Das Sumpfkrokodil Gandu (persisch: گاندو)- in der Fachsprache mit Crocodylus palustris bezeichnet, ist das größte Reptil im Iran. Reptilien spielen eine wichtige Rolle für den Ausgleich im Naturkreislauf. Im Iran kennt man bislang ungefähr 200 Reptilien. Darunter nehmen Krokodile einen besonderen Platz ein. Es gibt sie nämlich nur in einem bestimmten Gebiet im Iran und zwar im Südosten der östlichen Provinz Balutschistan. Das iranische Krokodil wird in der Landessprache Temsah puzeh kuta (Kurzschnauzkrokodil) oder Temsah Talaabi – was wie im Deutschen Sumpfkrokodil bedeutet – genannt. Das Sumpfkrokodil, welches die Einheimischen „Gandu“ nennen, gehört zu der Familie der Echten Krokodile und zur Gattung Crocodylus. Die Weltnaturschutzunion IUCN hat bekannt gegeben, dass diese Krokodilart vom Aussterben bedroht ist.
Das Sumpfkrokodil Gandu (persisch: گاندو)- in der Fachsprache mit Crocodylus palustris bezeichnet, ist das größte Reptil im Iran. In seiner flachen Schnauze befinden sich im Oberkiefer 19 und im Unterkiefer 15 Zähne. Auf dem Schädel und in der Nackenregion weist es ein Paar große Schilde auf. Die Beine sind kurz. Die Vordergliedmaßen enden in einer fünffingrigen Hand mit langen Krallen. Die Hintergliedmaßen sind mit einer vierfingrigen Hand und kürzeren Krallen versehen. Der Rumpf ist olivengrün bis braun. An seinem weiß-gelblichen Bauch hat es keine Schuppen. Männliche Sumpfkrokodile erreichen normalerweise im Durchschnitt eine Körperlänge von 3 m. Aber diese Länge kommt beim iranischen Sumpfkrokodil nur selten vor. Die Weibchen können höchstens 2,45 lang werden.
Der Schwanz des Tieres macht ungefähr die Hälfte des Rumpfes aus. Mit diesem extrem kräftigen Schwanz kann es einem großen Säugetier die Knochen brechen. Doch das Tier hat auch ein sehr starkes und festes Gebiss und damit kann es problemlos die größten Knochen zermalmen. Sein Magen kann aufgrund der kräftigen Magensäure auch harte Gegenstände verarbeiten. Ein Velum Palatinum – Gaumensegel -verschließt und öffnet die Kehle und verhindert, wenn das Maul offen ist, ein Eindringen von Wasser in den Magen und Verdünnung der Magensäure.
Die Pupille dieser Krokodilart ist waagerecht und elipsenförmig und seinen nächtlichen Aktivitäten angepasst. Das Auge ist mit einem dritten Augenlid ausgestattet, das heißt mit einer transparenten Nickhaut, die sich im Wasser über das Auge schiebt und es schützt, ohne die Sicht des Tieres zu behindern. Die Augen sind so auf dem Schädel des Krokodils angeordnet, dass sie über dem Wasser liegen, auch wenn der gesamte Rumpf eingetaucht ist. Ähnlich wie die Augen sind auch die Nasenlöcher und Ohren so situiert, dass das Krokodil sie über Wasser halten und gleichzeitig den restlichen Körper unter Wasser verbergen kann.
Bei dem iranischen Sumpfkrokodil beobachten wir ein interessantes Verhalten und zwar legt das Tier tiefe Gräben neben dem Fluss oder dem Sumpf, in dem es lebt, an. Diese Gräben können zum Teil mehrere Meter tief sein und bis zu 15 Meter lang werden. Zur heißen Tageszeit suchen die Gandus in diesen Gräben Schutz. Durch diese Aktivität der Gandus gelangt automatisch in der heißen Jahreszeit und während der Dürre Wasser aus den Sümpfen in die Gräben und wird dort gespeichert. Deshalb mögen die iranischen Balutschen, deren Gebiet unter ständigem Wassermangel leidet, das Sumpfkrokodil und sagen: Überall wo es Gandus gibt, gibt es auch viel Wasser.
Mitte März ist die Paarungszeit der Gandus. Das Weibchen legt im Juni die Eier ab. An einer ausreichend feuchten Stelle am Ufer gräbt es ein tiefes Loch und legt 20 bis 35 Eier hinein. Aus 60 Prozent des Eigeleges schlüpfen nach 65 Tagen die Jungen aus. Sie sind dann 20 bis 25 cm groß. Ihre Nahrung stellen Insekten und deren Larven dar, sowie Amphibien und deren Larven, Fischlarven und Jungfische . Aber nur 5 bis 10 Prozent der Jungkrokodile erreichen das Erwachsenenalter von 5 bis 10 Jahren. Der größte Teil wird von Raubvögeln und Reihern, Füchsen, Schakalen oder Hunden gefressen.
Die Bevölkerung im Südosten Irans hat ein gutes Verhältnis zu den Sumpfkrokodilen. Dieses Tier ist für sie wie etwas heiliges und sie tun ihm nichts an. Die Einwohner bringen sogar in Dürrezeiten die Gandus von ausgetrockneten Tümpeln an andere Wasserstellen und versorgen sie mit Futter. Also geht von den Menschen keine Gefahr für diese Krokodilart aus. Bislang hat auch noch niemand im Iran Jagd auf dieses Tier gemacht. Aber die Dürrezeiten in den letzten 20 Jahren und das Austrocknen von Tümpeln und Seen haben den Tod einer größere Anzahl dieser wertvollen Art zur Folge gehabt. Eine weitere Ursache für den Rückgang der Population der Gandus sind schwere Überschwemmungen in ihrem Lebensraum. Außerdem werden die Jungtiere auch von ihren größeren Artgenossen verschluckt. Das sind alles natürliche Gefahrenfaktoren für das iranische Sumpfkrokodil. Dazu kommen Faktoren wie die Veränderung der Zusammensetzung des Süßwassers in den Flüssen durch chemische Verschmutzungen, die entweder direkt oder indirekt das Leben der Gandus in Gefahr bringen: zum Beispiel Kontamination durch Mittel zur Bekämpfung von Insektenplagen und Unkraut oder Waschmittel.
In Anbetracht dieser Tatsachen hat die Umweltschutzbehörde der Islamischen Republik Iran besondere Schritte zum Schutz und zur Vermehrung dieses Reptils in Angriff genommen. Die Mitarbeiter dieser Behörde kontrollieren den Lebensraum dieser seltenen Tierart und ergreifen Schutzmaßnahmen in der Gegend, wo die Gandus ihre Eier ablegen und der Nachwuchs ausschlüpft. Weitere Maßnahmen bestehen in der entsprechenden Information und Anleitung der einheimischen Bevölkerung.