Die Ausstellung CALL ME ANYTHING BUT ORDINARY ist eine Hommage an die Keramik aus dem iranischen Raum und schlägt eine Brücke zwischen Orient und Okzident, die Tradition und Moderne auf lebendige Weise miteinander verbindet. Die herausragenden und vielfältigen Leistungen der mittelalterlichen Keramiker werden in Dialog gesetzt mit zeitgenössischer Kunst aus Deutschland und dem Iran.
42 Objekte aus der Bumiller Collection / Universitätsmuseum für Islamische Kunst Bamberg werden zusammen mit Keramikfragmenten aus der ebenfalls historischen Sammlung Luschey ausgestellt. In ihrer Bandbreite repräsentieren die Sammlungen Bumiller und Luschey nahezu sämtliche Errungenschaften der mittelalterlichen Töpferkunst Zentralasiens und des Iran.
Glanzstücke bilden die ausgestellten Lüsterwaren und die Mina’i-Fragmente. Über die damaligen Handelsrouten zwischen dem Vorderen Orient und China verbreiteten sich Techniken und Motive und führten zu einem künstlerischen Synkretismus, der neue Formensprachen im iranischen Raum hervorbrachte. Die Ausstellung zeigt, dass Keramik keineswegs nur als Gebrauchsgegenstand zu betrachten ist, sondern auch als allgegenwärtiger Bild- und Informationsträger diente.
Der Frankfurter Künstler Jörg Ahrnt (*1965) arrangiert die Fragmente der Sammlung Luschey zu einer Installation und zeigt ausgewählte Zeichnungen. In seinem zeichnerischen Werk bezieht er sich auf historische Objekte des Iran und spiegelt die Strahlkraft der Schalenböden – Mittelpunkt der Objekte – als Bildträger und zentralen Blickpunkt wider. Seit zwei Jahrzehnten reist Ahrnt regelmäßig in den Iran, sein künstlerisches Schaffen ist sowohl von der persischen Kultur und Archäologie als auch von der Gegenwart des Landes geprägt. In seinen Arbeiten hinterfragt er den eigenen, westlichen Blick auf die Objekte und die Auseinandersetzung mit dem Material und der Formensprache.
Eine zweite zeitgenössische Position erweitert den Blick auf die historischen Exponate.
Mansure Najarpour (*1990), eine junge iranische Künstlerin aus Isfahan, die sich experimentellen Brenn- und Glasurtechniken verschrieben hat, ergänzt mit ihrem Werk die Ausstellung um zeitgenössische iranische Töpferkunst. Ihre Inspirationsquelle ist die Experimentierfreude und Freigeistigkeit der mittelalterlichen iranischen Keramiker. Die Textur und Farbgestaltung ihrer Arbeiten zeigen zugleich eine starke Verbindung zur Natur wie zu historischen Orten des Iran, und schaffen so eine Verbindung zur Gegenwart.
PUBLIKATION “FROM ORDINARY TO LUXURY”
Begleitend zur Ausstellung erscheint der erste Band der neuen Publikationsreihe „Studies on the Bumiller Collection“. „From Ordinary to Luxury“ ist eine wissenschaftliche Dokumentation und Analyse von 190 Objekten aus der Bumiller Collection. Eine nie wieder erreichte Fülle an
Dekortechniken wetteiferte vom 12. bis 15. Jahrhundert um die Gunst des Betrachters: polychrome Glasuren, Sgraffiato, deren eingeritzter Dekor figürlicher und abstrakter Ornamentik Raum bot, kostbarer Lüsterdekor, Unterglasurmalerei und feine Mina’i-Keramik sind nur einige der ausgefeilten und vielfältigen Techniken, auf die sich die zahlreichen Werkstätten spezialisiert hatten.
Pierre Siméon: “From Ordinary to Luxury. Islamic Ceramics from Iran, Central Asia and Afghanistan”, Studies on the Bumiller Collection vol. 1, Reichert Verlag, Wiesbaden 2019. Hrsg. von Verena Daiber, mit Vorworten von Oliver Watson und Lorenz Korn. 100 Seiten mit Zeichnungen und farbigen Abbildungen.
BUMILLER COLLECTION UND SAMMLUNG LUSCHEY
Manfred Bumiller trug zwischen 1981 und seinem Tod im Jahr 2018 die weltweit umfangreichste Sammlung historischer Metallarbeiten des 7. bis 17. Jahrhunderts aus dem iranischen Raum zusammen. Ergänzt wird die über 6.300 Objekte umfassende Sammlung von einer Reihe hochwertiger Keramikarbeiten, die sämtliche Gattungen iranischer Töpferkunst
umfasst.
Die Sammlung Luschey ist als Dauerleihgabe der Universität Bamberg im
Universitätsmuseum in Bamberg untergebracht. Heinz Luschey war von 1961 bis 1971 erster Direktor der Abteilung Teheran des Deutschen Archäologischen Instituts. In dieser Zeit sammelten er und seine Frau, die Kunsthistorikerin Ingeborg Luschey-Schmeisser, im Kunsthandel verschiedener iranischer Städte und bei Surveys repräsentative
Keramikfragmente des 8. bis 15. Jahrhunderts, sowie einige neuzeitliche Stücke.
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