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Friedensvertrag Imam Hasans (a.)

Der so genannte Friedensvertrag Imam Hasan (a) mit Muawiya ibn Abu Sufyan war ein Waffenstillstandsabkommen, das einerseits den Muslimen die Augen öffnen sollte vom wahren Charakter des Kalifats von Muawiya ibn Abu Sufyan und andererseits die unverschämten Angriffe auf die Ahl-ul-Bait (a.) verhindern sollte.

Der Vertrag soll am 26. Rabi-ul-Awwal 41 n.d.H. geschlossen worden sein.

Bedauerlicherweise wird dieser Teil der islamischen Geschichte oft ausgeklammert, so dass wichtige Schlüsse daraus unbeachtet bleiben.

Der Friedensvertrag Imam Hasans (a.) wird aus der Sicht der Anhänger der Ahl-ul-Bait (a.) als gleichwertig fehlerfreie Handlung eines Imams der Zwölf Imame angesehen, wie das Martyrium.

Es war nicht Imam Hasan (a.) der den Vertrag abschließen wollte, sondern er wurde ihm vielmehr aufgezwungen, vergleichbar der Tatsache, wie Imam Ali (a.) einstmals vielen seiner eigenen Anhänger Abu Musa al-Aschari als Vertreter aufgezwungen wurde. Die inneren und äußeren Umstände der islamischen Länder waren so, dass der Vertrag Imam Hasan (a.) als unvermeidliche Notwendigkeit aufgezwungen wurde. Hätte ein anderer Imam als Imam Hasan (a.) sich dieser Situation gegenübergesehen, so hätte auch er keinen anderen Ausweg gehabt.

Nachdem Muawiya ibn Abu Sufyan bereits durch schwere Kriege gegen Imam Ali (a.) die Muslime geschwächt hatte, bestand Muawiya ibn Abu Sufyan auch nach der Ermordung Imam Alis (a.) weiterhin auf dem Kalifat und wollte es auf keinen Fall an Imam Hasan (a.) abtreten. Er wollte seine unrechtmäßige Herrschaft mit weiterem Blutvergießen von Muslimen aufrecht erhalten. Gleichzeitig bestand eine große Bedrohung von außen. Byzanz hatte nach mehreren Angriffen auf die Muslime zwar einigen Schaden erlitten. Aber die Byzantiner warteten auf eine Gelegenheit, den aufstrebenden Islam zu besiegen. Die byzantinischen Herrscher sahen bei der Nachricht vom Aufmarsch der Truppen zwischen Imam Hasan (a.) und Muawiya ibn Abu Sufyan endlich die günstige Gelegenheit, ihren lange gehegten Wunsch zu verwirklichen, und mobilisierten ihre Truppen. Hätte Imam Hasan (a.) den Krieg gegen Muawiya ibn Abu Sufyan fortgeführt und in die Länge gezogen, so hätten die Feinde des Islam ihm einen derartigen Schlag versetzt und ihn so in seinen Fundamenten erschüttert, das sich der Islam davon nicht mehr hätte erholen können. Erst durch den Waffenstillstand waren hinreichend muslimische Truppen frei, dem nächsten Angriff Byzanz standzuhalten.

Aber auch im Inneren war die Situation sehr verworren. Durch die Schlacht von Siffin, in der Imam Hasan (a.) mutig an der Seite seines Vaters Imam Ali (a.) gekämpft hatte, und die Folgen des Kampfes waren viele Muslime verwirrt und orientierungslos. In vielen Moscheen wurden die Ahl-ul-Bait (a.) geschmäht und beschimpft im missbrauchten Namen des Islam.

Als Muawiya ibn Abu Sufyan nach Abschluss des Vertrages nach Kufa kam, verlangte er von Imam Hasan (a.), er solle auf die Kanzel [mimbar] steigen und sein „Abdanken“ erklären.

Imam Hasan (a.) bestieg die Kanzel [mimbar], und dann sprach er von dem, was seine Familie, die Ahl-ul-Bait (a.), getan und den Diensten, die sie im Namen des Islam geleistet hatten. Und er sagte, dass Muawiyas Führung nicht rechtmäßig sei und in das Verderben führen werde. Er ermahnte alle und drohte denen, die der Herrschaft der Umayyaden zugestimmt hatten.

Imam Hasan (a.) wusste sehr gut, dass die Leute von Kufa nicht zuverlässig und treu waren. Zwar hatten sie ihm scheinbar Treue geschworen, dass sie kämpfen würden, wenn der Imam sich für Krieg entschied, und dass sie, wenn er sich zum Frieden entschlösse, ihm ebenso folgen würden. Heimlich aber sympathisierten sie, beeindruckt von dessen Reichtum und Prachtentfaltung, mit Muawiya. Imam Hasan (a.) wusste, dass die Leute von Kufa heimlich mit Muawiya Verbindung aufgenommen hatten, ihm ihre Unterstützung zusicherten und dass sie Imam Hasan (a.) sogar ergreifen und Muawiya übergeben würden, wenn dieser es wollte. Und er wusste auch, dass einer seiner Heerführer, Bestechungsgeld von Muawiya angenommen hatte und in der Nacht mit 8000 Soldaten zu ihm übergelaufen war.

In einem historischen Bericht heißt es dazu: „Nach dem Märtyrertum Imam Alis (a.) schwor das Volk Imam Hasan (a.) den Treueid. Imam Hasan (a.) setzte ein Heer von 12000 Soldaten in Marsch, um unter dem Befehl von Ubaydullah ibn Abbas gegen Muawiya zu kämpfen. Ubaydullah war verpflichtet, sich vor Kampfhandlungen mit Qais ibn Saad zu beraten. Ubaydullah marschierte, aber als Muawiya die Nachricht vom Dahinscheiden Imam Alis (a.) erhielt, kam er in 18 Tagen nach Musal, und am Ende standen seine Truppen denen von Imam Hasan (a.) gegenüber. (Tarich Yakubi Band. II. S. 204., Nadschaf)

Muawiya schickte Bestechungsgeld an Qais, entweder, um ihn auf seine Seite zu bringen oder Imam Hasan (a.) zum Aufgeben zu zwingen. Qais, ein kühner und frommer Mann, weigerte sich, das Geld anzunehmen. Muawiya schickte genau den gleichen Betrag an Ubaydullah ibn Abbas, und dieser wechselte die Fronten und stieß mit seinen 8000 Soldaten zu Muawiya. Aber Qais kämpfte standhaft, und schließlich schickte Muawiya seine Späher in Imam Hasans (a.) Lager, um wieder die Gerüchte auszustreuen, dass Qais mit Muawiya heimlich verhandelt habe, während man den Truppen von Qais erzählte, der Imam Hasan (a.) habe mit Muawiya einen Waffenstillstand ausgehandelt. Auf diese Weise wurden die Truppen Imam Hasans (a.) auseinander getrieben, und so geschah es, dass Muawiya, mit einer List, einige bekannte und angesehene Männer, denen das Volk vertraute, aussandte, um mit Imam Hasan (a.) zusammenzutreffen. Sie hatten den Befehl, sobald sie zu dieser Zusammenkunft angemeldet wären, das Gerücht auszustreuen, dass Imam Hasan (a.) mit Muawiya die einzelnen Punkte des Vertrages ausgehandelt habe.

Daraufhin stürmten die eigenen Truppen Imam Hasans (a.) ohne nach den tatsächlichen Fakten zu fragen sein Zelt und plünderten, was ihnen in die Hände fiel. Imam Hasan (a.) bestieg sein Streitross und ritt nach Sabat. Ein Mann namens Dscharrah ibn Sinan lauerte im Gebüsch für ein Attentat auf Imam Hasan (a.) und brachte ihm mit dem Dolch eine klaffende Wunde bei. Diese Wunde schwächte den Imam lebensgefährlich und man brachte ihn krank nach Medina. Das Volk ließ ihn im Stich, Muawiya kam in den Irak und entschied die Situation für sich. Die Verletzung Imam Hasans (a.) verschlimmerte sich, und in dieser Situation blieb nur noch die Möglichkeit zum Vertrag. Darum bewegte sich Imam Hasan (a.) verletzt auf die Kanzel [mimbar], lobte ALLAH, segnete den Prophet Muhammad (s.) und sagte:

„O mein Volk, Gott segnete euch mit der Leitung durch den Besten von uns (dem Propheten) und bewahrte euch durch den Zweiten (Imam Ali (a.)) unter uns vor Blutvergießen. Ich schloss einen Vertrag mit Muawiya und übergab ihm die sichtbare Macht und Herrschaft.“ (Tarich Tabari, Bend VII. S. 2). Eine detailliertere Darstellung der Umstände findet sich u.a. im Buch der Rechtleitung [kitab-ul-irschad].

Seinen Anhänger erklärte der Imam Hasan (a.) die Dringlichkeit des Vertrages so: „Ich schwöre bei Allah, hätte das Volk treu zu mir gestanden und mich unterstützt, so hätte der Himmel Glück und Segen kommen lassen wie Regen, und die Erde hätte ihre Gaben verschwenderisch an sie ausgeteilt, – und Muawiya hätte nicht so gierig nach dem Kalifat verlangt. Der Prophet des Islam musste von Mekka Abschied nehmen und seine Anhänger suchten Zuflucht in einer Höhle. Hätte man ihn unterstützt, nie hätte er Mekka verlassen und sich in die Höhle geflüchtet. Von der Zeit an (nach dem Propheten (s.)) ist die islamische Nation anderen gefolgt und hat uns verlassen, uns blieb nur der Vertrag als Pflicht.“ (Bihaar-ul-Anwar. Band XXXXIV, S. 23)

Der Inhalt des Vertrages wird nur in den wenigsten islamischen Geschichtsbüchern detailliert wiedergegeben, da es an den Fundamenten mancher Missentwicklungen kratzt. Die Enthüllung der Details jenes Friedensvertrags enthüllt das wahre Gesicht Muawiyas ibn Abu Sufyan und lässt die Frage offen, warum manche Muslime jemals Muawiya und seine Hofschreiber, wie z.B. Abu Huraira Glauben schenken konnten. Durch den Vertrag wurde das Blut der Muslime gerettet und die Gefahr für den Islam abgewehrt. Das wahre Gesicht Muawiyas wurde allen für alle Zeiten sichtbar.

Der wesentliche Teil des Vertragsdokumentes lautete folgendermaßen:

  • „Muawiya verpflichtete sich, nach dem Heiligen Qur’an und dem Vorbild [sunna] des Propheten zu handeln;
  • keinen Nachfolger für sich zu ernennen;
  • Ali (a.) und seine Anhänger, Mitstreiter und Freunde sollen niemals mehr bedrängt und unterdrückt werden;
  • gegen Ali (a.) sollen keine Schmähungen ausgestoßen werden;
  • insbesondere das Qunut-Bittgebet durfte nicht für die Beleidigung der Ahl-ul-Bait (a.) missbraucht werden. (Bihaar-ul-Anwar. Band XXXXIV, S 64)
  • Muawiya durfte sich auch nicht Fürst der Gläubigen nennen.

Und Muawiya hielt nicht eine einzige Klausel des Vertrages ein. Nach Abschluss des Abkommens kam er nach Nachliya , einem Ort in der Nähe von Kufa, und sagte in einer seiner Ansprachen :

„Bei Allah , ich habe nicht gegen euch gekämpft, damit ihr beten, fasten, die Pilgerfahrt machen und Zakat zahlen könnt, denn all das beachtet ihr ja schon – ich aber habe mit euch einzig und allein um die Herrschaft gekämpft. Mein Plan war erfolgreich und nun erkläre ich feierlich, dass alle Abmachungen des Vertrages, den ich mit Hasan abgeschlossen habe , nichtig sind: Ich zertrample sie mit meinen Füßen. Ich werde sie nie erfüllen.“

Die Tatsache, dass Muawiya ibn Abu Sufyan alle Vertragsinhalte missachtete und die damaligen Muslime ihn widerstandslos gewähren ließen, führte in der unmittelbaren Folge zur Tragödie von Aschura. Muawiya ließ in der Folgezeit Imam Hasan (a.) vergiften, ließ weiterhin schlimmste erfundene Überlieferungen gegen die Ahl-ul-Bait (a.) verbreiten, wozu auch die Märchen von den Vielehen Imam Hasans (a.) gehörten, und setzte seinen verkommenen Sohn Yazid ibn Muawiya als seinen Nachfolger ein. Das Qunut-Bittgebet schaffte er ganz ab, da viele Gläubigen [mumin] zumindest innerhalb des Ritualgebets die Schmähungen der Ahl-ul-Bait (a.) vermieden.

http://www.eslam.de/begriffe/f/friedensvertrag_imam-hasans.htm

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