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Dr. Thomas Ogger (li.) und Herr Kulturrat Seyed Ali Moujani

Gedenken an Parvin Etessami

Nur kurz währte das Leben der am 16. März 1906 geborenen iranischen Schriftstellerin Parvin Etessami. Mit nur 35 Jahren verstarb sie am 5. April 1941 in Teheran nach schwerer Krankheit. Nicht nur als Autorin von über 600 bis heute immer noch populären Gedichten machte sie sich einen Namen. Sie trat auch als Frauenrechtlerin in Erscheinung.

Zu Ehren ihres 110. Geburtstages luden am 12. März in Berlin-Steglitz der Kulturrat der Iranischen Republik Iran, Herr Seyed Ali Moujani sowie Dr. Thomas Ogger, der Leiter des Hafiz-Institutes, ein. Mit Vorträgen und einem Film gedachte man an Parvin Etessami. Dr. Ogger, ein studierter Iranist und Musikwissenschaftler, führte aus: „Wir gedenken einer ganz großen Frau. Sie zählt zu den wichtigsten Edelsteinen der Literatur.“ Er wies auch darauf hin, dass sie einem sehr aktiven politischen Elternhaus entstammte. Als sie 4 Jahre alt war zogen ihre Eltern in die Hauptstadt Teheran. Ihr Vater wurde Parlamentsabgeordneter. Er war es auch, der in sein Haus Poeten und Schauspieler, Musiker sowie Dramaturgen und Regisseure einlud.

So kam die „Kleine“ schon mit Künstlern in Kontakt, bevor sie zur Schule ging. An der Amerikanischen Schule in Teheran erlangte Parvin die Hochschulreife. Der Vater war Zeitungsverleger und Übersetzer von Beruf. Er sprach neben Farsi auch Türkisch, Arabisch und Französisch. Das Werk „Les Misérables“ des großen französischen Schriftstellers Victor Hugo wurde von ihm ins Persische übersetzt. Er brachte seiner Tochter Türkisch und Arabisch bei. In der Zeitung des Vaters erschienen ihre ersten Gedichte. Sie machten bald einen Siegeszug in der persischen und osmanischen Welt und weit darüber hinaus.

Die Popularität ihrer Gedichte ist damit zu begründen, dass die Autorin „als politisch aktive Frau in Erscheinung trat, die in ihrer Lyrik ihre Eindrücke der damaligen Zeit aufzeigte.“ Sie zeigte auch ein sehr modernes Frauenbild auf. Mit ihrem Ehemann, einem Offizier, wurde sie nicht glücklich und bereits drei Monate nach der Hochzeit reichte sie die Scheidung ein und zog zurück ins Haus ihrer Eltern. Ein für damalige Vorgänge schon als Skandal zu bezeichnender Vorgang. Ihrer Popularität schadete die Scheidung keineswegs.

Der Leiter des Hafiz-Institutes betonte: „Ihr ganzes Leben lang wollte sie nicht als Dichterin wirken. Sie wollte die Leser zum Nachdenken anregen.“ Er wies auch daraufhin, dass die persische Sprache seit vielen tausend Jahren unverändert Bestand hat und dass sich die Autorin in der Riege der besten Autoren, selbst der vor vielen Jahrhunderten lebenden Autoren Persiens, einreihen kann. „In Deutschland wäre das gar nicht möglich gewesen. Es gab ein Althochdeutsch, dann ein Mittelhochdeutsch. Wir in Deutschland können doch die Gedichte des 1230 verstorbenen Walter von der Vogelweide heute gar nicht mehr verstehen. Ein Iraner kann heutzutage noch problemlos Werke in Farsi aus dieser Zeit lesen. Farsi hat sich nicht verändert, Deutsch dagegen schon.“ Kulturrat Seyed Ali Moujani betonte, wie wichtig das Lebenswerk dieser ruhmreichen Schriftstellerin für die iranische Welt bis heute ist. „Ein Buchpreis trägt ihren Namen. Ihr Geburtshaus ist zu einem Museum umgewandelt worden. In zahlreichen Städten wurden Schulen, Straßen und Plätze nach Parvin Etessami benannt.“

Quelle:

Düsseldorfer Blatt

 

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