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39. Fadschr-Filmfestival

Das Fadschr-Filmfestival gehört zu den wichtigsten Ereignissen der iranischen Filmwelt und findet jedes Jahr Anfang Februar statt

Vergangenes Jahr waren fast alle großen Kulturereignisse auf der Welt von der Corona-Pandemie überschattet und wegen der Ansteckungsgefahr blieben die Kinosäle leer. Zahlreiche wichtige Filmfestivals überall auf der Welt fielen aus.  So die 73. Cannes-Filmfestspiele und das Locarno Filmfestival in der Schweiz, das  Internationale Filmfestival Karlovy Vary und das Filmfestival Prag, beide  in Tschechien, die Hot Docs-Filmfestspiele  in Kanada, das  Tribeca-Filmfestival  New York und weitere.  Auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wurden ebenso  das internationale Filmfestival Edinburgh, Schottland, das 46. Filmfestival Seattle, USA, das Filmfestival Istanbul und die Filmfestspiele Tawain, das Filmfestival Brüssel, das in Washington D.C. und das in Luxemburg. Ebenso verzichtete Iran 2020 auf den für Mai angesetzten internationalen Wettbewerb des 38. Fadschr-Filmfestivals.

Auf der nationalen Ebene fand der Wettbewerb jedoch statt.  Allerdings verlief diese 39. Runde des Festivals, bei dem seit seiner Ersteröffnung im Februar 1983 die Teilnehmer um den kristallenen Simorgh, Ehrendiplome und Ehrentafeln wetteifern, etwas anders als sonst.  

Schriftführer des  39. Filmfestivals, welches innerhalb der 42. Siegesdekade der Islamischen Revolution  veranstaltet wurde, war Mohammad Mehdi Tabatabai nejad.  Die teilnehmenden Filme dieser Festivalrunde vom 1. bis 10. Februar wurden in 70 Kinosälen in 30 Provinzen des Landes und 5 Freihandelszonen  vorgeführt. Dieses Jahr haben gleich sieben junge Regisseure ihre Erst-Werke vorgestellt, während von den bekannten Regisseuren mit langer Arbeitserfahrung fast kaum einer einen Antrag auf Teilnahme an den Festival eingereicht  hatte. Dafür waren jedoch die Filme einiger junger Teilnehmer sehr vielversprechend für die Zukunft des iranischen Kinos.

Wegen Corona ist automatisch das Publikumsinteresse zurückgegangen. Dennoch wurden die 70 der Kinos, welche ein Jahr lang schließen mussten, anlässlich der Vorführung der in den letzten 12 Monaten  produzierten Filme geöffnet.  Natürlich durften die Säle nicht voll sondern gemäß dem Gesundheitsprotokoll nur zu 30 Prozent besetzt sein und die Kinobesucher mussten in angemessenem Abstand Platz nehmen. Zwischen den Vorführungen  musste eine größere Pause eingelegt werden,  damit die Säle gut durchlüftet werden und eine Desinfizierung erfolgt. Auch alle weiteren Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Infektion mit Covid 19 wurden beachtet.

Der beste Film aus nationaler Sicht wurde auf den Abschlusszeremonien des 39. Fadschr-Filmfestivals vorgestellt und mit dem kristallenen Simorgh ausgezeichnet und zwar war es der Film des Regisseurs Ali  Ghafari und des Produzenten Ibrahim Asghari mit dem Titel „Tak tirandaz“ –Einzelschütze.

Der Film „Einzelschütze“ schildert das Leben von Schahid Abdurrasul Zarin. Er war ein iranischer Kämpfer, der während des Verteidigungskrieges gegen die Invasion der Armee des irakischen Ex-Diktators Saddam, den Märtyrertod starb. Einige haben Zarin  wegen seiner Fähigkeiten als Einzelschütze „Ein-Mann-Bataillon“ genannt.  Der Regisseur Ali Ghafari hat gestützt auf die Biografie von  Schahid Zarin einen  spannenden Film gedreht. Einige Merkmale dieses Märtyrers hat  er genau wiedergegeben, wie zum Beispiel seinen Isfahaner Akzent und sein freundliches Verhalten und dass er Vater von 7 Kindern war und seine Waffe nie  auf einfache Soldaten des feindlichen Heeres gerichtet hat, erst recht nicht wenn sie im Gebet waren, sondern   nur  Befehlshaber des feindlichen Heeres ins Visier nahm.

Das Regiebuch für Tak-tirandaz vernachlässigt zwar etwas die vielen Aspekten des privaten und gesellschaftlichen Lebens eines gläubigen Menschen und gibt in Wahrheit nur eine Seite von Schahid Zarin wieder , dafür stellt es aber umso mehr den kühnen Kampf dieses Einzelschützen während der Verteidigung von Land und Leuten in den Vordergrund.

Ali Ghafari unterstreicht, dass der gesamte Film auf realem Dokumentationsmaterial über Schahid Zarin  und auf den Erinnerungen seiner Kinder an 15 Jahre seines Lebens sowie auf Gesprächen mit seinen Mitkämpfern aufbaut.  Natürlich hat der Regisseur von Tak-Tirandazi bei  gleichzeitiger Treue zur Realität, dem Film über diesen Märtyrer zwecks optischer Bereicherung einige Szenen hinzugefügt. Außerdem sind an einigen Stellen dieses Filmes die Stimmen der Kinder von Schahid Zarin und am Ende des Filmes die Stimmen seiner Mitkämpfer zu hören.

Ali Ghafari kündigte auf dem diesjährigen Fadschr-Filmfestival an, dass in  Bälde ein Buch über das Leben von Schahid Zarin unter dem Titel „Ein-Mann-Bataillon“ erscheinen wird, welches noch mehr mit dem Leben dieses Helden vertraut macht.

Und hier noch einige weitere Nachrichten über die Filme, die dieses Jahr an dem nationalen Wettbewerb des  Fadschr-Festivals teilgenommen haben.

Auf dem diesjährigen Festival war deutlich eine Tendenz zu sozialen Themen zu verspüren, zum Beispiel über Stadtrandbewohner, über Drogensucht, Armut und Probleme im Stadtleben. Besonders hervorgehoben wurden die Probleme, die sich aus Armut und Klassenunterschiede ergeben,  und die Filmdramatik konzentrierte sich vor allem  auf die Problematik der starken Einkommensunterschiede, womit  die Kritik an der Wirtschaftspolitik der Regierung ins Rampenlicht gerückt wurde.   

Sachverständige sind in diesem Zusammenhang außerdem der Meinung, dass wegen der Darstellung von  Zigaretten- und Drogenkonsum oder Selbsttötung und alleine schon wegen dem seelischem Druck, dem die Personen im Film gemäß Regiebuch ausgesetzt sind,  eine Einstufung der Filme nach Altersgruppen vorgenommen werden sollte. Dieser Punkt wurde bislang relativ wenig bei Filmvorführungen  beachtet.

Einige der Filme dieses Filmfestivals, die sozialkritisch waren oder sich mit den gefährlichen Folgen  sozialer Probleme auseinandersetzen, sind zwar lobenswert aber nicht für alle Altersgruppen geeignet und es wird erwartet, dass bei der öffentlichen Vorführung dieser Filme dieser Aspekt in Zukunft besser berücksichtigt wird.

Erstaunlich ist die zwischenzeitliche beachtenswerte Entwicklung des iranischen Kinos auf zwei Gebieten gewesen, einerseits hinsichtlich der Filmtechnik und andererseits hinsichtlich der Werke von Iranerinnen.

Was die Filmtechnik betrifft, so waren auf der diesjährigen 39. Runde der Fadschr-Filmfestspiele Senen zu sehen, die zuvor seltener so gelungen und technisch weiterentwickelt geschaffen  worden  sind. Die Sondereffekte, die eingesetzt wurden, waren hervorragend.  Dank des technischen Fortschrittes haben die Drehbuchautoren die Möglichkeit gefunden, ihrer Phantasie mehr als zuvor freien Lauf zu lassen und Dinge und  Ereignisse  einzubauen, die vielleicht zuvor hinsichtlich Technik, Kameraführung und Dreharbeiten gar nicht realisierbar gewesen wären. Bei den diesjährigen Festspielen zeichneten sich diese Fortschritte besonders an dem Film „Ruzi as Ruzegari Abadan“ von Hamid Reza Azarang über einen Drogenabhängigen und seine Familie ab.

Andererseits fielen  auf dem diesjährigen Filmfestival auch die beachtlichen Fortschritte  iranischer Regisseurinnen auf. So fand Frau Narges Abyar mit ihrem professionellen Film „Ablaq“ (schwarz weiß Gescheckter)  ein positives Echo, sowohl bei den Filmfachleuten – und Filmkritikern als auch beim Publikum.  „Ablaq“ wurde auf den Abschlusszeremonien mit dem Simorgh-Preis für den Publikumsfavoriten ausgezeichnet.

Frau Aida Panahandeh  ragte auf dem diesjährigen Fadschr-Filmfestival mit ihren neuen Ideen und ihrer Kreativität und Professionalität als Regiebuchautorin und Regisseurin hervor. Ebenso glänzten wieder die iranischen Filmdarstellerinnen in ihrem Rollenspiel.

 

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