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Georg Friedrich Grotefend | Reihe: Deutsche Orientalisten

Georg Friedrich Grotefend (* 9. Juni 1775 in Münden; † 15. Dezember 1853 in Hannover) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Altertumsforscher. Er begann mit der Entzifferung der Keilschrift.

Entzifferung der altpersischen Keilschrift

Ausgangspunkt für Grotefends erste Entzifferung von zehn Zeichen der persischen Keilschrift binnen weniger Wochen im Jahr 1802 in Göttingen war eine Wette, bei der er den Standpunkt vertrat, es sei möglich, ein vollkommen unbekanntes Schriftsystem aus sich selbst heraus zu entziffern.

Keilschrift: Sie war von etwa 3200 vor Christus bis zur Zeitenwende im vorderen Orient in Gebrauch, geriet dann aber in Vergessenheit. Grotefend entzifferte sie im Alter von nur 27 Jahren.

Für seine Aufgabe nahm er sich eine von Carsten Niebuhr angefertigte Kopie von Inschriften aus dem Darius-Palast in Persepolis vor. Von dem dänischen Altertumsforscher Bischof Munter war kurz zuvor der Begriff für König als schrägliegender Keil erkannt worden. Als Griechischlehrer kannte Grotefend das historische Umfeld sowie die Namen der persischen Könige dieser Zeit. Es war ihm auch aus griechischer Überlieferung bekannt, dass die Königsnamen immer im Zusammenhang mit dem Namen des Vorgängers verzeichnet waren. Bei seiner Suche ging er von jener Form der Königsnamen aus, die einige Jahre zuvor von dem französischen Orientalisten Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron mit seiner Übersetzung des altiranischen „heiligen Buches“ Avesta veröffentlicht worden waren. Grotefend stellte fest, dass die Könige in der ihm vorliegenden Inschrift weder Kyros I. noch Kambyses I. sein konnten, da beide Namen mit dem gleichen Schriftzeichen begannen, das erste Zeichen dagegen verschieden war. Auch konnte es sich nicht um Kyros und Artaxerxes I. handeln, da der erste Name zu kurz und der zweite zu lang war. „Es blieben also nur Darius und Xerxes übrig“. Tatsächlich war nicht der Name des Thronfolgers Xerxes I., sondern der seines Vorgängers Darius I. mit dem Königstitel gekennzeichnet.

Die Leistungen Grotefends blieben zunächst nur einem kleinen Gelehrtenkreis um die Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften bekannt, deren Mitglied er 1820 wurde. Seine Entdeckung publizierte er erst im Jahr 1837. Der Philologe Wilhelm Meyer machte 1893 im Nachrichtenorgan der Gesellschaft Grotefends Dokumente einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.

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