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Dar al-Fonun – die erste moderne Hochschule Irans

Dar al-Fonun (persisch دارالفنون) war das erste Polytechnikum im Iran. 1851 von Naser ad-Din Schahs Premierminister Amir Kabir im Süden Teherans, in der Nasser Chosrow Straße gegründet, war das Dar al-Fonun (Haus der Wissenschaften) die erste moderne Hochschule Irans.

Mit der Gründung des Dar al-Fonun hatte der Iran erstmals nach der Auflösung der berühmten, höheren akademischen Anstalten, der mehr als 800 Jahre zuvor aufgelösten, von Schapur I. 271 gegründeten Akademie von Gundischapur sowie der unter dem persischen Großwesir Nizam al-Mulk errichteten Nizamiyahs, wieder eine akademische Lehr- und Forschungsstätte.

Eines der Hauptanliegen Amir Kabirs war es, die Wirtschaft Irans zu modernisieren, um an die industrielle Entwicklung in Europa Anschluss zu finden. Hierzu wurden vor allem akademisch ausgebildete Ingenieure benötigt. Darüber hinaus wollte Amir Kabir im Iran eine Armee aufbauen, die schlagkräftig genug war, das Land vor ausländischen Invasoren zu schützen.

Geschichte

Bei der Planung des Dar al-Fonun war sich Amir Kabir bewusst, dass er ausländische Lehrkräfte einwerben musste. Er beauftragte Mirza Dawud Khan, erster Dolmetscher am Hofe Naser al-Din Schahs mit dieser Aufgabe. Dawud Khan war ein aus Smyrna gebürtiger Armenier, der vor seiner Anstellung am persischen Hofe am österreichischen Konsulat in Smyrna als Dolmetscher gearbeitet hatte und neben seiner persischen Staatsbürgerschaft die österreichische Staatsbürgerschaft erworben hatte. Bei einem Besuch in Wien heiratete er eine Tochter des Barons von Schlechta und hatte daher beste Beziehungen zum Hofe in Wien. Dawud Khan reiste nach Wien, um Lehrkräfte für das Dar al-Fonun anzuwerben, und bereits 1851 begab sich eine erste Gruppe österreichischer Wissenschaftler, darunter der Mediziner, Ethnograph und spätere Leibarzt des Schahs, Jakob Eduard Polak, und weitere Offiziere nach Teheran. Die Hochschule bestand aus einem einen großen Innenhof umgebenden Gebäude mit 50 Klassenräumen, einem Theater, einer Druckerei, einer Bibliothek, einem großen Speisesaal und verschiedenen Arbeitsräumen und Laboren. Zu Beginn wurden neben Grundlagenfächern wie Mathematik und Logik vor allem angewandte Disziplinen wie Bergbau, militärische Strategie und Taktik, Artillerie- und Kavalleriewesen und Grundlagenkurse in Medizin (Anatomie, Chirurgie) gelehrt. Schrittweise wurden dann die Lehrgebiete um die Fächer Physik, Chemie und Pharmazie erweitert. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts lehrten 16 iranische und 26 europäische Professoren in den Disziplinen Medizin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Geologie, Militärwissenschaften und Geisteswissenschaften.

Zu Beginn des Lehrbetriebes im Jahr 1851 waren 135 Studenten eingeschrieben. Aus dieser ersten Gruppe der Studierenden gingen 1858 45 Absolventen nach Europa, um zu promovieren. Fünf Absolventen promovierten in Medizin und wurden nach ihrer Rückkehr als Medizinprofessoren am Dar al-Fonun verpflichtet. 1889 vermerkte der britische Botschafter in Teheran Lord Curzon, dass am Dar al-Fonun ungefähr 390 Studierende Lehrveranstaltungen besuchten, wovon 75 militärische Fächer belegt hätten, 140 würden Naturwissenschaften und Ingenieurwesen studieren, 90 studierten Fremdsprachen vor allem Französisch, Englisch und Russisch und 80 hätten Kurse im technischen Zeichnen, Architektur und Bauingenieurwesen belegt.

Die Saat Amir Kabirs war aufgegangen. Irans Jugend nahm die geschaffenen Bildungsmöglichkeiten begeistert an. Die Druckerei des Dar al-Fonun publizierte herausragende wissenschaftliche Schriften in persischer Sprache und eröffnete das erste Fotostudio Irans.

Mit der Gründung der Universität Teheran im Jahre 1935 verlor das Dar al-Fonun seine Bedeutung als Hochschule.

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