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Geschichte des Trauerns um Imam Husain (a)

Es ist wieder Muharram und die Muslime trauern um Imam Husain (a). Die Erinnerung an ihn und seiner tapferen Helfer bleibt erhalten, auch wenn ihr Märtyrertod in Karbala fast 1400 Jahre zurückliegt.

Hind ist eine schöne und fromme Frau gewesen. Ihr Vater, Abdullah ibn Ammar, war einer der Helfer Imam Alis und hatte bei einem Gefecht den Märtyrertod gefunden. Seine verwaiste Tochter war danach lange Zeit im Haus von Imam Ali (a) aufgenommen worden, bis Muawiya für seinen Sohn Yazid um ihre Hand anhielt. So wurde sie die Gemahlin von Yazid und lebte in Schaam (dem damaligen Groß-Syrien).

Imam Husain und seine treuen Mitkämpfer waren auf Befehl von Yazid  im irakischen Karbala getötet worden. Die Hinterbliebenen, fast nur Frauen und Kinder, waren in einer Gefangenenkarawane nach Schaam verschleppt und dort in einem zerfallenen Gebäude untergebracht worden. Die Bevölkerung von Schaam wusste nicht, dass die Gefangenen Nachkommen des Propheten Gottes sind. Sie dachten, der Kalif der Muslime, ein Titel den Yazid unrechtmäßig für sich beanspruchte, habe in Karbala einige Unruhestifter getötet und so feierten sie diesen Sieg.  Eine der Kammerfrauen von Hind kam zu ihr und sagte: “Sie haben einige Gefangenen in unsere Stadt gebracht. Möchtest du sie dir nicht ansehen?“ Hind war einverstanden. Beim Verlassen des Palastes, teilte sie Yazid ihr Vorhaben mit, und da bemerkte sie, dass sein Gesicht erblasste. Yazid wusste genau, dass Hind viele Jahre im Haus von Imam Ali gelebt hatte und Zeynab (a), die Tochter von Imam Ali (a) kannte. Also versuchte er sie irgendwie von ihrem Vorhaben abzubringen. Weil er kein passendes Argument vorbringen konnte, bedingte er sich schließlich aus, das Hind erst bei Dunkelheit zu dem Ort geht, wo sich die Gefangenen befanden.

Es war Abend geworden und Hind machte sich mit ihren Dienerinnen auf den Weg. Man hatte ihr gesagt, dass eine Frau die Gefangenenkarawane anführt. Also wandte sie sich an Zeynab (a) und fragte, aus welcher Stadt sie kommen. Zeynab (a) sagte sofort: „Medina!“ Hind rief: „Wirklich? Wenn ihr aus Median seid, dann must du doch Zeynab, die Tochter von Fatima Zahra (a) kennen. Sie war einmal meine Lehrerin und ich habe mein Wissen über die Religion bei ihr erworben.”

Zeynab hatte Hind gleich bei ihrer Ankunft erkannt und sagte: “Hind, Tochter des Abdullah ibn Ammar! Ja, ich kenne Zeynab. Sie steht vor dir!”

Da wurde Hinds Kehle wie zugeschnürt. Bekümmert sagte sie zu ihren Begleiterinnen: „Wehe uns! Die Gefangenen sind Nachkommen des Propheten Gottes (a).”      

Hind erschien mit aufgeschlitzter Kopfbedeckung vor Yazid und seinen Höflingen und rief aufgeregt: „Hast du den Befehl gegeben das Haupt von Husain (a) am Tor zum Palast aufzuspießen? Soll das Haupt des Sohnes von Fatimah (a) vor dem Tor zu meinem Haus, der Tochter des Abdullah ibn Ammar, hängen?!“

Yazid sprang vom Thron auf, versuchte den Kopf seiner Gemahlin vor den Anwesenden zu bedecken, und rief: „O Hind! Beweine den Sohn der Tochter des Propheten Gottes, denn ibn Ziyad, der Befehlshaber von Kufa, hat seinen Tod überstürzt, Gott möge ihn töten!  Ich war nicht mit dem Mord an Husain einverstanden!“

Während Yazid versuchte, ihren Kopf zu bedecken, rief Hind: “O Yazid! Wehe dir! Was ist los? Ist dein Ehrgefühl verletzt? Warum dann verspürst du kein Ehrgefühl für die Mädchen aus der Nachkommenschaft des Propheten Gottes (a). Du hast ihren Hidschab zerrissen und ihr Gesicht entblößt und sie in eine Ruine geschickt?! O nein! Bei Gott! Ich werde dein Haus nicht wieder betreten, es sei denn, dass ich sie mitbringe.“

Da befahl Yazid, dass die weiblichen Gefangenen in die Gemächer von Hind gebracht werden.  Daraufhin legten alle Frauen im Palast von Yazid ihren Schmuck ab und trauerten drei Tage lang.

Yazid gestattete den Angehörigen aus dem Hause des Propheten, dass sie Husain und die Märtyrer von Karbala betrauern. Zeynab (a) schilderte die Tragödie in Karbala und ihre Beschreibungen ließen die Frauen in Schaam wehklagen, die kurz vorher mit Steinen und Spott die Gefangenenkarawane empfangen hatten. Drei Tage lang fanden in Schaam Trauerzeremonien anlässlich des Märtyrertodes von Imam Husain (a) und seiner Kampfgefährten statt. Der Siegesjubel war vergessen und an seiner Stelle war Beschämtheit und Kummer getreten. Die Bewohner von Damaskus hatten dank der feurigen Reden von Zeynab (a) und ihrem Bruder Imam Sadschad (a) begriffen, was tatsächlich in Karbala passiert war. Rasch verbreitete sich überall in der Stadt und der Umgebung Unwille und Yazid blieb nichts anderes übrig als die Gefangenen respektvoll nach Medina zurückzuschicken.

Die Kamele standen bereit. Yazid, der den guten Schein wahren und Großzügigkeit demonstrieren wollte, ließ sie schmücken, aber Zeynab sagte: Nehmt diesen Schmuck weg und hüllt ihre Sättel in Schwarz.

Die Bewohner von Damaskus kamen zum Abschied herbei, aber ihre Blicke waren voller Beschämtheit.   

Die Hinterbliebenen von Imam Husain (a) erreichten schließlich Medina. Sie zogen nicht sofort in die Stadt ein. Die Bewohner von Medina kamen zu ihnen vor die Stadt und gemeinsam trauerten sie alle um Imam Husain (a) und seine treuen Helfer. Nach Einzug in die Stadt gaben sie an der heiligen Ruhestätte des Propheten und am Baqi-Friedhof im Rahmen von Trauerzeremonien ihren Abscheu gegenüber Ungerechtigkeit und Lüge und Gewalt und der Anfeindung Gottes kund.

Alle nachfolgenden Imame aus dem Hause des Propheten haben ihren Vorfahren Imam Husain (a) betrauert und die Anhänger des Prophetenhauses auch dazu aufgefordert und ermutigt. Es heißt in der Überlieferung, dass der achte Imam, Imam Reza (a) über seinen Vater Imam Kazim (a) gesagt hat:

Wenn der Monat Muharram begann, sah niemand mehr meinen Vater lachen und seine Betrübnis wuchs von Tag zu Tag bis zum 10. Muharram. Als dann der 10. Tag begann, war es der Tag, an dem er wehklagte, trauerte und weinte. An diesem Tag weinte er und sagte: `Dies ist der Tag an dem sie meinen Vorfahren Husain ibn Ali (a) zusammen mit seinen Helfern in Karbala zum Märtyrer machten`.“

Im Iran beginnt die Geschichte der offiziellen, allgemeinen Trauerzeremonien unter den Buyiden. Im Jahre 353 nach der Hidschra, d.h. 964 nach Christus, ordnete Mu`izz al Dawla an, dass die Bevölkerung sich in Schwarz kleidet, die Bazare geschlossen werden und Trauerzeremonien für Imam Husain (Friede sei mit ihm) stattfinden. Am Aschura-Tag, dem 10. des Muharram, trauerten einige der hanafitischen Gelehrten mit Klageliedern. Sie streuten sich als Ausdruck der Trauer Erde auf Gesicht und Kopf und verwünschten die Mörder Imam Husains. Auch die Seldschuken, die von 1037 bis 1194 nach Christus herrschten, ehrten die schiitischen Imame. Der Seldschukenkönig Malekschah der I. machte sich 479 nach der Hidschra (1086 n.Christus) auf den Weg nach Kazimain, Nadschaf und Karbala im Irak, um dort die Ruhestätte der Imame zu besuchen, darunter die Pilgerstätte von Imam Husain (a) in Irak,  Mohammad der Sohn des Abdullah Balchi beschrieb in seinen Klageliedern das Unrecht, welches der Prophetenfamilie angetan worden war. In den iranischen Städten und in Bagdad wurden für die Märtyrer von Karbala bis Anfang der Herrschaft des Seldschuken Toghril Trauerzeremonien begangen.

Die Iraner trauerten auch in Form des Ta`zieh-Chani um Imam Husain, einer Art Passionsspiel. Es versammelte sich eine große Zuschauermenge zu diesem Passionsspiel, um an die Geschehnisse in Karbala erinnert zu werden und sie zu beweinen.

Nachdem die abbasidischen Kalifen in Bagdad gestürzt wurden und die Mongolen einen großen Teil der islamischen Gebiete erobert hatten, nahmen die Trauerzeremonien allmählich eine andere Gestalt und neue Inhalte an.  In dieser Zeit haben die Freunde des Prophetenhauses mehr Gelegenheit gefunden, ihrer Rechtsschule zu praktizieren bis schließlich der Ilchan Oldscheitü, der von 1304 bis 1316 nach Christus herrschte, nachdem er 1310 zum schiitischen Islam wechselte, die schiitische Richtung zur offiziellen Rechtsschule des Landes erklärte und damit alle Hindernisse für die freie Ausübung der Trauerzeremonien beseitigte.

Als Anfang des 16. Jahrhundert die Safawiden an die Macht gelangten und den schiitischen Glauben zur Staatsreligion erklärten, galt es als große Ehre Lobgedichte über Imam Husain (a) und die Märtyrer von Karbala zu verfassen und damit die Trauerzeremonien im Muharram zu bereichern. Diese Gedichte trugen wesentlich zur Verbreitung des schiitischen Islams bei. Jährlich fanden die Trauerzeremonien in dieser Form statt, bis unter dem Pahlawi-Regime im Jahre 1314 nach dem Sonnenkalender, 1935 nach christlicher Zeitrechnung, allen Gouverneuren in den verschiedenen Teilen des Landes befohlen wurden, die Trauerzüge im Monat Muharram und dem nachfolgenden Monat Safar zu verbieten. Es wurde immer härter gegen die Trauerversammlungen vorgegangen und es wurden schließlich sogar die Trauerzeremonien in den Moscheen und Trauerzelten verboten. In einigen Städten wurden sogar die Organisatoren von Trauerzeremonien ins Gefängnis abgeführt.

Wie  Sie wissen, finden die Trauerzeremonien um Imam Husain (a) und seine treuen Helfer seit langem wieder im Iran statt und je nach Gegend und Stadt sind verschiedene Bräuche üblich, um dem Kummer Ausdruck zu geben: entweder durch den Vortrag von Trauerelegien (Marsiyeh Sarai) oder in Form des Passionsspiel (Ta`ziyeh-Chani) in Form von Trauerprozessionen, wobei sich die Trauernden auf die Brust (Sinehzani) oder große Wahrzeichen aufstellen und in ihrer Prozession mitführen (Alamgardani, Nachlgardani). Auch die Zeremonie des Scham-e Ghariban – am Abend des Aschura-Tages und der Fußmarsch am 40. Tag nach dem Märtyrertod Imam Husains (a) sind Trauerbräuche der Freunde des Prophetenhauses im Iran.   

 

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