Wir berichten heute über eine weitere selten gewordene Art der Katzenartigen im Iran. Es ist der iranische Karakal, der in der Landessprache Siah-Gusch (persisch: سیاهگوش), der Schwarzohrige genannt wird.
Der Karakal ist eine kleinere Art der Katzenartigen und eine der schwersten und schnellsten Katzen der Welt. Der Karakal darf nicht mit dem Luchs, einer anderen Art der Katzenartigen verwechselt werden. Lange Zeit wurde er aber wegen der Ähnlichkeit in die Kategorie der Luchse eingeordnet und in den europäischen Sprachen wird er sogar mit iranischer Luchs oder Wüstenluchs bezeichnet. Aber heute ordnet man ihn in eine einzige Gattung gleichen Namens in der Unterfamilie der Kleinkatzen ein.
Der Karakal wiegt zwischen 16 bis 22 kg. Der Körper misst 55 bis 90 cm, dazu kommt der Schwanz in einer Länge von 22 bis 34 cm. Die Schulterhöhe beträgt 40 bis 45 cm. Das männliche Tier ist etwas größer als das weibliche. Die Farbe des Fells wechselt von weinrot bis grau, ockerfarben und stellenweise schwarz. Die Jungtiere haben rote Flecke auf der Unterseite des Leibes und ihre Farbe ist dunkler als die der erwachsenen Tiere. Schnauze, Hals und auch Bauchseite des iranischen Karakals sind weiß. Typisch ist die Gesichtszeichnung in Form von jeweils einem schwarzen Streifen, der unter dem Auge beginnt und bis zur Nase verläuft . Das Gesicht ist verhältnismäßig klein, aber die Ohren sind größer als bei größeren Katzenartigen und die schwarzen Haare auf ihnen können bis zu 5 cm lang sein. Die Ohren des Tieres werden von 20 verschiedenen Muskeln bewegt. Der Karakal hat einen scharfen Gehörsinn, was einen großen Vorteil bei der Beutejagd darstellt.
Der Schwarzohrige zählt zu den Katzenartigen, die alleine leben und großen Wert auf ein eigenes Revier legen. Ihr Streifgebiet ist in den trockenen Gebieten besonders groß. Wie sein naher Verwandter, der Leopard, zieht er es vor, seine Beute aus dem Hinterhalt anzugreifen. Meistens ernährt sich der Schwarzohrige oder Karakal von Tieren mit einem Gewicht von weniger als 5 kg, wie Wüstenhasen, Mäuse und Vögel. Er kann aber auch Tiere erlegen, die größer sind als er selber. Dabei ist der Karakal der kleinste unter den Katzenartigen, die dazu in der Lage sind. Wenn das Beutetier größer ist als sie selber, springen die Karakals ihm auf den Rücken, schlagen ihm ihre Tatzen und Zähne in den Hals . Auf diese Weise erlegen sie Rehe und Bergziegen. Bei größeren Tieren, die die Raubkatze erbeutet, begnügt sie sich mit den Eingeweiden und den besseren Fleischpartien. Der Schwarzohrige zeigt sich auch sehr geschickt bei der Jagd auf Vögel. Oft gelingt es ihm gleich mehrere von ihnen aus der Luft aufzufangen. Er kann lange Zeit ohne Wasser leben. Der Wasserbedarf seines Körpers wird zum großen Teil aus seiner Beute gedeckt.
Karakals oder Schwarzohrige können eine Strecke von 100 km im Schnelllauf zurücklegen. Am aktivsten sind sie am frühen Morgen und bei Sonnenuntergang. Mittags und nachts ruhen sie sich in einer Astgabel oder im Pflanzendickicht oder unter Felsvorsprüngen aus. Im Winter suchen sie wegen Mangel an Beute auch entferntere Gegenden auf. Falls sie nicht genug zu Fressen finden, kann es sein dass sie bis zu 100 km weiterziehen.
Dieses Säugetier bringt bei jedem Wurf drei bis vier Junge auf die Welt. Paarungszeit ist Anfang Winter. Die Trächtigkeit dauert 70 Tage. 10 Tage nach der Geburt öffnen die jungen Kalakas die Augen. Ab 4. bis 6. Woche fressen sie Fleisch und in dieser Zeit hört das Muttertier auf sie zu stillen. Im 9. und 10. Monat werden die Jungtiere selbstständig und mit 14 bis 15 Monaten sind sie erwachsen.
Lebensraum des iranischen Karakals sind die Wüsten- und Halbwüsten. Er lebt insbesondere am Rand der iranischen Kawirwüste. Die südlichste Grenze des Verteilungsgebietes dieser Raubkatze ist der Landkreis Estehban und das Bahramgur Schutzgebiet im Osten der Provinz Fars. Die nördlichste Grenze liegt in der Provinz Nord-Chorassan im Nordosten des Landes . In westlichen Gegenden des Irans, d.h. in Ilam und Lorestan sowie im Osten des Landes in der Provinz Süd-Chorassan sind auch Karakals gesichtet worden. Das Naturschutzgebiet Abbasabad von Nain im Zentrum Irans bietet den Schwarzohrigen die besten Lebensbedingungen.
Leider ist die Lage der Schwarzohrigen, die als genetische Reserve gelten aus verschiedenen Gründen nicht gut – zum Beispiel wegen Ausbruch von Krankheiten unter ihnen, Zerstörung von Lebensräumen, Mangel an Beutetieren oder unerlaubter Jagd auf sie. Der Schwarzohrige sprich Karakal steht daher auf der roten Liste der IUCN – der Weltnaturschutzunion – für gefährdete Arten und die Biologen in der Islamischen Republik Iran führen wissenschaftliche Studien zum Schutz dieser wertvollen Art durch, um durch entsprechende Maßnahmen ihr Aussterben zu verhüten.