In seiner aufrüttelnden Autobiografie betrachtet Hamid Reza Yousefi Deutschland durch das Denkfenster eines transkulturell geschulten Psychologen. Er führt ein in seine Kindheit und in Etappen seiner dramatischen Entwicklung im Iran und in Deutschland. Yousefi skizziert ein völlig neues Bild des Iran, in dem keine Mullahs mit Knüppeln in der Hand herrschen. Er räumt mit festgefahrenen Vorurteilen auf. Unsere Medienmaschinerie ist nach Yousefi voller Iranfeindbilder. Yousefi zeigt, wer wir sind. Seine Diagnose ist hart: Wir leben in einer erregten und streitlustigen Gesellschaft mit selbstgerechten Eliten, die glauben, die alleinigen Hüter der Menschenrechte und Freiheit zu sein. Provoziert durch ökonomische Verführungen haben sie uns des kritischen Denkens beraubt. Wir leben in einem Irrenhaus der Freiheit, in dem »Feuchtgebiete« und »Dschungelcamp« Kult sind. In unserer verwirrten Öffentlichkeit bilden pathologischer Narzissmus und unerträgliche Überheblichkeit eine grausame Einheit. Mit schwarzer Rhetorik und heuchlerischer Meinungsfreiheit lenken wir das Gehirn der Öffentlichkeit, um den vermeintlichen Feind durch strukturelle Gewalt zu unterwerfen. Gelenkte Gehirne und billige Gutmenschen fühlen sich in diesem Irrenhaus der Freiheit pudelwohl. Sie verjagen jeden Sinn von Familie, Heimat und Identität. Wer sexuelle Abseitigkeit nicht als Freiheit verherrlicht, wird verstoßen. Wer unsere erfundenen Feinde nicht als Tyrannen mitbekämpft, wird aus dem gesellschaftlichen Geschehen ausgeschlossen. Es war einmal: Deutschland war das Land der »Dichter und Denker«. Diese Nostalgie ist lebendig begraben. Yousefi wendet sich an die deutschen Politiker und Funktionäre: Behebt die eigene verfehlte Bildungspolitik. Findet eine Lösung für den dramatischen Geburtenrückgang. Erschöpft euch nicht in vernichtenden Kriegen, in denen Ihr die Würde des Menschen mit Füßen tretet. Was habt Ihr mit Eurer Kriegsmaschinerie im Irak, in Afghanistan und in Syrien außer der Ermordung der Menschlichkeit erreicht? Der absurde Feldzug und die Lügenmaschinerie gegen den Iran zeigen ebenfalls selbstverliebte Wirtschaftsinteressen, die Menschenrechte und Freiheit zu hochbrisanten Kampfbegriffen modellieren und diese gegen jeden einsetzen, der uns nicht zu Füßen liegt. Herzlich willkommen im Irrenhaus der Freiheit!
»Mit Leib und Seele habe ich versucht, privat und in wissenschaftlicher Hinsicht Brücken zwischen Deutschland und dem Iran zu bauen, obschon ich immer wieder erfahren musste, wie aufreibend und teilweise vergeblich solche Versuche sind.«
Hamid Reza Yousefi
geboren 1967 in Teheran/Iran, ist Professor für Psychologie der Kommunikation und interkulturelle Philosophie. Er ist Psychologischer Psychotherapeut mit Schwerpunkt »Sucht«. Yousefi lebt seit 32 Jahren in Deutschland und ist Gründungspräsident des »Instituts zur Förderung der Interkulturalität« und Herausgeber des »Jahrbuchs Psychotherapie«. Studiert hat er in Trier Philosophie, Pädagogik und Psychologie, wo er in Philosophie promoviert wurde, habilitiert hat er sich in Koblenz. Seine Arbeitsgebiete umfassen Psychotherapiewissenschaft, stützende Psychotherapie und Grundfragen der Ethik, Menschenrechte und Toleranz. Seine neueren Publikationen sind »Perspektive für eine globale Philosophie«, »Kampfplätze des Denkens«, »Psychotherapiewissenschaft im 21. Jahrhundert: Zur Notwendigkeit einer kontextuellen Psychotherapiepraxis« und »Hermeneutik der Kulturen und ihr Einfluss auf das Unbewusste«.
Irrenhaus der Freiheit
Mein Weg zwischen den Kulturen
Hamid Reza Yousefi
Klappenbroschur, 12. Oktober 2021
Seiten: 312 mit 14 s/w Illustrationen; Format: 13,9 x 21,7 cm
ISBN: 978-3-95768-230-7