an deren Ende er eine Art Bewusstseinserweiterung erlebte und sich im Geiste nach 40 Jahren wieder mit Attar traf.

Neben Aufträgen für den Hof schrieb er auch gelehrte Werke.

Hafis starb als hoch geachteter Dichter seiner Zeit. Sein Grab in den Musalla-Gärten von Schiras, die auch durch ihre Rosen bekannt sind, erhielt im Auftrag von Schah Reza Pahlavi einen vielbesuchten Pavillon, genannt Hafeziye.

Hafis gilt, was seine durch Ideen von geistiger Freiheit und Persönlichkeitsrechten geprägten Formulierungen weltlicher Weisheit anbelangt, gemäß Manuel Sommer als Nachfolger Chayyams.

Der Diwan

Der Dīwān ist Hafis’ bekanntestes Werk. In gedruckten Ausgaben enthält er mehrere hundert als Original geltende Ghaselen, daneben auch einige Gedichte in anderen Formen. Hafis’ Diwan wurde erst nach seinem Tod zusammengestellt und verbreitet und ist in etwa 1000 Handschriften in Europa und dem Orient erhalten. Die Handschriften unterscheiden sich voneinander, und es gibt mehrere hundert in Einzelheiten voneinander abweichende Editionen. Hafis’ Ghaselen gelten als formvollendet. In vielen Ghaselen hängen mehrere Verse inhaltlich zusammen, doch kommen auch lose aneinandergereihte Gedankengänge vor. Zu den wiederkehrenden Themen gehören die typischen Motive des persischen Ghasels: unerwiderte Liebe, Trennung und Sehnsucht, aber auch das Schwärmen für die Schönheit und Reize der angebeteten Person. Es gibt weiterhin Meditationen über die Vergänglichkeit des Lebens und die Unvermeidbarkeit des Schicksals wie auch die Aufforderung zum Lebensgenuss, Kritik der religiösen Scheinheiligkeit und Verse mit Inhalten aus dem Bereich der Mystik.

Die erste Zeile des Diwans ist im ersten Halbvers Arabisch, im zweiten Persisch:

A-lā yā ayyuhā s-sāqī adir kaʾsan wa nāwilhā,         Ke aschqh āsān namud awwal wali oftād moschkelhā

Reich das Glas, Schenk! Lass es kreisen!               So einfach schien die Liebe mir, doch nun sing ich dunkle Weisen.

Im deutschsprachigen Raum wurde Hafis’ Werk vor allem durch die Übersetzungen von Joseph von Hammer-Purgstall (1812) und Vinzenz Rosenzweig von Schwannau (1858–64) sowie die Rezeption durch Goethe (West-östlicher Divan, 1819) bekannt. Während man Hafis’ Ghaselen in Europa oft wörtlich nahm, wurden sie im persisch-islamischen Kulturkreis, wo insbesondere der Weingenuss als verboten bzw. als religiös unerwünscht galt, aber zum Beispiel in Herrscherkreisen zeitweise gepflegt wurde und in der mystischen Dichtung schon lange vor Hafis allegorisch verstanden wurde, gerne in übertragenem Sinn gedeutet.

Beispiele

Komm ich ihr nachgegangen, so wird sie schelten eben;
Und legt sich mein Verlangen, wird sich ihr Zorn erheben.
Und wenn ich voll Verlangen einmal auf ihrem Wege,
Wie Staub zu Fuß ihr falle, wird sie wie Wind entschweben.

Wir üben Treu’ und wagen Tadel und sind fröhlich;
Denn Todsünd’ ist’s nach unserm Gesetz, bekümmert leben.
Du küsse nichts als Lippen des Liebchens und des Bechers;
Den Gleißnerhänden, Hafis, ist’s Sünde, Kuss zu geben.

 

Goethe und Hafis

Als Hafis’ „Diwan“ in der Übersetzung von Hammer-Purgstall zum ersten Mal in die deutsche Sprache Eingang fand, gehörte Johann Wolfgang von Goethe zu seinen hingebungsvollsten Lesern. Das Werk befindet sich in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Inspiriert und im Dialog mit dieser reich kommentierten Ausgabe schrieb Goethe ab 1814 seinen Gedichtzyklus West-östlicher Divan (1819).

Goethe über Hafis:

Und mag die ganze Welt versinken,
Hafis mit dir, mit dir allein
Will ich wetteifern! Lust und Pein
Sei uns, den Zwillingen, gemein!
Wie du zu lieben und zu trinken,
Das soll mein Stolz, mein Leben sein.

Du bist der Freuden echte Dichterquelle
Und ungezählt entfließt dir Well’ auf Welle.
Zum Küssen stets bereiter Mund,
Ein Brustgesang, der lieblich fließet,
Zum Trinken stets gereizter Schlund,
Ein gutes Herz, das sich ergießet.

Das Hafis-Goethe-Denkmal am Beethovenplatz in Weimar erinnert mit zwei sich gegenüberstehenden granitenen Stühlen, die ost-westlich ausgerichtet sind, an die Begegnung Goethes mit dem Werk des Hafis. Dieses Denkmal wurde im Jahre 2000 durch den damaligen iranischen Präsidenten Chatami anlässlich seines Staatsbesuchs in Deutschland enthüllt und stammt von den Künstlern Ernst Thevis und Fabian Rabsch. Es handelt sich hierbei um eine Schenkung der UNESCO an die Stiftung Weimarer Klassik wobei seit 1997 private Spenden das Projekt unterstützt hatten. Es soll die miteinander verbundenen „Zwillingsbrüder im Geiste“, wie Goethe seine Beziehung zu Hafis bezeichnete, im Diskurs darstellen.

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