Mit „Auswanderung“ bzw. „Hidschra“ (arabisch: الهِجْرَة) wird in der Regel die große Auswanderung des Propheten Muhammad (s.) von Mekka nach Medina beschrieben. Acht Jahre vorher hatte die kleine Auswanderung stattgefunden.
Mit der großen Auswanderung beginnt die islamische Zeitrechnung. Im islamischen Mondkalender wird die Jahreszahl dann durch die Abkürzung „n.d.H.“ oder „n.H.“ (nach der Hidschra) ergänzt. Die Auswanderung begann Mitte Juli 622 n.Chr. an einem Freitag.
Die Auswanderung symbolisiert im weiteren Sinn, dass man alles, was man liebt, zurück lassen muss, um es eines Tages zurück zu erhalten. Nur das, wovon sich die Seele freiwillig trennt, wovon sie sich „befreit“, kann sie freudig wieder empfangen. Die Auswanderung symbolisiert auch, dass der Mensch sein eigenes „Ich“ verlassen muss, um zu ihm zurück kehren zu können. In Nachahmung der Auswanderung vollziehen Pilger das Verlassen Mekkas auch bei der Pilgerfahrt.
Prophet Muhammad (s.) musste Mekka verlassen, weil die Anführer der Quraisch in der Nacht einen gemeinschaftlichen Anschlag gegen ihn verüben wollten. Er erhielt eine Offenbarung zur Auswanderung. Gemeinsam mit Abu Bakr und einem Wegführer namens Abdullah Duali verließ er in aller Stille die Stadt, während Imam Ali (a.) zur Tarnung sich ins Bett des Propheten (s.) legte. Die kleine Gruppe des Propheten Muhammad (s.) wählte die Auswanderungsroute des Propheten (s.) und wurde dabei durch ein Wunder, welches in der Sure über die Spinne beschrieben wird, gerettet.
Sie hatten sich in der Höhle Thaur vor ihren Verfolgern versteckt. Innerhalb kürzester Zeit errichtete eine Spinne ihr Spinnennetz am Eingang und ein Vogel sein Nest, so dass die Verfolger davon ausgingen, dass niemand in die Höhle eingetreten ist. Durch eine ungewöhnliche Auswanderungsroute konnten die Verfolger abgeschüttelt werden. Ein weiteres Wunder erfolgte unterwegs beim Zusammentreffen mit Umm Mabad.
In Medina wurde Prophet Muhammad (s.) mit dem Willkommenslied begrüßt.
Die nach heutiger Kenntnis genauen Daten der Auswanderung sind: In der Nacht von 26. auf 27. Safar im Jahr 1 n.d.H. (umgerechnet 9.9.622 n.Chr.) verließ Prophet Muhammad (s.) Mekka in der Mabiyt-Nacht [laylat-ul-mabiyt]. Er blieb kurz darauf drei Tage in der Höhle Thaur. Am Montag den 1. Rabi-ul-Awwal verließ er den Großraum Mekka, was als Beginn der Islamischen Zeitrechnung gewertet wird. Am 8. Rabi-ul-Awwal erreichte er den Ort in der Nähe von Medina, wo die erste Moschee des Islam aufgebaut wurde. Am 12. Rabi-ul-Awwal erreichte er Medina zum ersten Freitagsgebet am Ort und wurde mit dem Willkommenslied für Prophet Muhammad begrüßt.
Später wurde auf Hinweise des Propheten zwar das Jahr der Auswanderung als Anfangsjahr der Islamischen Zeitrechnung gewertet, aber der Monat der Auswanderung Rabi-ul-Awwal wurde zum 3. Monat des Islamischen Kalenders, so dass das erste Jahr der Zeitrechnung zwei Monate kürzer ist.