Mit 65 Jahren entdeckte Goethe den persischen Dichter Hafis. Er las dessen erst kurz zuvor ins Deutsche übersetzen „Diwan“ und war tief beeindruckt. Über zeitliche, geographische, religiöse und kulturelle Grenzen hinweg empfand er eine innige Geistesverwandtschaft mit dem persischen Poeten des 14. Jahrhunderts und ließ sich durch ihn zu seiner umfangreichen Gedichtsammlung „West-östlicher Divan“ inspirieren.
Stellvertretend für Hafis und Goethe stehen sich heute auf dem Beethovenplatz, am Rande des Ilmparks und am Rande der Altstadt in Weimar, zwei steinerne Stühle gegenüber – ein Denkmal, das Kommunikation zwischen Kulturen, kulturelle Toleranz und Völkerverständigung symbolisieren soll. Es wurde von der UNESCO gestiftet und anlässlich des Internationalen Jahres des Dialogs der Kulturen im Jahr 2000 vom damaligen Staatspräsidenten der Republik Iran Mohammed Chatami und dem damaligen deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau eingeweiht.
Gestaltet wurde das Denkmal von Ernst Thevis und Fabian Rabsch. Die beiden überdimensionalen Stühle sind aus einem Granitblock geschnitten, zwei Teile eines Ganzen, die zusammengefügt wieder den ursprünglichen Steinblock ergeben würden. Sie stehen in west-östlicher Ausrichtung auf einer bronzenen Sockelplatte, die – im Gegensatz zu den klaren Formen der Stühle – reich mit persischer Ornamentik verziert ist. Im Zentrum des Bronzeteppichs sind in persischer Kalligraphie Verse von Hafis eingelassen, während die Enden an den beiden Schmalseiten der Platte, quasi die Teppichfransen, mit Goethe-Versen geschmückt sind:
Herrlich ist der Orient
übers Mittelmeer gedrungen
Nur wer Hafis liebt und kennt,
weiß was Calderon gesungen.
Wer sich selbst und andre kennt
Wird auch hier erkennen
Orient und Okzident
sind nicht mehr zu trennen.
Text von Rita Dadder
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