Ameneh Ebrahimi | Hinsichtlich der Auffassung der Iraner zur Frage des Zustandekommens von Legitimität der Macht eines Schahs ist eines von den Problemen von der Antike bis zur Moderne, dass jedes Ausmaß an Macht durch den Gebrauch spirituell-religiöser Grundlagen und dem Glauben an Mythen Bestätigung, Anerkennung und Stärkung erfährt. Es steht fest, dass seit der vorislamischen Zeit das Konzept des göttlichen Rechts (farah īzadī) und der Erhalt eines Thrones durch göttlichen Willen die Legitimitätsansprüche gestärkt hat. Die spirituelle Kraft, die in diesem Konzept hinsichtlich der Macht vorgebracht wurde, ist bis zur islamischen Epoche in symbolischer Weise in ihrem Verständnis und in Verbindung mit den Naturelementen hervorgetreten und hat als schematisches Vorbild gewirkt. Man muss mit dem Machtgewinn der einfallenden türkischen und mongolischen Stämme zu den erwähnten Punkten die nomadischen Steppentraditionen, nämlich, dass der König mobil und dem Volk nah sein wollte, hinzufügen. Dies alles führte zur Entstehung von einigen ineinander verflochten Diskursen hinsichtlich der Legitimität von Macht. Es ist interessant, dass zu allen Zeiten und in den unterschiedlichen Kulturen die Offenbarungen eines Traumes heilig und bedeutungsvoll sind und es wird eine Welt geschaffen, die jede Äußerung von Macht aus der Bedeutung des Traumes heraus für deren Legitimität nutzte.
Das Aufblühen der Macht Nāder Šāh-e Afšārs vollzog sich zu einem Zeitpunkt in der der Geist der safawidischen Macht ihm folgte. Dies passierte in einer Situation und Zeit, deren Konflikte und Krisen ihm kein frühes Königtum ermöglichten. Schließlich führten seine Bemühungen zu dem Ergebnis, dass er in der Mugansteppe seine grundsätzlichen Machtansprüche umsetzen konnte. Darüber hinaus ist es aus geistiger und historischer Perspektive wichtig, das Problem seiner Legitimität mithilfe und in der Verbindung mit der Bedeutung der überlieferten Träume dieser Zeit zu sehen. Traumbilder, die so klar sind und sogar in einem außergewöhnlichen Fall den Verfall seiner Macht enthalten.
Obwohl Nāder Šāh den Nachfolger Sultan Ḥusayns (1668-1726), nämlich Ṭahmāseb II. (1704-1740), verdrängte und dessen Illegitimität den Zeitgenossen aufzeigte, nutzte er die noch abstrakt vorhandene Legitimität der frühen Safawiden (Šeyḫ Ṣafī ad-Dīn Ardabīlī) und später Schah Ismāʿīls III. und nahm ihre Stellung ein.
Die Untersuchung thematisiert den Verlauf der Legitimierung von Macht bei Nāder Šāh und zwar durch seine eigenen Träume und die der anderen. Ihre Manifestation im speziellen und allgemeinen Denken der Menschen, ist darunter eines von vielen Themen, das sein Hervortreten auf die Bühne der Geschichte Irans erzählen kann, weil Träume und die Anziehungskraft dieser fantasieanregenden, von Wünschen bestimmten Welt sowohl in der geistigen Welt des Denkens der Aristokratie als auch der einfachen Leute eine gemeinsame Bedeutung haben und alle aus einer Tradition der Traumdeutung schöpfen. Besser gesagt, hier ist dieser Glauben an Träume nicht kontrovers, weil dieser in die historiografischen Bücher und sogar in die Volksmythen und populären Legenden Einzug hielt und den Rezipienten einen Sinn aus einem alten, gemeinsamen Motiv auf der mythisch-religiösen Glaubensebene lieferte.
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Aus dem Persischen übersetzt von Felix Bachmann. Er studierte Orientalische Archäologie und Kunst sowie Semitistik, war DAAD-Lektor an der ATU und ist zur Zeit Lehrbeauftragter für DaF/DaZ an der MLU Halle-Wittenberg E-mail: felix.bachmann@ student.uni-halle.de.
Ameneh Ebrahimi, Assistenzprofessor an der Allame Tabataba’i University, Teheran, Iran, E-mail: amenehebrahimi94@gmail.com.