Das religiöse Fasten gab es schon vor dem Islam, dem Christentum und sogar schon vor dem Judentum. Es ist interessant, dass auch Religionen, die nicht auf Offenbarung beruhen, an bestimmten Tagen den Verzicht auf Speisen empfohlen haben.
Wir sind Gott dem Allbarmherzigen unendlich dankbar dafür, dass er uns das Glück gewährt, auch dieses Jahr den Monat Ramadan zu erleben. Vor 14 Jahrhunderten, als überall auf der Arabischen Halbinsel die Unwissenheit herrschte, hat der Prophet des Islams (s) gesagt: „Fastet damit ihr gesundet.“ Auch in anderen Religionen heißt es, dass das Fasten für die Seele gut ist.
Das religiöse Fasten gab es schon vor dem Islam, dem Christentum und sogar schon vor dem Judentum. Es ist interessant dass auch Religionen, die nicht auf Offenbarung beruhen, an bestimmten Tagen den Verzicht auf Speisen empfohlen haben. Im antiken Griechenland zogen die Menschen zum Tempel ihres „Gottes der Heilung“, nahmen ein Bad, fasteten und baten diese Gottheit um Genesung.
Der Hinduismus, eine der ältesten Religionen, die nicht auf göttlicher Offenbarung beruhen, war 3 oder 4 Tausend Jahre vor Christi Geburt unter den Völkern im Osten üblich. Seine Anhänger pflegten die ersten Tage eines neuen Monats religiöse Zeremonien und fasteten. Das Fasten der Hindus reicht vom Verzicht auf feste Nahrung bis zur völlig Enthaltung von Speis und Trank für 24 Stunden. Jeder entscheidet selber darüber wie er fasten will. Mit diesem Fasten wird bezweckt, die geistige Konzentration zu steigern und sich innerlich zu reinigen. Im Buddhismus fastet man normalerweise am 14. Tag eines jeden Monats durch Verzicht auf feste Speisen.
Die Anhänger des Manichäismus legen ebenso Wert auf das Fasten. Sie kennen zwei Arten von Fasten: entweder eine Enthaltung von Speis und Trank für zwei vollständige Tage oder vom Morgen bis zum Sonnenuntergang. Ihre Gebetshäuser bestanden aus fünf Sälen und einer davon war für die Fastenden und ihre Gebete bestimmt. Die Manichäer bestimmten den Fastenmonat aufgrund astronomischer Beobachtungen und am Ende des Fastenmonats feierten sie. Die Gläubigen trugen das Bild ihres Propheten Mani in der Hand und bekannten sich zu ihren Sünden.
Es gibt auch historische Hinweise darauf, dass die Götzendiener fasteten, um ihre Götter wohlwollend zu stimmen.
Es gab fast in jedem geschichtlichen Zeitalter und unter allen Völkern das Fasten und es fragt sich wie dies kommt. Vielleicht lässt sich mehr darüber aus der islamischen Überlieferung erfahren. Gemäß dieser hat schon Adam (gegrüßte sei er) gefastet. Es heißt, die verbotene Frucht, die Adam im Paradies gegessen hat, blieb 30 Tage lang in seinem Magen und dann hat Gott ihm und seinen Nachkommen die Pflicht auferlegt, 30 Tage Hunger und Durst zu ertragen. Somit ist das Fasten also ein Bündnis, welches auf alle Menschen von ihrem Stammvater auf sie übertragen wurde und daher verwundert es nicht, dass – trotz aller Abweichungen in den Überzeugungen – im Kern dieser Brauch erhalten blieb, auch wenn die Art des Fastens verschieden ist.
Die Korankommentatoren und Hadithkenner weisen im Zusammenhang mit der Frage, ob der Fastenmonat unter den früheren Völkern Ramadan genannt wurde oder nicht, auf interessante Aspekte hin. Einige sagen schon in der vorislamischen Zeit der Unwissenheit sei dieser Monat so genannt worden und andere meinen, dass der Name Ramadan erst vom Islam festgelegt wurde. Nach Ansicht einiger Historiker hat man sich, als man die Monatsnamen umändern wollte nach der Zeit gerichtet, in der diese Namensänderung fiel, zum Beispiel fiel der erste Fastenmonat in die heiße Jahreszeit und deshalb wurde er Ramadan ernannt. Aber es gibt Anhaltspunkte dafür, dass der Monat Ramadan schon vor dem Islam diesen Namen trug. Demgemäß war die Benennung schon vor dem Islam erfolgt. Außerdem haben die Menschen in der vorislamischen Zeit bereits andere Monat so benannt wie es heute noch im islamischen Mondkalender steht, z.B. den Hadschmonat. Der Hadsch – die Pilgerreise zur Kaaba – wurde auch in der vorislamischen Zeit in einem besonderen Monat vollzogen, der Dhul Hadscha hieß. Drittens kannten die Araber vor dem Islam auch die Heiligen Monate in denen einige Dinge verboten waren und es heißt zudem im Vers 185 der Sure 2 (Baqara):
: « شَهْرُ رَمَضَانَ الَّذِی أُنْزِلَ فِیهِ الْقُرْآنُ هُدًىلِلنَّاسِ وَبَیِّنَاتٍ مِنَ الْهُدَى وَالْفُرْقَانِ …»، «
Der Monat Ramadan (ist es), in dem der Koran als Rechtleitung für die Menschen herabgesandt worden ist und als klare Beweise der Rechtleitung und der Unterscheidung.
Damit spricht vieles dafür, dass die Bevölkerung den Monat Ramadan bereits von vorher kannten.
Generell hat jedes Glaubensvolk in der Not ein Gelübde abgelegt bei Befreiung aus einer hoffnungslosen Situation zu fasten und Gott zu dienen. Damit wollte es seine Hilflosigkeit bezeugen, sich zu seinen Sünden bekennen und Gottes Zufriedenheit finden. Gott hat im Vers 183 der Sure Baqara auf das Fastengebot in den vorherigen Religionen hingewiesen und gesagt:
یا أَیُّهَا الَّذِینَ آمَنُوا کُتِبَ عَلَیْکُمُ الصِّیامُ کَما کُتِبَ عَلَى الَّذِینَ مِنْ قَبْلِکُمْ لَعَلَّکُمْ تَتَّقُونَ
O die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch das Fasten, so wie es denjenigen vor euch vorgeschrieben war, auf dass ihr gottesfürchtig werden möget.
Gott bringt hier nahe, dass er nicht nur den Muslimen sondern auch den vorhergehenden Glaubensvölkern das Fasten geboten hat. Die Einhaltung einer Pflicht fällt leichter wenn der Mensch weiß, dass sie auch für andere gilt. Außerdem wird ihm der Gewinn der Befolgung des Fastengebotes angekündigt, nämlich die Steigerung der Gottesfürchtigkeit durch das Fasten.
Im Alten und im Neuen Testament finden wir Hinweise auf das Gebot zu fasten. Im zweiten Buch des Samuel steht zum Beispiel im Vers 16, Kapitel 12, über das Fasten von Prophet David: „Und David ersuchte Gott um das Knäblein und fastete lange …“
In seinem fünften Buch spricht Prophet Moses im Kapitel 9, Vers 9: „Es war damals, als ich auf dem Berg gestiegen war, um die steinernen Tafeln in Empfang zu nehmen, die Tafeln des Bundes, welchen Jahwe mit euch geschlossen hatte. Ich hatte vierzig Tage und vierzig Nächte auf dem Berge zugebracht, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken.“
Und im Buch der Richter des Alten Testamentes heißt es im Kapitel 20, Vers 26: „Da kamen alle Israeliten und das ganze Volk nach Betel, weinten, saßen da vor Jahwe, fasteten den ganzen Tag bis zum Abend …
Auch hat Jesus vierzig Tage in der Wüste gefastet.
An das Fasten erinnert unter anderem eine Stelle im Lukasevangelium, nämlich die Verse 34 und 35 im Kapitel 5 und ähnlich heißt es bei Matthäus im Vers 15, Kapitel 9: „Es wird aber die Zeit kommen, dass der Bräutigam von ihnen genommen wird, dann werden sie fasten.“
Im Matthäus-Evangelium finden wir außerdem im Kapitel 6 den folgenden Vers 17: „Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht.“
Wenn wir reinen Herzens über den Heiligen Koran nachdenken, weichen die Schleier über der Wahrheit für uns. Wie gut ist es, wenn wir in dieser segensreichen Zeit, in der wir durch die Verlesung des Korans den ersten Schritt getan haben, einen noch wichtigeren Schritt vornehmen, nämlich über die Lehren des Korans nachdenken und uns aus den Sackgassen, die das Leben verbittern, befreien. Die Gelehrten und Wissenschaftler haben erkannt, dass überall in diesem Himmelsbuch Geheimnisse verborgen liegen, welche nur bei innerer Läuterung und durch Nachdenken aufgedeckt werden können. Im Vers 29 der Sure 38 (Sad) spricht Gott:
کِتَابٌ اَنزَلْنَاهُ اِلَیْکَ مُبَارَکٌ لِیَدَّبَّرُوا آیَاتِهِ وَلِیَتَذَکَّرَ أُولُوا الْأَلْباب
(Dies ist) ein gesegnetes Buch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, damit sie über seine Zeichen nachsinnen und damit diejenigen bedenken, die Verstand besitzen.
Gott hat in diesem Vers gesagt, dass die Offenbarung des Korans dazu dient, dass der Mensch nachdenkt. Der Mensch soll sich also nicht nur mit der Verlesung des Heiligen Wortes begnügen. Er soll den wichtigsten Zweck nicht vergessen. Mit Nachdenken ist gemeint, auf die Ergebnisse von Handlungen zu achten. Nachdenken über die göttlichen Verse bedeutet daher auch, sich für die Mahnungen im Koran zu öffnen und dies bringt wahre Erkenntnis mit sich. Sich geistig in das Wort des Herrn vertiefen und sich darum bemühen, die Schleier über dem schönen Antlitz der Wahrheiten des Korans lüften: Das ist das bedeutendste Mittel zum Gewinn des göttlichen Segens. Der Heilige Koran tadelt diejenigen, die erwarten dass ihre Herzen geläutert werden, ohne dass sie über die göttlichen Verse nachdenken. Er spornt dazu an, sich Gedanken über den Inhalt zu machen. Imam Ali (F) hat gesagt:
„Denkt tief über die Verse des Korans nach, denn diese sind der Frühling der Herzen.“