Sonntag , Dezember 22 2024
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Einsicht – Drei Reisen in die innerste Welt des schiitischen Islam

Wer im Spätsommer dieses Jahres einen Blick über die Neuveröffentlichungen auf dem Fotobuchmarkt geworfen hat, der wird unter den vielen interessanten Publikationen an einem Buch besonders hängenbleiben. Es fällt einerseits auf durch das auch tagespolitisch hochaktuelle Thema IRAN, andereseits dadurch, dass es sich mit zeitgenössischem und historischem Bildmaterial zugleich beschäftigt. Einsicht – Drei Reisen in die innerste Welt des schiitischen Islam- so heißt eine fast 250seitige Publikation, die es verdient hat, besondere Aufmerksamkeit zu erlangen.

Ich habe heute die unverdient große Ehre, einleitende Worte zu diesem neuen Buch zu sagen, wohl wissend, dass mir wohl als Hochschullehrender die Analyse von fotografischen Arbeiten nicht fremd ist, dass aber der kulturhistorische Hintergrund über Persien, bei mir nur allzu schwach beleuchtet ist, kann ich doch lediglich eine 12 tägige Reise in dieses Land in diesem Jahr nachweisen.

 

Aber gerade an dieser Stelle des Eintauschens in die zunächst neue und auch fremde Kultur kam mir das Buch EINSICHT bei einer ersten Ankündigung durch KEHRER, den vielleicht interessantesten deutschen Fotobuchverlag, äußerst gelegen. Ja, mehr als das, es schien mir genau passend zu sein für die Vorbereitung meiner Kooperation mit einer der bedeutendsten Kunsthochschulen des Landes in Teheran im Bereich Fotografie – mit Workshops für Studierende, Symposien, Ausstellungen und Publikationen, wie ich sie mit Unterstützung des DAAD in den kommenden Jahren realisieren möchte. Denn das nun erschienene Buch EINSICHT ist beides, und damit nehme ich schon gleich zusammenfassend vorweg, was sonst immer in Schlussworten von Reden zu hören ist, das Buch EINSICHT fasziniert durch sein vielschichtiges und aussagekräftiges Bildmaterial aus Geschichte und Neuzeit genauso, wie es tiefe Einblicke in die Welt der Islamischen Welt durch seine große Anzahl von Texten vermittelt, die jeweils von nahezu diametral gegenüberstehenden Blickwinkeln der Autorinnen und Autoren verfasst wurden. Und gerade durch das geschickte Verweben von Bildebenen und Textebenen wird das Buch zu einem äußerst komplexen und dramaturgisch geschickt angelegten Werk. Es gestattet dem Betrachter ein visuelles Eintauchen und genussvolle Momente durch das Betrachten der wohlgestalteten.

 

Bilder einerseits, und andererseits das Lesen fundierter Texte, die in vielleicht keinem anderen aktuellen Buch über den Iran in deutscher Sprache so tiefe Einblicke in historische Zusammenhänge, in fototheoretische Ausführungen, in kunsthistorische Belange und theologisches Wissen einführt. „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“ – dies schrieb schon Aristoteles, der übrigens u.a. auch in den Koranschulen Persiens gelesen wird, im 4. Jahrhundert vor Christus in seinem Werk Metaphysik. Dieser Satz trifft auch und in besonderem Maße für dieses Buch zu, in dem sich die Einzelteile WORT und BILD zu einem wunderbaren größeren Ganzen zusammenfügen.

 

Alleine die visuelle Strategie der Gegenüberstellung von historischem Bildmaterial, entstanden vor nahezu 150 Jahren, also schon etwa 35 Jahre nach Erfindung der Fotografie selbst, durch die Akkasbaschis, die Hoffotografen der beiden aufeinanderfolgenden Schahs Naser al-Din und Muzaffar al-Din, sowie die zu Beginn des neuen Jahrtausends entstandenen Bilder des deutschen Fotografen Hans Georg Berger, verleiht dem Band eine tiefgreifende Komplexität in Inhalt und Form.

Die aus unterschiedlichen temporären Blickwinkeln gesehenen Bilder dreier Sammlungen, sowohl die Fotografien der Reisen aus der Kadscharen-Zeit, als auch die von Hans Georg Berger, ergeben in der hier publizierten Niederlegung eine neue, eine weit über das Einzelwerk hinausgehende Geschichte über die schiitische Kultur und ihrer gelebten Erscheinungsformen. Der Bilderbogen könnte nicht spannungsvoller angelegt sein: einerseits die den heiligen religiösen Orten vorgelagerten Landschaften als Übersichten und Panoramen, z.T. aus einem Heißluftballon um 1871 fotografiert, ja, vor einhundert 150 Jahren aus einem Gefährt, welches wir heute vielleicht durch eine Drohne ersetzen würden. Diese Veduten stehen kontrastreich und belebend zu Nahaufnahmen von Gesichtern von Menschen, meist sind es Geistliche, Lehrer und Schüler, auch Schülerinnen, der theologischen Fakultäten der wichtigsten religiösen Schulen der Schia, also der schiitischen Glaubenswelt im heutigen Iran und im Irak. Aber auch viele situative Motive sind anzufinden, Nahaufnahmen, Gruppenaufnahmen, Gebäudeaufnahmen und eine Prozessdokumentation. Der Mix aus den fotografischen Genres Landschaft, Architektur, Reportage und Portrait in diesem Buch führt, völlig unabhängig von der individuellen hohen Bildleistung der einzelnen Fotografen, zu einem Mehrgewinn an Erkenntnis und Wissensgewinnung für den Rezipienten, ganz anders, als beim Blättern in monografisch angelegten Publikationen, die wir meistens vorfinden.

Als Architekturfotograf weiß ich persönlich im vorliegenden Band besonders zu schätzen, dass die historischen Bilder von Gebäuden so gut wie nie leblose Bauten allein zeigen. Stattdessen sind die Architekturen immer belebt von Menschen und Figuren, die die Bilder damit zu Dokumenten des Lebens machen, wie wir es uns vor 150 Jahren vorstellen können. Die kalte Monumentalität der Bauten wird beseelt durch den Menschen, der sie nicht nur geschaffen hat, sondern sie aufsucht und ihnen im Bild Dimension gibt. Unvergesslich sind Bilder von 1871 wie jene von dem Turm in Samarra oder dem der Moschee in Saveh, auf deren Spitze Männer in Gewändern wie eine Fahne stehen und dem Fotografen zuwinken. Sie sind stolz, dabei sein zu dürfen, bei dieser Expedition in ferne Lande zusammen mit dem Kaiser, dem Schah, und sie sind übermütig und glücklich, dass sie den Turm, das Wahrzeichen und Symbol des Glaubens, erstiegen haben und ihm damit eine Krone aufsetzen.

 

Doch zurück zum Buch als Ganzem: In der Publikation EINSICHT wird ZEIT bewußt, diese abstrakte Dimension, die visuell nur in der Form des Vergleiches und des Gegenüberstellens und der Bewegung vermittelt und erkannt werden kann. Der Aspekt des Temporären führt hier aber zu konkreten Aussagen über die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Lebens in den Koranschulen der Schia. Die „schöpferische Macht des Betrachters“, wie es die Autorin Catherine Choron-Baix nennt, bekommt zusätzliche Energie für ihre Erkenntnisse durch die Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart in den Bildern.

Und doch komme ich an dieser Stelle zum Innehalten über das gerade Gesagte: denn eigentlich hat der Betrachter beim Blättern des Buches ja eher den Eindruck von GLEICHZEITIGKEIT und nicht von zeitlicher Divergenz! Die Fotografien aus zwei Jahrhunderten scheinen ja eher in einem zusammenliegenden Zeitabschnitt von undefinierbarer Nähe oder Ferne erstellt worden zu sein. Ja, ich gehe noch weiter: die Fotografien versetzen einen in den Zustand der Zeitlosigkeit, also eines Zustandes der transzendentalen Erfahrung jenseits des Manifesten. Dies versetzt den Bildlesenden in jenen seltsamen Zwischenzustand der Wahrnehmung, in dem er immer wieder irritiert nach Zeitindikatoren sucht, um der Ungewissheit der Zeitlosigkeit zu entrinnen.

 

Diese Erkenntnis ist vielleicht die erstaunlichste, die man beim Blättern des Bild- / Textbandes mitnimmt, dass nämlich alle Bilder aus einer einzigen Zeit zu stammen scheinen. Dies hat natürlich zu tun mit dem Erhalt der Orte, in denen die Koranschulen liegen, uralten historischen Gebäuden, die allein schon aus konservatorischen, sicherlich aber auch aus der Ehrfurcht vor der Tradition liegenden Gründen nie tiefgreifend verändert wurden. Zum anderen haben sich die traditionellen Gewänder einschließlich der Turbane der abgebildeten Protagonisten im Laufen der Jahrhunderte nicht geändert, auch hier wieder einer religiösen Tradition folgend. Und selbst die Gesichter, der Blick und die Haltung der abgebildeten Männer scheint keiner bestimmten Zeit zugeordnet werden zu können, was den Historiker Sayyed Ali Moujani, Initiator und Coauthor des Buches zu der Schlussfolgerung gelangen lässt, wenn er schreibt, dass „Diese Ähnlichkeiten belegen, dass die schiitische Kultur …. trotz des zeitlichen Abstandes oder der örtlichen Trennung beziehungsweise veränderten geopolitischen Aufteilungen überdauert hat.“

Doch es gibt noch ein weiteres wesentliches Element, welches verbindend, integrativ, so Ganzheit bildend für das Buch in Erscheinung tritt: dies ist die Tatsache, dass alle Bilder ausnahmslos in s/w fotografiert und gedruckt sind. – Nun haftet der s/w-Fotografie heute gelegentlich der Dünkel an, antiquiert und rückständig zu sein. Hier aber gelingt dem Fotografen und den Buchmachern eben diese oben beschriebene Wirkung von Ganzheit und Zeitlosigkeit und eine verblüffende Integration von Fotografien, die mit 150 Jahren zeitlicher Differenz entstanden sind. Die Monochromie, und s/w ist nichts anderes als Einfarbigkeit von unbunten Farben, ist schon immer ein visuell kraftvolles Instrument der Bildgestaltung gewesen. Und wenn Prof. Susanne Marschall vom Lehrstuhl für Film- und Fernsehwissenschaft an der Universität Tübingen schreibt, dass „Monochrome Bildkompositionen….die dargestellten Inhalte als extreme emotionale Erfahrungen oder Grenzsituationen herausheben…“ , so ahnen wir vielleicht, wie sehr wir der Faszination der Monochromie in diesem Buch erliegen können.

Doch lassen Sie mich, meine Damen und Herren, von der Ganzheit zu den Teilbereichen des von Detlev Pusch aus Berlin schlicht und schön gestalteten, nebenbei gesagt, zweisprachigen, in Deutsch und

Farsi, verfassten, Buches fokussieren. Denn die Qualität und Vielzahl der Texte ist über die gezeigten Fotografien hinaus eine Fundgrube des Wissens. Insgesamt 6 Autoren und Autorinnen unterschiedlichster Provenienz verfassten Aufsätze und Essays, die tiefe Einblicke sowohl in die Hintergründe der Arbeit und Motivation der Fotografen, als auch über unterschiedliche historische, religiöse, soziale, politische und kulturelle Aspekte umfassen.

So schreibt Catherine Choron-Baix in ihrem kurzen Essay „Bilder der Anderen“ aus Sicht einer Kulturphilosophin über Wahrnehmung und die Wirkungsmechanismen von Bildern an sich. Ein Text, der Fotografen und Wissenshungrige wie mich gleichermaßen begeistern dürfte.

 

Der Aufsatz „Der freie Blick“ von Boris von Brauchitsch beschäftigt sich mit den Fotografien von Hans Georg Berger, spricht über Themen und Methoden des Fotografischen, über die Kommunikation und das stille Einverständnis zwischen Fotograf und Modell im Augenblick des Auslösens, und damit eben über jenes Zuhören, welches wir alle so sehr verlernt zu haben scheinen, und welches wir durch die Fotografien des Buches durchaus wieder erlernen könnten.

 

Carmen Perez Gonzalez, Dozentin für Wissenschafts- und Technikgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal, fokussiert auf die Bedeutung der Akkasbaschi, jene Hoffotografen, die im 19. Jahrhundert mit den alten und aufwändigen fotografischen Techniken und unter unvorstellbar schwierigeren Bedingungen zu den heiligen Orten des persische Reiches und seines osmanischen Nachbarlandes im Auftrag Ihrer Herrscher aus der Kadscharen-Dynastie Naser al-Din und Muzaffar al-Din zogen, um Menschen, Bauten und Begegnungen zu dokumentieren und für die Nachwelt zugänglich zu machen. Stellen Sie sich, meine Damen und Herren, einmal vor, Sie würden heute, statt mit Ihrem Smartphone Selfies und schnelle Bilder aus dem Handgelenk zu knipsen, mit einer ganzen Kutsche voll Kameraequipment und einer Dunkelkammer voller lichtempfindlicher schwerer Glasplatten sowie z. T. giftiger Chemikalien durch ein bergiges Wüstenland ohne Straßen und Autobahnraststätten ziehen, um Dokumente für Ihren Vorgesetzten zu machen….Alleine diese Vorstellung, die Perezonzalez hier skizziert, ist verblüffend und veranschaulicht wieder einmal plastisch, wie spannend Geschichte ist.

 

Sayyed Ali Moujani steckt in seinem Essay „Die schiitische Welt aus dem Blickwinkel der Kamera“ den historischen Bezug, in dem die Aufnahmen aus dem 19. Jahrhundert entstanden sind. Er beschreibt, wie die damaligen Schahs Fotografie als politisches Instrument einzusetzen versuchten, um durch diese effektiver die Bewahrung der kulturellen Einheit und Vitalität seines Landes und mit dem des besetzten Teils der Welt des schiitischen Islam, herbeizuführen. Ich habe durch das Lesen seines Textes gelernt, „dass die Schia nicht nur eine bloße Religion darstellt, sondern auch eine Form allgemeiner Kultur ist und somit in der Lage, auf dem (individuellen) Lebensweg eine Beziehung zwischen Gegenwart und Vergangenheit herzustellen…“, was für das hier vorgestellte Buch ja auch im Speziellen zutrifft.

Einen Überblick über und tiefe Einblicke in das Lehr- und Erziehungssystem der schiitischen Geistlichkeit verschafft uns der Autor Saeid Edalatnejad, Lehrer und Forscher im theologisch-wissenschaftlichen Zentrum von Qum, gleichzeitig Mentor und Unterstützer von Hans Georg Berger, dem Fotografen, dessen Bilder eine zentrale Bedeutung im Buch innehaben.

Und schließlich dann Hans Georg Berger selber, der Fotograf, der sich, wie sich wie nie ein anderer „westlicher Fotograf, so ausführlich mit dem Leben in den religiösen Hochschulen des schiitischen Islam in Iran befasst“ hat, mit beeindruckender Gedankentiefe seine Unternehmung reflektiert. Auch mit Worten bildhaft schildert er den Weg der Annäherung an die Orte und die Menschen in den Zentren von Religion und Wissenschaft in Qom, Isfahan und Mashhad, die so gänzlich anders sind, als unsere begrenzten Erfahrungen es auch nur ahnen können. „Die Stille der Lernenden“ betitelt Berger seinen Aufsatz und bringt damit jenen so wunderbaren Aspekt zum Ausdruck, den seine Arbeit wie den des Buches ganz allgemein auszeichnet: jene Ebene von Zeitlosigkeit, in der nur noch die Stille existiert, jenen Moment, in denen man glaubt, dem Göttlichen nahe zu sein.

Bergers virtuose s/w-Fotografien aus den theologischen Schulen, von den heiligen Orten, von den Gesichtern und Gebärden der Gelehrten und ihrer Schüler, von deren Kleidung und anderen Gegenständen, scheinen der Zeit enthoben. Und dennoch berichten sie aktuell aus „einer Weltgegend …, in der das Zeitalter der Globalisierung wahre Erdbeben ausgelöst hat, wo Krieg großes Leid über die Menschen bringt und wo Machtkonflikte heute unmittelbar und täglich zu spüren sind.“

Bergers Bilder, die geschickt und dramaturgisch wirksam zu Gruppen zusammengefügt den erzählerischen Fluss der historischen Aufnahmen unterbrechen und ergänzen, strömen ein Fluid von Reinheit und Ruhe aus, wie man sie eben nur an den Orten der Gottesverehrung finden kann, unabhängig von Religion und Zeit. Situative Momente mit Szenen aus dem Studienalltag wie das Abbilden des Prozesses des Turbanfaltens, die vom entscheidenden Moment leben, um ihre Wirkung entfalten zu können, wechseln mit streng zentralistisch gestalteten Portraits, bei denen die Dargestellten immer den offenen Blick in die Kamera einnehmen, einen Blick, der den Betrachter in seinen Bann zieht.

Peter Lindhorst, Fotografie-Rezensent und -Blogger, schreibt: „Gute Fotografie erreicht, dass ich beginne, mir Geschichten dazu auszudenken.“ So geht es mir bei den Fotografien von Hans Georg Berger. Ich stelle mir vor, wie ich den Fotografen begleiten darf beim Betreten der von der Außenwelt abgeschirmten Orte des Studiums und der Kontemplation, mit ihm über die großen Höfe der Moscheen ziehe und in den kleinen Studienkammern oder in Bibliotheksräumen die Lernenden bedachtsam beobachte. Ich könnte vielleicht Gespräche führen mit den Männern mit ihrem durchdringenden Blick, der sich, durch Kontemplation und Gebet geschärft, sich selbstbewusst auf mich richtet. Ich möchte mich zu den Gruppen von Diskutanten ins Seminar setzen, um zuzuhören und vielleicht hier und da sogar eine Bemerkung in Farsi verstehen. Ja, ich werde hineingezogen in diese abgeschiedene Welt des Lernens und des Versenkens in Gott, in „die Stille der Lernenden“, wie Hans Georg Berger es selber so treffend beschreibt.

Einer der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Bildjournalisten, Gerd Ludwig, hat bei einer Preisverleihung einmal gesagt: „Wir sollten neugierig in Situationen hineingehen und weiser aus ihnen herauskommen.“ Ich habe den Eindruck, dass Hans Georg Berger durch seine innere Haltung und seine intensive Beschäftigung mit Thema und Sujet diese Entwicklung eingeschlagen hat. Und wir, meine Damen und Herren, dürfen uns ebenfalls ein Stückchen erkenntnisreicher schätzen, denn der Fotograf dieses Buches lässt uns durch seine Bilder und seinen Text teilhaben an seiner „Weisheit“.

Ich möchte noch einen Schritt weitergehen und behaupten, dass angesichts der wahrnehmbaren Dynamik der augenblicklichen regionalen Entwicklungen in der Region des mittleren Ostens die publizistische Fokussierung auf den Iran von einiger Relevanz für den hiesigen Betrachter ist, dessen Wahrnehmung ja allzu oft von einer auf Vorurteilen, Interessensleitungen und tendenziöser Berichterstattung beeinflusst wird.

 

Mit dem vorliegenden Buch EINSICHT haben wir ein wundervolles künstlerisches Objekt gegen die Einseitigkeit, die ja das Gegenteil der Einsicht ist. Die bereits vorgestellte Catherine Choron-Baix schreibt in ihrem kleinen Essay, wie ich finde, sehr treffend: „… die Beschäftigung mit Kunst … bringt … Vorurteile ins Wanken, überschreitet Trennungen, verändert Richtlinien, verschiebt Grenzen des Selbst und des Zwischenmenschlichen und öffnet hin zu einer Toleranz und Anerkennung des Anderen.“ Sie „… verlangt ein anderer zu werden.“

So stellt die fotografische und verbale Auseinandersetzung mit der schiitischen Kultur in dem Buch EINSICHT nicht zuletzt im Hinblick auf die aktuell wachsende Bedeutung des Iran im Brennpunkt der ständigen Konflikte im Mittleren Osten einen sehr begrüßenswerten Beitrag zum Verständnis des Landes dar. Es ist ein „Ansatz zur Normalität“, wie es mein Kollege Reinhold Scheer einmal gesagt hat, ein Ansatz, so möchte ich ergänzen, vielleicht sogar zum FRIEDEN, den wir uns alle so sehr wünschen.

Vielen Dank.

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