Der deutsche Orientalist Hermann Ethé hat im Rahmen seiner umfangreichen Beschäftigung mit der persischen Dichtkunst eine Reihe persischer Gedichte von Ibn Sīnā, im lateinischen Westen Avicenna (370/980-428/1037) genannt, gefunden und unter der Überschrift „Avicenna als persischer Lyriker“ in persischer Sprache mit deutschen Übersetzungen in den „Nachrichten von der K. Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg-Augusts-Universität in Göttingen aus dem Jahre 1875“ herausgegeben.
مائیم بلطف حق تولاّ کرده
وز نیک و بد خویش تبرّا کرده
آنجا که عنایت تو باشد، باشد
ناکرده چو کرده، کرده چون ناکرده
Wir haben nun durch Gottes Huld den Stand der Heiligen gewonnen,
Dem Guten sind, dem Bösen wir, das uns in Banden hielt, entronnen;
Denn da, wo deine Gnade wirkt, vergeht in Nichts, was wir vollbrachten,
Und dennoch zum Vollbrachten wird, was wir noch nie zu tun begonnen.
می دشمن مست و دوست با هشیارست
اندک تریاک و بیش زهر مار است
در بسیارش مضرت اندک نیست
در اندک او منفعت بسیار است
Es ist der Feind des Trunkenen und des Verständ’gen Freund der Wein,
Wer wenig trinkt, nimmt Arzenei – wer mehr, nimmt Schlangegifttrank ein.
Es birgt sich in dem gar so viel des Weines gar nicht wenig Schaden,
Und doch des Weins gar wenig nur – wie viel kann das von Nutzen sein!
از قعر گل سیاه تا اوج زحل
کردم همه مشکلات عالم را حل
بیرون جستم زقید هر مکر و حیل
هر بند گشوده شد مگر بند اجل
Vom tiefsten Grund des schwarzen Staubes bis zu Saturnus’ höchstem Stand
Entwirrt’ ich die Probleme alle, die rings im Weltenraum ich fand.
Entsprungen bin ich jeder Fessel, mit der mich List und Trug umwand,
Gelöst ward jegliche Band – nur e i n e s blieb ungelöst – des Todes Band!
(Quelle: Spektrum Iran 3, 2013) http://www.spektrum-iran.de/