Das Ghasel (oder Ghazal) ist eine lyrische Gedichtform, die bereits in vorislamischer Zeit entstanden ist. Die Blüte der Ghaselendichtung wird im persischsprachigen Raum etwa ab dem 13./14. Jahrhundert erreicht (z. B. Rumi, Hafiz).
1771 erschien die erste europäische Übersetzung von persischer Lyrik der Form der Ghasel, eine bis dahin nicht gekannte Form, die in der deutschsprachigen Poesie große Wirkung entfalten sollte.
In lateinischer Sprache publiziert wurden die Gedichte durch den österreichisch-ungarischen Botschafter in London und Berlin, Graf Karol Reviczky (1737–1793), dessen Werk Specimen Poeseos Persicae neben Gedichten aus dem Diwan des Dichters Hafis auch eine vielbeachtete Geschichte der persischen Poesie enthielt.
Im Spätsommer 1771 veröffentlichte Albrecht von Haller einen Staatsroman mit dem Titel Usong.
Eine morgenländische Geschichte, der von einem Herrscher im Persien des ausgehenden 15. Jahrhunderts handelt, den Haller als einen gutmütigen, aufgeklärten Despoten idealisiert. Dies ist für das deutsche Persienbild jener Zeit von Belang.
In der deutschsprachigen Literatur trat das Ghasel zunächst in Übersetzungen persischer Lyrik auf. Auch Goethe versuchte sich während seiner Arbeit am West-Östlichen Divan daran, fand jedoch keinen Gefallen an der starren Form.
Im 19. Jahrhundert waren Ghaselen als Probe dichterischer Kunstfertigkeit (Virtuosität) recht beliebt, etwa bei August von Platen, Theodor Storm, Gottfried Keller, Detlev von Liliencron. Sie übernahmen jedoch nur die Form, nicht die inhaltliche Tradition; Platen etwa benutzte es für lyrische Stimmungsbilder.