Die Deyr Gatschin – Karawanserei (persisch: کاروانسرای دیر گچین) zählt heute zu den nationalen Baudenkmälern Irans. Sie liegt nahe bei Teheran und ist fast 1800 Jahre alt. Deyr Gatschin wird auch die Mutter der iranischen Karawansereien genannt, weil sie für alle Bedürfnisse der Reisenden gesorgt hat. Eine Mühle, ein Hinterhof, sanitäre Anlagen und eine Badeanstalt gehörten zu dieser Anlage und später wurde auch noch eine Moschee angebaut.
Die Deyr Gatschin-Karawanserei hat 6 Türme und ist nach dem 4-Eywan-Modell gebaut. Die Grundfläche beträgt 12 Tausend Quadratmeter. Früher wies diese Karawanserei 43 Zimmer , einen prächtigen Eywan für Könige, 18 Ställe und 2 Warenlager auf. Diese Karawanserei ist heute ein Reiseziel für in – und ausländische Touristen.
In der Islamischen Ära haben viele Faktoren zur Verbreitung und Weiterentwicklung von Karawansereien beigetragen. Die wichtigsten waren religiöse, wirtschaftliche aber auch militärische Faktoren. Aus Reiseberichten, Geographie- und Geschichtswerken können wir viel über Handel, Pilgerfahrten, Reisen und Karawansereien erfahren. Der iranische Dichter und Schriftsteller Naser Chosro, der besonders durch seinen Reisebericht berühmt wurde, weist in diesem auf zahlreiche Karawansereien hin, in denen er unterwegs Halt machte. Zum Beispiel bei der Beschreibung seiner Reise von Nain nach Tabbas in der Wüste schreibt er: „Wir erreichten eine schöne Karanwanserei die einen großen Wasserspeicher besaß. Ohne diese Karawansereien mit ihrem kostbaren Wasser, hätten wir die Wüste nicht durchqueren können.“
Die ersten muslimischen Herrscherdynastien legten großen Wert auf die Errichtung von Bauwerken für die Allgemeinheit wie Karawansereien. Im 11. Jahrhundert nach Christus begann die Entfaltung der islamischen Künste insbesondere der Baukunst. Gebäude wie Moscheen und Karawansereien wurden meistens in Gestalt des zwei oder vier-Eywan-Modells gebaut. Diese Entwicklung hielt bis zu dem verheerenden Mongoleneinfall an.
Die nachfolgenden Generationen der Mongole begannen sich für die iranische Kultur zu interessieren. Auch sie verliehen dem Handel, der Wirtschaft und dem Bau von Karanwansereien einen Aufschwung und überließen deren Schutz den Heereskräften. Chadscheh Raschideddin Faslollah machte sich durch die vielen öffentlichen Bauwerke wie zahlreiche Karawansereien in der iranische Geschichte einen Namen. Im Reisebericht des Italieners Marco Polo lesen wir in dem Abschnitt über Iran und seine Reise von Yazd nach Kerman: „Yazd ist eine große Stadt und seine Einwohner sind Muslime. Wenn sie von Yazd nach Kerman ziehen wollen, sind sie 8 Tage unterwegs und müssen die Wüste durchqueren. Aber unterwegs gibt es drei Karawansereien zum Ausruhen, und dadurch wird ihr Weg erleichtert.“
Zweifelsohne war die Ära der Safawiden das goldene Zeitalter des iranischen Karawansereienbaus. Der Handel im Inland und mit dem Ausland erlebte eine Blütezeit und die Pilgerreisen von Iranern und die Reisen von Ausländern in den Iran nahm augenfällig zu. An der Wegstrecke zu Pilgerorten wie der Heiligen Stätte von Imam Resa in Maschhad, der Ruhestätte Imam Husseins in Karbala und dem Grab Imam Alis in Nadschaf wurden zahlreiche Karawansereien erbaut und die meisten davon gibt es heute noch. Zur Zeit der Saffawiden wurden wegen der Ausfuhr von Waren nach Europa , China und Indien, die iranische Handelsstraße zu den Grenzen des Landes ausgebaut.
Es sind also 25 Jahrhunderte seit der Entstehung der ersten Karawansereien im Iran vergangen. Wie Forscher, darunter der amerikanische Iranist Professor Arthur Pope meinte, war die Begründung des Karawansereibaus im Iran ein großer Erfolg für die iranische Architektur und der Karawansereibau hat nirgendwo anders auf der Welt die besonderen Funktionen und Merkmale , die er im Iran besitzt. Die Karawansereien sind auch gesellschaftlich gesehen von Bedeutung. Reisende die aus allen Orten in die Karawansereien kamen , nahmen miteinander Kontakt auf und erfuhren über die verschiedenen Ansichten und Bräuche.
In der alten persischen Dichtung taucht öfters das Wort Karawanserei auf. Oftmals wird in der Poesie der Mensch als Reisender in der Karawane des Lebens bezeichnet und die Welt mit einer Karawanserei verglichen. Der auf das Weltliche ausgerichtete Mensch wird gemahnt, dass das Leben auf der Erde vorübergehend ist.