Am 10. Juni ist der Internationale Tag des Kunsthandwerkes. Anlass, um eines der schönsten Beispiele des Kunsthandwerkes Irans vorzustellen, nämlich den handgeknüpften iranischen Teppich.
Iran blickt auf eine 5 Tausend Jahre alte Kultur zurück und besitzt daher ein großes Kulturerbe und ein vielfältiges Kunsthandwerk. Im Ausland kennt man mehrere Zweige des iranischen Kunsthandwerkes– wie Knüpf- und Webwaren, Töpfereiware, die Kalligrafie, kunsthandwerkliche Gegenstände aus Metall oder aus Stein und weitere. Das Kunsthandwerk von 8 iranischen Städten und zwei iranischen Dörfern wurden international registriert. Damit überragt Iran China, welches mit 6 Städten, sowie Chile, welches mit 4 Städten und Dörfern, den zweiten bzw. dritten Platz einnimmt.
Es gibt 370 verschiedene kunsthandwerkliche Zweige im Iran. Sie werden in 24 Sparten aufgeteilt. Zu den kunsthandwerklichen Erzeugnissen Irans, die international Beachtung finden, ist der Knüpfteppich zu zählen, der so genannte Perserteppich. Der 10. Juni, an dem der Welttag des Kunsthandwerkes begangen wird, ist im Iran der Nationaltag des Teppichs. Also möchten wir zu diesem Anlass über dieses kunsthandwerkliche Erzeugnis unseres Landes sprechen.
In der Landessprache Farsi gibt es zwei Wörter für Teppiche: das Wort Qali und das Wort Farsch. Das Wort Farsch umfasst jegliche Art von Teppich, sowohl Qali, als auch Gilim als auch Dschadschim . Aber mit dem Wort Qali sind nur Teppiche gemeint die Längs- Quer- und Florfäden haben.
Das Knüpfen von Teppichen im Sinne von Qali blickt auf eine Vergangenheit von mehreren Jahrtausenden zurück. Der griechische Geschichtsschreiber Xenophon, der so um 425 bis um 354 gelebt hat) schreibt in seinem Buch Erziehung des Kyros: „Die Iraner breiten unter ihrer Schlafstätte einen geknüpften Teppich aus, damit ihre Schlafstätte weich wird.“
Eines der bedeutendsten Teppichexemplare, die aus der Antike verblieben sind, ist der Pazyryk –Teppich. Seine Anfertigung datieren die Forscher auf 400 Jahre vor Christus zurück. Er stammt aus der Zeit, als die Achämeniden im Iran regierten.
Teppiche wurden anfangs erst als benötigter Gegenstand zur Bodenbedeckung von den Nomaden angefertigt, damit sie sich in ihren Zelten vor Kälte und Feuchtigkeit schützen. Im Laufe der Zeit wurde diese handwerkliche Kunst von einer Generation an die andere weitergegeben. Es wurde weiter verfeinert und die Teppiche wurden zunehmend kreativer und schöner gestaltet. Der Höhepunkt der Entfaltung der Teppich-Knüpfkunst im Iran fällt in das 16. und 17. Jahrhundert nach Christus und zwar in die Zeit der Safawiden, welche von 1501 bis 1736 herrschten. Die Teppichkunst wurde nämlich von dem Safawidenkönig Abbas der Erste unterstützt und außerdem wurde der geknüpfte Teppich zu einer Handelsware.
Heute ist der iranische Knüpfteppich in aller Welt wegen seiner Qualität und seinen abwechslungsreichen schönen Mustern und der besonderen Farbenkombination berühmt und findet Gefallen bei den Weltbürgern.
Ein Grund für die internationale Beliebtheit des iranischen Knüpfteppichs besteht außerdem in seiner Vielfältigkeit hinsichtlich Format, der Knüpfmethode und des Knüpfmaterials. Dementsprechend unterscheidet man verschiedene Arten.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist auch das Teppichmotiv. Wir wollen hier einige Anhaltspunkte dazu geben.
Ein beliebtes Teppichmotiv wird in Anlehnung an Bauwerke geknüpft. Zu den bekanntesten von ihnen gehört die Abbildung der Scheich Lotfollah Moschee in Isfahan, des Scheich Safi Al Din Ardebili Schreins in Ardebil und der Persepolis aus der Zeit der Achämeniden in der Provinz Fars.
Ein weiteres beliebtes Motiv ist das Schah Abbasi-Motiv. Ein wichtiges Element in diesem Motiv ist eine stilisierte Blume namens Gol-e Schah Abbas. Ein anderer Design ist der Buteh Dscheqqeh-Design – zu Deutsch: Paisley-Muster. Das wichtigste Element bei diesem Design ist ein Blatt mit spitz zulaufendem gebogenem Ende, welches an eine Zypresse erinnert. Buteh Descheqqeh ist ein Motiv aus der iranischen Antike.
Zu den neueren Teppich-Designs, welche beliebt sind, gehört der Afschan-Design. Bei diesem Design stehen alle Elemente und Abbildungen des Teppichs vollständig miteinander in Verbindung. Es ist als ob der Stift des Teppichdesigner von Beginn seines Entwurfes bis ans Ende unentwegt weitergezeichnet hätte und nicht abgesetzt worden wäre. Die Blüten und Blätter und Bänder sind über den ganzen Teppich verstreut. Charakteristisch für den Afschan-Design ist auch, dass keine der Blüten oder Blätter symmetrisch angelegt ist. Überhaupt werden die Regeln der Symmetrie bei diesem Design weggelassen.
Nicht zu vergessen ist der Arabesken-Design (zu persisch: Tarh Eslimi). Es ist ein Design mit Rankenornamenten. Außerdem sei der deracht (Baum)-Design erwähnt, ebenso wie das Motiv Schekar-Gah – mit Jagdszenen. Beim Qabi (Rahmen)-Tarh, auch: Cheschti(Ziegelstein)-Tarh wird das Teppichfeld in mehrere Kästchen aufgeteilt, die verschiedene Motive enthalten. Weitere Designs sind die Gebetsteppiche deren Motiv: Tarh-i Mehrabi an eine Gebetsnische erinnern, oder Teppiche mit Tarh-i Hendesi – schönen Mustern die mit geometrischen Linien hervorgezaubert werden.
Der iranische Knüpfteppich ist auch eine Exportware. Er ist bei der Kundschaft im Ausland beliebt und wird in bis zu 100 Länder ausgeführt. Der größte Abnehmermarkt für iranische Knüpfteppiche sind die Vereinten Arabischen Emirate, der Libanon, Italien, Pakistan, Deutschland und Frankreich.
Arhur Upham Pope, der amerikanische Historiker hat über das iranische Kunsthandwerk gesagt:
„Die Gegenstände des iranischen Kunsthandwerkes werden kunstvoll kreiert und jeder von ihnen vermittelt einen Eindruck von den Ansichten und dem Geschmack, dem Lebensstil und den Vorfahren der Bevölkerung dieses Landes. Im Kunsthandwerk kommt deutlich die Geschichte, Zivilisation, Mentalität und iranische Kunst zum Ausdruck. Wenn wir über das iranische Kunsthandwerk sprechen sollen, wissen wir nicht wo wir als erstes anfangen sollen. In jedem Winkel Irans, in den wir blicken sehen wir Menschen, die gemäß ihrer Kultur und Geschichte von ihren vorhergehenden Generationen eine Kunst geerbt haben und dieses Handwerk weiter pflegen und das Rad der Wirtschaft in Bewegung halten.“
Der 10. Juni ist der Tag an dem die Kunst geehrt wird. Das Kunsthandwerk der Völker gewährt einen Ausblick auf deren Geist und deren Kultur. Der 10. Juni ist ein Tag, der der Welt der Kunsthandwerker gewidmet ist und so auch den Teppichknüpfern im Iran, die liebevoll kostbare Werke schaffen. An diesem Tag sollen die Frauen und Männer gerühmt werden, die mit ihrer Kultur etwas kreieren, was nur in ihrer Heimat kreiert wird. Sie vermitteln der nächsten Generation ihre kostbare Fertigkeit, damit ihr Kunsthandwerk und dessen internationaler Ruf erhalten bleiben.