Ayeneh-kari, die faszinierende iranische Kunst, Spiegelglas in Gips einzubetten, verwandelt Innenräume in schimmernde Meisterwerke.
Dieses alte Handwerk, bei dem geometrische, florale und kalligrafische Muster gewebt werden, verzaubert nicht nur das Auge, sondern bewahrt durch seine strahlende, reflektierende Schönheit auch das reiche kulturelle Erbe des Iran.
Die Kunstform ist nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern dient auch einem praktischen Zweck als langlebige Verkleidung für Innenräume.
Laut Iranica waren venezianische Glasmacher im 15. Jahrhundert Vorreiter bei der Herstellung kleiner Spiegel, indem sie geblasene Glaszylinder aufschnitten, die dann poliert und versilbert wurden. Bis 1507 perfektionierten sie eine Methode, bei der Glasscheiben mit einer Amalgammischung aus Zinn und Quecksilber beschichtet wurden, was im späten 17. Jahrhundert zur Herstellung von Flachglas führte. Im Gegensatz dazu war die persische Glasherstellung so weit zurückgegangen, dass altes Glas wieder eingeschmolzen und ein minderwertiges Produkt hergestellt wurde. Der Safawiden-Monarch Schah Abbas I. belebte die Industrie jedoch wieder, indem er venezianische Glasmacher in den Iran einlud, was einen bedeutenden Wandel in der persischen dekorativen Kunst markierte.
Während der Kadscharenzeit erfreute sich Ayeneh-kari als herausragendes Dekorationselement großer Beliebtheit. Importierte europäische Spiegel, oft rechteckig mit kunstvollen Glasrahmen, wurden als luxuriöse Blickfänge oder als komplett verspiegelte Fassadenverkleidungen verwendet. Diese Spiegel wurden verwendet, um Fassaden zu schmücken, die den Übergang von Außen- zu Innenräumen markierten, und erzeugten ein schillerndes Wechselspiel aus Licht und Reflexionen. Ein beispielhaftes frühes Beispiel für Ayeneh-kari ist im Chehel-Sotun-Palast aus dem 17. Jahrhundert in Isfahan zu sehen und zeigt die Opulenz und Raffinesse dieser Kunstform.
Der safawidische Monarch Schah Abbas I. belebte die Industrie neu, indem er venezianische Glasmacher in den Iran einlud und damit einen bedeutenden Wendepunkt in der persischen dekorativen Kunst markierte.
In der Zand- und Qajar-Zeit wurden Spiegeldekorationen in verschiedenen architektonischen Elementen wie Portalen, Obertoren, Fensterrahmen, Wänden, Decken und Säulen weit verbreitet eingesetzt. Diese Technik wurde in Pavillons, Privathäusern, Teehäusern, königlichen Gebäuden, Schreinen und Zurkhanehs – traditionellen Sportstätten – eingesetzt. Mehrere Spiegel mit geätzten und bemalten Glasrahmen bildeten die traditionellen rechteckigen Einheiten für Fassaden und schufen eine harmonische Mischung aus Kunst und Architektur.
In der Pahlavi-Zeit fand Ayeneh-kari seinen bemerkenswertesten Ausdruck in modernen Äquivalenten traditioneller iranischer Architekturelemente wie Talaren (Vorbauten oder Hallen) und Iwanen (rechteckige, gewölbte Räume, die auf einer Seite offen sind). Diese Strukturen wurden mit Spiegelglas versehen, um ihre optische Attraktivität zu steigern und so das Erbe von Ayeneh-kari in der zeitgenössischen Architektur zu bewahren.
Der Prozess von Ayeneh-kari ist sorgfältig und arbeitsintensiv. Künstler beginnen mit dem Entwurf der Muster und lassen sich dabei von geometrischen Formen, Blumenmotiven und kalligrafischen Schriften inspirieren. Sobald das Design fertig ist, werden die Spiegel sorgfältig in die erforderlichen Formen und Größen geschnitten. Diese Spiegelstücke werden dann sorgfältig angeordnet und in eine auf die Oberfläche aufgetragene Gipsschicht eingebettet. Die erforderliche Präzision beim Platzieren jedes Fragments stellt sicher, dass das Endergebnis ein zusammenhängendes und schillerndes Mosaik aus reflektierendem Glas ist.
Es ist wichtig zu bedenken, dass Ayeneh-kari nicht nur eine dekorative Kunst ist; es verkörpert das kulturelle und historische Erbe des Iran. Die reflektierenden Oberflächen, die durch diese Technik entstehen, sind symbolisch und werden oft mit göttlichem Licht und spiritueller Erleuchtung in Verbindung gebracht. Das Zusammenspiel von Licht und Reflexion in Ayeneh-kari kann einen Raum verwandeln und ein Gefühl von Erhabenheit und Gelassenheit erzeugen. Diese Kunstform wurde verwendet, um Moscheen, Paläste und Mausoleen zu schmücken und diesen Räumen eine ätherische Qualität zu verleihen.
Trotz des Zeitablaufs fasziniert und inspiriert Ayeneh-kari weiterhin. Moderne Interpretationen dieses traditionellen Handwerks sind in der zeitgenössischen iranischen Architektur und Innenarchitektur zu sehen.
Heute finden die damit verbundenen Handwerker innovative Wege, Spiegelglas in moderne Räume zu integrieren und so Tradition mit Moderne zu verbinden. Die anhaltende Anziehungskraft von Ayeneh-kari liegt in seiner Fähigkeit, Schönheit durch Licht und Reflexion zu erzeugen, ein Beweis für den Einfallsreichtum und das künstlerische Können iranischer Handwerker.